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Trinkbares Schwarzwasser im Kampf gegen die Klimakrise

Trinkbares Schwarzwasser: Was Städte gegen die Klimakrise tun
Foto: Unsplash / Giorgio Trovato

Städte haben das Potenzial, die Auswirkungen des Klimawandels zu verstärken – oder ihnen entgegenzuwirken. Klimaanpassungen finden bereits statt. Eine Professorin für Stadtentwicklung erklärt in einem Interview, was bereits getan wird.

Wissenschaftler:innen warnen: Waldbrände und Hitzewellen werden infolge des Klimawandels zunehmen. Auch gesundheitlich haben Extremwetterereignisse, wie sie derzeit unter anderem Europa heimsuchen, Folgen. Die Ereignisse zeigen erneut, wie dringend es ein gesamteuropäisches Handeln brauche, um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen, betonte die WHO kürzlich.

Was aber machen Städte gegen die Klimakrise? Laut Architekt:innen und Städteplaner:innen haben sie das Potenzial, die Auswirkungen des Klimawandels zu verstärken – oder ihnen entgegenzuwirken. Immer wieder fordern Expert:innen, dass sich vor allem Großstädte angesichts der Erderwärmung verändern müssen.

Die Architektin Anette Rudolph Cleff ist eine von ihnen. In einem Interview mit dem Spiegel betont die Professorin für Stadtentwicklung an der TU Darmstadt, dass es zwar bereits Maßnahmen der Klimaanpassung und Klimaschutzes gebe, Städte allerdings sehr viele Bereiche gleichzeitig bewältigen müssen – darunter Mobilität und bezahlbaren Wohnraum. „Das ist eine Überforderung, bei der die Themen Umwelt und Natur oft den Kürzeren ziehen“, sagt Cleff.

„Die große Lösung“ gibt es laut der Professorin nicht

Als ein „Leuchtturmprojekt“ führt sie Stadtgestaltung für 192 Sozialwohnungen in Mannheim an. „Dort wird Abwasser aus Duschen und Küchen aufbereitet und in Teichbecken zwischengespeichert“. Das Wasser fließe dann zurück in die Haushalte für Toiletten, Waschmaschinen sowie die Gartenbewässerung.

Laut Cleff gibt es nicht „die große Lösung“, die auf alle Städte anwendbar ist. Beispielhafte Projekte müssen „Nachahmer“ finden, sagt sie. „Es gibt Berechnungen, nach denen im Jahr 2050 etwa 2,2 Milliarden Menschen unter Hochwasser und zugleich 1,8 Milliarden Menschen unter Trockenheit leiden werden.“

Von Bedeutung seien verkehrsberuhigte Straßen sowie Flächen, auf denen Wasser versickern kann – wie etwa in Teilen Kopenhagens. Dänemark versucht damit die Kanalisation bei Starkregen zu entlasten.

Singapur als Vorreiter der Wasseraufbereitung

Die Architektin sieht angesichts der globalen Wasserkrise vor allem das Wassermanagement als Hauptaufgabe von Städten. Darunter falle zum Beispiel die Schließung von Wasserkreisläufen. „In unseren Köpfen ist noch nicht angekommen, dass wir Abwasser aufbereiten und als Wasserquelle verstehen müssen“, so die Architektin. Als Vorreiter nennt Cleff Singapur.

In dem südostasiatischen Stadtstaat wird sogenanntes Schwarzwasser, in dem sich mitunter Fäkalien befinden, durch spezielle Anlagen wieder zu Trinkwasser aufbereitet. „Das ist natürlich eine Herausforderung für unsere Empfindlichkeiten“, so Cleff. Technisch sei das kein Problem. „Die Hürde ist die mangelnde Akzeptanz.“

Nicht mehr Eigenheime dank Masterplan-Verfahren?

Zur Flächenversiegelung sagt die Architektin, dass sich vermutlich niemand „den Traum vom eigenen Heim in grüner Lage“ verbieten lassen wolle. Dennoch hätten viele Menschen die Dramatik der Lage nicht verstanden.

Nicht so in Darmstadt. Dort wurde die Bevölkerung in ein Masterplan-Verfahren eingebunden, wie die Expertin erzählt. Mit ihm hätten sich die Bürger:innen entschieden, in den Außengebieten nicht weiter wachsen zu wollen. „Dafür akzeptieren wir in bestimmten Bereichen die Nachverdichtung und Mehrgeschossigkeit“, so Cleff.

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