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Winterspiele ohne Schnee: Die bittersten Bilder von Olympia

Olympische Winterspiele 2022
Foto: Instagram - Tamara Tippler

Karge Betonlandschaften mit Spuren von Kunstschnee: Solche Bilder tun weh – auch wenn wir längst gewusst haben, dass die olympischen Winterspiele ein Umweltproblem sind. Doch wer sich nur über China empört, macht es sich zu einfach.

Egal, ob man ein Fan der olympischen Spiele ist, oder nicht – vielen mag bereits aufgefallen sein, dass die Veranstaltung eine Besonderheit aufweist, die man von Winterspielen nicht erwartet: Es gibt kaum Schnee.

Bei der Berichterstattung zu den Wettkämpfen sowie in den sozialen Medien zeigt sich, dass die Austragungsorte der olympischen Winterspiele in Peking nicht unbedingt dem entsprechen, was man sich vielleicht darunter vorgestellt hätte. Die Ski-Schanzen sind in Betonlandschaften eingebettet und der Schnee auf den Schanzen ist künstlich, so auch bei der olympischen Hauptschanze „Big Air Shougang“.

Skisprung zwischen Kühltürmen

Dass diese olympischen Spiele nicht nachhaltig sind, wurde schon vor dem offiziellen Start der Wettkämpfe kommentiert, zum Beispiel auf Twitter. Jetzt tauchen vermehrt Bilder der Wettkämpfe auf, die ebenfalls ein wenig nachhaltiges Bild von Olympia zeichnen. User:innen auf Twitter witzeln angesichts der künstlichen Pisten und Industriebauten: „Olympia. Einfach ressourcenschonend und nachhaltig in die Natur eingebunden. Die Struktur fällt fast gar nicht auf inmitten der Landschaft!“

Andere User werden deutlicher, zum Beispiel mit dem Tweet: „Olympia dort wo kein natürlicher Schnee liegt. Kommerz ohne Ende und sonst nichts!“

Mit Zynismus kommentierte der User „Ahoi Polloi“ gepostete Bilder von Skifahrer:innen und Schanzen vor einer Betonkulisse: „Weiß gar nicht, was alle haben. Bei Olympia geht es ja auch darum, die Kultur des Gastgeberlandes kennenzulernen. Das ist doch mal beeindruckend ehrlich.“

So unansehnlich die Betonkulisse nahe der Skischanzen sein mag, sie hat einen Vorteil: Es musste keine Natur für die Austragungsstätten zerstört werden. Denn es macht aus ökologischer Sicht nur wenig Sinn, Anlagen für Sportveranstaltungen in die Natur zu bauen, nur damit es hübscher aussieht. Vielleicht ist es also besser, alte Industriegelände zu nutzen, um Tiere und Natur weniger zu stören.

Skifahren im Wüstengebiet

Eine Besonderheit des Austragungsorts der Winterspiele ist nicht nur der Mangel an Schnee, sondern auch seine Nähe zur Wüste Gobi, von der er nur wenige hundert Kilometer entfernt ist. Das Gebiet um die olympischen Spielstätten ist extrem trocken und regelmäßig von Sandstürmen betroffen – es herrscht in der Region zudem akute Wasserknappheit.

Zwar sinken die Temperaturen regelmäßig auf bis zu minus 30 Grad, doch Schneefall ist in der Gegend um die Olympia-Pisten eher die Ausnahme. Vielmehr kommt es zu Wüstenstürmen, deren Windböen bereits dazu führten, dass Auftaktveranstaltungen der alpinen Skirennen verschoben werden mussten.

Der Wind stellt nicht nur erschwerte Bedingungen für die Sportler:innen, sondern auch ein Risiko für die Pistenbeläge dar. Diese werden unter anderem mit Sand verunreinigt, was die weitere Nutzung der Piste unmöglich macht. Einzige Lösung: Mehr Kunstschnee aus Schneekanonen.

Kann Wintersport (so) noch nachhaltig sein?

