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„Bekomme mehr von deinem Mann“: Unilever entsetzt mit sexistischer Kampagne

Vor allem Frauen werden im Gesundheitswesen benachteiligt
Foto: unsplash/actionvance

Dein Mann geht fremd? Dann musst du besser kochen – mit dieser sexistischen Werbekampagne hat der Konsumguthersteller Unilever in Afrika versucht, eines seiner Produkte zu vertreiben. Damit nicht genug: Getarnt war die Guerilla-PR als feministischer Aufstand.

„Unsere Männer essen nicht mehr zu Hause“ und „Nebenbuhlerinnen zerstören unsere Ehe“: Mit Slogans wie diesen auf ihren Transparenten sind Mitte April mehrere Frauen in Ugandas Hauptstadt Kampala auf die Straße gegangen. Was aussah wie ein Protest von Frauen, die ihre Anliegen in aller Öffentlichkeit kundtun, war in Wirklichkeit eine Werbekampagne des Konsumgutherstellers Unilever.

Wie der Spiegel berichtet, hat der Großkonzern über mehrere Tage hinweg eine angebliche Frauenrechtsdemo inszeniert und im Zuge dessen sexistische Stereotype bedient. Die Aktion diente dazu, ein Unilever-Produkt zu bewerben: ein in Afrika weit verbreitetes Aromapulver der Marke Royco. Ein Sprecher der Polizei in Kampala konnte das laut Bericht bestätigen. Selbst eine Ingewahrsamnahme einiger Demonstrantinnen durch Beamte sei bewusst inszeniert worden. Unter dem Hashtag #getmorefromyourhusband („Bekomme mehr von deinem Ehemann“) berichteten mehrere Medien von der fingierten Demo.

Damit aber nicht genug: Nach den Protesten fand im TV eine selbsternannte „Frauenkonferenz“ statt. Sie sollte die Lösung für die vermeintlichen Probleme präsentieren, die die Frauen auf ihren Plakaten festhielten. Das Geheimnis einer erfüllten Ehe sei laut Unilevers PR-Aktion eine Dose Royco – Sorte Rindfleisch.  Laut Spiegel kommentierte der ugandische Fernsehsender, der die Konferenz live übertrug, auf Twitter wie folgt: „Frauen sollten lernen zu kochen. Macht Royco in euer Essen. Ihr werdet euch nicht mehr darüber beschweren, dass euer Ehemann nicht mehr nach Hause kommt.“

„Lasst uns in Ruhe und kocht uns ein gutes Essen“

Auch ein Mann kommt zu Wort: „Liebe Frauen, wenn ihr uns wirklich zu Hause sehen wollt, dann respektiert uns, lasst uns in Ruhe und kocht uns ein gutes Essen“.

Während die Moderatorin der „Frauenkonferenz“, Karitas Karimbi, die sexistische PR als Debattenanstoß verteidigt, rudert Unilever auf Nachfrage wenig glaubhaft zurück. Es täte dem Konzern leid, „dass die Kampagne stereotype Geschlechterrollen reproduziert hat. Wir hätten uns anders verhalten sollen, und wir werden das aufarbeiten, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal vorkommen kann“, wird die schriftliche Antwort des Konzerns zitiert. 2016 hatte sich das Unternehmen verpflichtet, sexistischen Klischees in Kampagnen Einhalt zu gebieten.

Frauenrechtsaktivist:innen kritisieren Unilevers PR-Aktion scharf. Atuki Turner, die mit ihrer Organisation Mifumi Opfer häuslicher Gewalt betreut, sagt laut Spiegel: „Diese Kampagne ist nicht nur bösartig und zynisch, sondern auch gefährlich.“ Zahlreiche körperliche Übergriffe gegen Frauen in Uganda nähmen ihren Ursprung in Auseinandersetzungen ums Essen. „Die Werbekampagne stärkt den Tätern nun den Rücken“, so Turner.

Zu Unilever gehören weltweit mehrere Hundert Marken, die in mehr als 100 Ländern vertrieben werden. Immer wieder steht das Unternehmen in der Kritik, etwa, weil Unilever Palmöl von einem Zulieferer bezieht, der hektarweise Urwald für seine Plantagen rodet. Welche Produkte zu dem Konsumguthersteller gehören, erfährst du hier: Unilever-Marken: diese Produkte gehören zum Unternehmen.

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