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Wohlleben bei Precht: „Finger weg vom Wald“

Wohlleben bei Precht: „Finger weg vom Wald“
Screenshot: ZDF Mediathek / Precht

Zerstören wir unseren Wald? Was ist überhaupt echter Wald? Und wie pflegen wir ihn richtig? Darüber spricht Richard David Precht mit Peter Wohlleben.

In der letzten Sendung „Precht“ von Richard David Precht war der Förster und Autor Peter Wohlleben zu Gast. Die beiden sprechen darüber, ob der Wald Klimaretter oder Wirtschaftsressource ist. Und ist unser Wald überhaupt noch Wald?

Plantage oder Wald?

Um diese Frage zu beantworten, zieht Peter Wohlleben einen Vergleich mit dem Amazonas in Brasilien. Was würden wir dort als Amazonas bezeichnen? „Nur das Ursprüngliche.“ In Deutschland hätten wir allerdings zum großen Teil Plantagen mit nicht-heimischen Baumarten wie Kiefern, Douglasien und Fichten, die wir dann Wald nennen. Schließlich würden wir das seit Generationen so machen und uns um die Pflanzen kümmern. „Ja, das ist auch schön, aber das sind grüne Wüsten. Damit können unsere heimischen Arten nichts anfangen“, so Peter Wohlleben.

Erkennen könnten wir Plantagen daran, dass alle Bäume der gleichen Art, in Reihen nebeneinander aufgereiht und alle Bäume etwa gleich dick – also gleich alt – sind.

Für Peter Wohlleben haben sich Plantagen aus Kiefern, Fichten und Douglasien noch nie rentiert.
Für Peter Wohlleben haben sich Plantagen aus Kiefern, Fichten und Douglasien noch nie rentiert. (Screenshot: ZDF Mediathek / Precht)

Für Peter Wohlleben haben sich Plantagen noch nie rentiert. „Das ist ein Investment. Forstwirtschaft ist nicht Naturschutz, (…) sondern eine Wirtschaft.“ Denn mit der Forstwirtschaft möchten Menschen Geld verdienen, so Wohlleben. Die Menschen würden das nicht für die Natur machen, „die kommt ja von ganz alleine. Also Urwald kommt seit 300 Millionen Jahren ganz alleine auf die Flächen.“ Wenn Menschen aber nun pflanzen, investieren sie und das muss sich am Ende finanziell wieder lohnen. „Das gelingt nie, außer der Staat bezahlt diese teure Investition“, sagt Wohlleben. Laut ihm lohnt sich in der Regel Forstwirtschaft nicht, und das wären alles „Patienten, die am Topf des Steuerzahlers hängen“.

Wir brauchen Wald zum Leben, sonst wird es zu warm und zu trocken

Doch Wohlleben prognostiziert, dass es in der Zukunft nicht Holz für uns entscheidend ist, sondern wir Wald vor allem für Wasser und die Kühlung der Luft brauchen werden. Denn es wird heißer und trockener werden. „Ein intakter Wald, der nicht bewirtschaftet wird, so ein alter Laubwald, kühlt sich im Vergleich zu einer Kiefernplantage im Sommer bis zu 8 Grad im Schnitt runter. Und über solchen Wäldern regnet es auch mehr“, so Wohlleben.

Bei Richard David Precht erzählt Wohlleben, dass die Politik die Steigung des Holzbedarfs geweckt und gefördert.
Bei Richard David Precht erzählt Wohlleben, dass die Politik die Steigerung des Holzbedarfs weckte und förderte. (Screenshot: ZDF Mediathek / Precht)

Der hohe Bedarf an Holz ist laut Wohlleben von der Politik verursacht. Die „Charta für Holz“ hätte eine Steigerung des Holzbedarfs geweckt und bis heute gefördert. Dabei würden wir einen Großteil unseres angebauten Holzes verbrennen.

„Finger weg von der Natur, wo es geht“ sowie Rückverwandlung in Wald (vor allem von Futterflächen zurück zu Wald) sind zwei der Punkte, die Wohlleben fordert. Denn „Artenvielfalt und Holz hin und her, wenn es im Sommer 50 Grad wird, spätestens dann ist eine Grenze überschritten, wo wir sagen: Das wird uns hier zu heiß, wo sollen wir dann hin.“ Und ob der Wald nun Klimaretter oder Klimaopfer ist, kann Wohlleben nicht klar beantworten: „Für mich ist der Wald in erster Linie Klimagestalter, also wenn wir so weiter machen, wird der Wald ein Klimaopfer und wenn wir ihn machen lassen, wird der Wald ein Klimaretter“.

Die ganze Sendung hier zum Nachsehen.

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