Die Bilder der aktuellen Winterspiele entsprechen nicht dem idyllischen Bild von schneebedeckten Hügeln und Abfahrtspisten mit natürlichem Pulverschnee. Andererseits ist das nicht zwingend die Ausnahme im Wintersport.

Auch für Freizeitsportler:innen werden Pisten mit Schneekanonen präpariert, um diese abfahrtstauglich zu machen. Das ist also nichts Neues.

Lies mehr dazu unter:

Bei großen Wintersportveranstaltungen ist es ebenfalls längst Usus, Pisten mit Kunstschnee zu verwenden. Oft sind diese in einer Umgebung aufgebaut, die sich kaum als Winterlandschaft qualifiziert.

Darauf weist ein auch Twitter-User mit folgendem Kommentar hin: „Aktuell viel Aufregung der „woken Gerechtigkeitskrieger-Twitterbubble“ um #Olympia2022 wegen der Big Air Shougang. Und ja, die Kulisse sieht doof aus, aber für Big Air nicht ungewöhnlich. Siehe bspw. San Francisco, Québec, Gladbach, Thessaloniki. Wo war da eure Empörung?“

Immenser Wasserverbrauch

Denkt man daran, dass sich auch München um die Austragung der olympischen Winterspiele 2022 bewerben wollte (das aber ein Bürgerentscheid verhinderte), fragt man sich: Hätte es hier anders ausgesehen? Dieser Winter war mild und genügend Schnee war in Hochlagen nicht immer die Regel. Kunstschnee hätte wohl auch in den bayerischen Bergen zum Einsatz kommen müssen. Zugegeben, die Kulisse wäre eine schönere gewesen als vor Betonbauten, wirklich nachhaltig wäre die Aufbereitung der Austragungsstätten aber ebenfalls nicht gewesen.

Dass es auch in regionalen Skigebieten nicht immer nachhaltig zugeht, zeigt eine Grafik des Magazins Katapult: Bereits für eine Saison in einem Tiroler Skigebiet werden 420 Millionen Liter Wasser verbraucht. Für die 16 Tage der olympischen Spiele in Peking ist es noch viel mehr.

Allein für den Kunstschnee für die olympischen Spiele in Peking geht die Regierung Chinas insgesamt von einem Wasserverbrauch von rund 1,6 Milliarden Liter Wasser aus. Von dieser Menge könnten mehr als 10,5 Millionen Badewannen gefüllt werden.
Expert:innen zufolge wird der gesamte Wasserverbrauch voraussichtlich deutlich höher sein: 2,5 Milliarden Liter Wasser.

Hoher Energieverbrauch

Der hohe Wasserverbrauch ist nicht das einzige Problem aus ökologischer Sicht. Um den Kunstschnee herzustellen, wird mittels Hochdruckpumpen Wasser die Pisten hoch gedrückt.

Zunächst wird das Wasser aus bis zu 30 Kilometer Entfernung nach Yanqing geleitet, um dann circa 1.700 Meter den Berg hinauf gepumpt zu werden. Dieser Prozess benötigt sehr viel Energie. Zwar betonte das olympische Komitee, dabei ausschließlich erneuerbare Energie zu nutzen, es bleiben jedoch Zweifel.

Utopia meint: Wintersport als Ganzes zu verteufeln, ist angesichts der absurden Bilder der olympischen Schanzen vielleicht naheliegend, aber nicht ganz fair. Ehrlicherweise sollten wir uns aber selbst an die Nase fassen, denn auch in heimischen Regionen nimmt Wintersport oft nicht nachhaltige und absurde Ausmaße an. Doch es gibt auch Möglichkeiten, wie du einigermaßen nachhaltig Wintersport betreiben kannst.

Erfahre mehr dazu hier: „Wintersport: 15 Tipps für nachhaltigen Spaß im Schnee

Weitere Tipps bekommst du in unserer Podcast-Folge zu nachhaltigem Wintersport:

https://twitter.com/peterewen6/status/1491358558717640706/photo/1

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