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„Erste digitale Nation“: Inselstaat Tuvalu will sich ins Metaverse retten

Untergehender Inselstaat soll digital weiterexistieren
Foto: "Tuvalu Funafuti Atoll" von Gabriella Jacobi unter CC-BY-SA-3.0-migrated

Der kleine Inselstaat Tuvalu ist aufgrund der Klimakrise vom Untergang bedroht. Wenn er endgültig unter der Meeresoberfläche verschwindet, soll er als digitale Version im Metaverse weiterhin bestehen.

Tuvalu ist ein kleiner Inselstaat im Pazifischen Ozean, der in der Nähe von Australien und Neuseeland liegt und aus neun Inseln besteht. Auf dem Klimagifpel COP27 wandte sich Außenminister Simon Kofe mit eindringlichen Worten an die Welt: „Da unser Land verschwindet, haben wir keine andere Wahl, als die erste digitale Nation der Welt zu werden“. Im Video zeigt er sich vor einem digitalen Hintergrund, der die Insel abbildet – so, wie es dann auch im Metaverse der Fall sein könnte.

Laut Prognosen wird Tuvalu bereits im Jahr 2100 komplett untergegangen sein. Die 12.000 Einwohner:innen der Insel sollen sich deshalb schon jetzt nach einem anderen Wohnort umschauen. Damit sie ihre Heimat dennoch nicht völlig verlieren, soll es bald einen „digitalen Zwilling“ des Staates im Metaverse geben, als erste Nation weltweit.

Auf dem Klimagipfel 2021 hielt Kofe bereits eine Rede über die Situation Tuvalus. Er bekam schon damals viel mediale Aufmerksamkeit: Bei der Rede stand er bis zu den Oberschenkeln im Meer.

Tuvalu als digitaler Staat: Schutz vor Vergessenheit

Dass ein Inselstaat der Klimakrise und dem steigenden Meeresspiegel bald zum Opfer fallen wird, ist schlimm genug. Noch schlimmer wäre es, wenn der Staat und all seine kulturellen Werte schon bald darauf in Vergessenheit geraten würden. Um dies zu verhindern, sei die digitale Tuvalu-Version laut Dr. Eselealofa Apinelu, der ehemaligen Staatsanwältin, die letzte Option der Einheimischen. Denn nach der Klimamigration sei es für die Bewohner:innen von Tuvalu wichtig, etwas zu haben, an dem sie „festhalten können“.

Beim „digitalen Zwilling“ von Tuvalu sei es nicht nur notwendig, das Land und seine Werte an sich zu digitalisieren, sondern auch die Menschen miteinzubinden. Wie das genau aussehen soll, ist bislang noch unklar.

Außenminister Kofe verkündete bereits letztes Jahr, dass er und andere Politiker:innen an Lösungen arbeiten, nach denen Tuvalu auch nach seinem Untergang weiterhin als Staat anerkannt wird. In der Zwischenzeit seien die Einheimischen dazu angehalten, sich mit Möglichkeiten der Migration zu beschäftigen. Für viele sind dabei Australien und Neuseeland die vielversprechendsten Alternativen. Doch dabei gibt es Hürden.

Weitere Inseln sind bedroht

Die neun Sterne der Flagge von Tuvalu symbolisieren die neun Inseln, aus denen der Staat besteht.
Die neun Sterne der Flagge von Tuvalu symbolisieren die neun Inseln, aus denen der Staat besteht.
(Foto: CC0 / Pixabay / Clker-Free-Vector-Images)

Dr. Apinelu hat sich bereits an andere Nationen mit der Bitte gewandt, den Bewohner:innen von Tuvalu die Einreise zu erleichtern. Schließlich müssen sie derzeit viel Energie und Zeit aufwenden, um sich nach alternativen Wohnorten umzusehen. Bürokratische Hürden sollten dies nicht auch noch zusätzlich erschweren.

Mit Australien und Neuseeland arbeitet Tuvalu derzeit bereits zusammen. Beide Länder würden Bildungs- und Jobmöglichkeiten bieten. Doch die Zuwanderungsgesetze sind laut Apinelu strikt und komplex. Dies erschwert die Migration. Gerade für kleine Inseln sollte es zukünftig deshalb lockerere Regelungen geben. Schließlich wird Tuvalu nicht der einzige Inselstaat bleiben, der dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fällt.

So sind laut der Bundesregierung aktuell unter anderem auch die Marshallinseln in Mikronesien, die Malediven und weitere Pazifikinseln, wie die Insel Niue und Teile der Solomonen und Papua-Neuguineas vom Untergang bedroht. Politiker:innen dieser Staaten machen bereits seit Jahrzehnten auf ihre brenzliche Situation aufmerksam.

Scheitert die Welt beim Klimaschutz und schafft es nicht mehr, die Erwärmung aufzuhalten, haben auch die Einwohner:innen dieser Inseln bald kein Zuhause mehr. Weitere Informationen zu diesem Thema findest du hier: Klimaflüchtlinge: Wenn der Klimawandel zum Fluchtgrund wird

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