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ARD-Wetterexperte über die Klimakrise: „Jetzt kommt die Fühlbarkeit“

Sven Plöger über die Klimakrise: "Wir müssen ein Geschäft machen, wo alle mitmachen wollen"
Screenshot: ARD-Mediathek / Maischberger

Dürre, Starkregen und Waldbrände sind laut Wetterexperte Sven Plöger die neue Normalität. Der Klimawandel sei damit haptisch greifbar für uns. Trotz Schreckensprognosen, erklärt der Wetterexperte bei Sandra Maischberger, warum er die Hoffnung nicht verliert.

Seitdem Bundeswirtschaftsminister Habeck vergangene Woche die Gas-Alarmstufe ausgerufen hat, mehren sich Diskussionen zur Frage: Müssen Verbraucher:innen Energie sparen? Inwieweit Bürger:innen in die Pflicht zu nehmen sind, war auch Thema am Dienstagabend bei Sandra Maischberger. Der Tenor: Menschen sollten aus eigener Überzeugung Energie sparen. Robert Habeck sagte dazu in einem Interview vor einigen Tagen, wenn jemand nur wegen finanzieller Anreize Energie sparen wolle, würde er dieser Person erwidern: „Die kriegst du nicht, Alter!“

Nicht nur aus finanziellen Gründen und aufgrund der akuten Energiekrise ist es sinnvoll, Strom und Gas zu sparen. Wetterexperte Sven Plöger wies bei Sandra Maischberger darauf hin, dass dies auch wichtig im Kampf gegen die Klimakrise sei.

Dürren, Waldbrände und Starkregen „neue Normalität“

Ob Dürre, Waldbrände und Starkregen die „neue Normalität“ seien, wollte Maischberger vom Wetterexperten wissen. „Das ist neue Normalität, definitiv. Das ist Klimawandel haptisch. Das muss man so klar sagen.“ Die Brände der letzten Jahre seien Veränderungen, die uns Wissenschaftler:innen bereits vor 30 bis 40 Jahren erzählt haben. „Da ist im Grunde genommen nichts neu, aber jetzt kommt die Haptik, jetzt kommt die Fühlbarkeit, und jetzt kommen plötzlich die Sorgen und der Schreck.“

Den Ernst der Lage macht der Meteorologe auch mit Blick auf die Dürren deutlich. „Wenn wir uns die Klimaprognosen anschauen, dann würden, wenn wir den Klimaschutz nicht schaffen in einem angemessenen Maß, dann würden zehnjährige Dürren in Europa, in Mitteleuropa, gewöhnlich werden können. Und das ist schon dramatisch.“

Dürren und die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal vor einem Jahr hängen für den Experten zusammen. Verkürzt erklärt er das: „Hochs und Tiefs werden langsamer, weil sich das Arktische Eis zurückzieht“. Ein Hochdruckgebiet, beispielsweise die Hitze momentan in Norditalien, und Tiefdruckgebiete, wie letztes Jahr über dem Ahrtal, blieben lange an einem Ort. Die Wetterlagen halte der Temperaturunterschied zwischen dem Äquator und dem Pol fest. Wetter gebe es laut dem Meteorologen, weil die Natur etwas ausgleichen möchte – warme Luft fließt dorthin, wo es kalt ist. Die Polarregionen erwärmen sich momentan jedoch, dadurch brauche es „weniger Ausgleichsbewegungen, weniger Wind“.

Es brauche ein „Geschäft“ bei dem alle mitmachen wollen

Trotz der Prognosen, die der Experte stellt und die Sorge bereiten sollten, bleibt Plöger optimistisch. Denn Energiesparen sei nicht nur im Hinblick auf die Energiekrise sinnvoll, sondern „macht Sinn“, um gegen die Klimakrise anzukommen. Dazu nennt er konkrete Ideen.

„Ganz grundsätzlich brauchen wir politische Rahmenbedingungen, die wirklich ein Handeln zulassen. Wir brauchen ein Jahrhundertgeschäft dahinter. Wir müssen ein Geschäft machen mit den richtigen Rahmenbedingungen – Geschäfte sind nämlich etwas, wo alle mitmachen wollen.“ Dazu müsse man die Marktwirtschaft ertüchtigen auf dem ökologischen und sozialen Auge. „Da ist sie blind, das sehen wir. Schönreden hilft uns nicht. Es hilft auch nicht, A sagen, B machen und staunen, dass man mit A keinen Erfolg hat.“

Das schlimmste, was der Experte momentan höre sei das Argument: „Das ist so dramatisch, da können wir nichts mehr machen.“ Ihm werde zwar Optimismus und Naivität vorgeworfen, dennoch entgegne er in solchen Fällen: „Wir haben es in die Richtung gedrückt, wir können es noch in die andere Richtung verkehren, aber nur, wenn wir diese Dinge entschlossen tun.“ Trotz Corona, trotz Krieg in der Ukraine „die Klimaproblematik wird immer weiter anwachsen, der Planet interessiert sich ja nicht für uns, dem ist das egal. Wir machen das alles für uns selber und auch für die Enkel“. Er kenne keine Eltern, die sagen: „Dir soll es später mal schlechter gehen als mir.“ Daher wünsche er sich, dass gute Ideen immer wieder kommentiert werden und somit Menschen motiviert, „dass man wieder Lust bekommt für die Transformation, die ist nötig.“

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