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„Sumpf neuer Untervarianten“: Das wissen wir über Omikron-Typ BA.2.75.2

Omikron-Typ BA.2.75.2: "Sind in einer Phase, wo wir Sumpf neuer Untervarianten sehen"
Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Ein Ende der Corona-Pandemie ist Wissenschaftler:innen zufolge nicht in Sicht. Stattdessen tun sich verschiedene Untervarianten des Virus auf. Was bedeutet das für den Herbst und Winter? Und welche Eigenschaften hat der neue Omikron-Typ BA.2.75.2?

Ab Oktober gelten neue Corona-Regeln in Deutschland. Expert:innen warnen unterdessen davor, dass sich das Virus ständig weiter verändert. Von Mutationen ist dann die Rede.

In der Vergangenheit haben sich so neue Omikron-Sublinien entwickelt, die Wissenschaftler:innen genau beobachten. Während der Omikron-Typ BA.5 nach wie vor das Infektionsgeschehen hierzulande bestimmt, gelingt es der Untervariante BA.2.75.2 offenbar, die Antikörper-Immunität durch Impfung und Infektion zu umgehen. Das legt eine neue Studie aus Schweden nahe.

„Bei der gleichen Menge an Antikörpern, die man im Blut findet, wird diese neue Untervariante die Zellen leichter infizieren können als BA.5“, zitiert der Spiegel Benjamin Murrell und Daniel Sheward vom renommierten Karolinska Institutet in Stockholm. Sie haben die Studie durchgeführt. Das Medikament Evusheld, das immungeschwächte Krebspatient:innen vor Sars-CoV-2 schützen konnte, soll dem Bericht zufolge gegen BA.2.75.2 „nahezu wirkungslos“ sein.

Omikron im Winter – Expertin mahnt zur Vorsicht

Was bedeutet das für den Herbst und Winter? Die Epidemiologin Emma Hodcroft vom Biozentrum Basel rät in einem Twitter-Thread zur Vorsicht. „Ich denke, es wäre klug, sich sowohl auf eine Zunahme von Covid-19 aufgrund von saisonalen (Verhaltens-)Veränderungen als auch auf eine neue Variante vorzubereiten.“ Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, insbesondere bei größeren Menschenansammlungen, sei daher immer noch wichtig, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Es stünde ein „in mehrerlei Hinsicht harter Winter“ bevor.

BA.2.75.2 bereitet sich derzeit vorwiegend in Indien und in den USA aus. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, wie schnell neue Corona-Varianten auf andere Länder übergreifen können. Auch in Deutschland gibt es bereits Fälle. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt: „BA 2.75.2 könnte die nächste Variante werden, die sich durchsetzt.“ Die Daten reichten jedoch für eine verlässliche Prognose nicht. Der SPD-Politiker zeigt sich optimistisch: „Aber auch gegen diese Variante wären wir ausreichend vorbereitet.“

Der Virologe Björn Meyer vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universität Magdeburg erklärt laut Spiegel: „Wir sind in einer Phase, wo wir sehr, sehr viele neue Untervarianten sehen, einen Sumpf neuer Untervarianten.“ Es sei schwer vorherzusagen, welche sich davon am Ende bei uns oder weltweit durchsetzen werde. Ein Pre-Print chinesischer Forscher:innen zeigt auf, dass sogenannte Immunfluchtvarianten recht einfach entstehen können.

BA.2.75.2 kann offenbar der Antikörperantwort ausweichen

Wie schwer der Krankheitsverlauf durch neue Sublinien sind, ist derzeit unklar. Dass BA.2.75.2 der Antikörperantwort ausweichen kann, bedeutet zum Beispiel nicht, dass die Immunantwort nicht mehr ausreicht, um vor einem schweren Verlauf zu schützen – weshalb (Booster-)Impfungen weiterhin ratsam sind. Sie empfiehlt auch Epidemiologin Hodcroft.

Es ginge neuen Corona-Varianten nicht darum, „Todesfälle und Zustände wie in Bergamo“ zu befürchten, sagt Marco Binder, Virologe am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg dem Spiegel. „Aber es könnte gut sein, dass man sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ansteckt und dass viele Menschen in kurzer Zeit krank werden.“ Die möglichen Folgen: hochschnellende Fallzahlen und damit Arbeits-, Unterrichtsausfälle, mehr belegte Krankenhausbetten – und das Risiko von Langzeitfolgen.

Wann endet die Corona-Pandemie?

Dem Bericht zufolge geht der Virologe Björn Meyer davon aus, dass es noch mehrere Jahre dauern könnte, bis eine breitere Immunität in der Bevölkerung das Mutationsspektrum des Coronavirus besser abdeckt. Dann, so der Experte, wäre die Bevölkerung so vor Erkrankungen geschützt, dass man von einem Ende der Pandemie sprechen könnte. Unterdessen plädieren Wissenschaftler:innen dafür, Impfstoffe und Antikörper-Cocktails zu entwickeln, die gegen die unterschiedliche Varianten und Subvarianten gleichzeitig wirken.

In Deutschland hat die Ständige Impfkommission (Stiko) kürzlich ihre Empfehlung zu Omikron-Boostern ausgesprochen. Sie empfiehlt Auffrischungsimpfungen für alle ab zwölf Jahren, sowohl mit für die Omikron-Variante BA.1 angepassten Booster also auch mit auf die Subvarianten BA.4/BA.5 abgestimmte Impfstoffe.

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