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Pestizid aus Disteln: So könnte eine unbeliebte Pflanze Glyphosat ersetzen

Pestizid aus Disteln
Foto: CC0 Public Domain / Pexels.com

Eine italienische Firma hat ein Pestizid entwickelt, das die Landwirtschaft nachhaltig verändern könnte: Das neue Pflanzenschutzmittel wird aus Disteln gewonnen. Setzt sich die Idee durch, wäre das eine Kampfansage an Glyphosat-Hersteller Monsanto.

Disteln sind bei (Hobby-)Gärtnern und Landwirten eigentlich eher unbeliebt und gelten oft als Unkraut. Doch genau für jene Gärtner und Landwirte könnten sie bald zur Alternative zu giftigen Pflanzenschutzmitteln werden.

Bio-Pflanzenschutz aus Disteln

Die italienische Firma Novamont, die Biokunststoffe und Biochemikalien herstellt, hat aus der Distel ein natürliches Pestizid entwickelt. Die Unternehmenschefin und Chemikerin Catia Bastioli wolle damit Glyphosat vom Acker verdrängen, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) in einem lesenswerten Beitrag.

Dem Bericht nach lässt Novamont durch ein Tochterunternehmen in Sardinien auf rund 1000 Hektar Fläche Disteln anbauen. „Die Distel gefiel uns ausnehmend gut“, sagte Bastioni der SZ gegenüber. Was die Pflanze für Gärtner zum Unkraut macht, ist im Anbau vorteilhaft: Disteln sind robust, anspruchslos und mehrjährig.

Das Pestizid aus den Disteln ist für Novamont dabei eher als Nebenprodukt entstanden: Bei der Produktion von Pflanzenöl entsteht die sogenannte Pelargonsäure. Aus dieser Säure gelang es der Novamont-Tochterfirma Matrìca auf Sardinien schließlich, ein biologisches Herbizid für den Einsatz im Freiland zu entwickeln.

Was das Pestizid besser macht als Glyphosat & Co: Der Stoff wirkt nicht systemisch – er trocknet die Blätter von unerwünschten Unkräutern aus, wird aber nicht von der Pflanze aufgenommen, wie es bei anderen Pestiziden der Fall ist. Zudem gebe es „keine negativen Effekte auf die Umwelt“, schreibt der Hersteller. Das Pestizid sei vollständig biologisch abbaubar und hinterlasse keine Rückstände im Boden.

Eine ökologische Alternative zu Glyphosat?

Bisher werden in der konventionellen Landwirtschaft vor allem synthetische Pestizide eingesetzt; viele davon sind nicht nur für unerwünschte Wildpflanzen schädlich, sondern auch für die Tierwelt, die Böden, die Artenvielfalt und unter Umständen auch für die menschliche Gesundheit.

Insbesondere das Breitbandherbizid Glyphosat – wesentlicher Bestandteil im beliebten Spritzmittel „Roundup“ von Monsanto – ist höchst umstritten, da einige Studien sogar eine potenziell krebserregende Wirkung feststellten.

Ob das neue Distel-Herbizid in Zukunft wirklich im großen Stil eingesetzt werden kann, muss sich noch zeigen. Genehmigungen zu bekommen ist aufwendig und langwierig. Hersteller Matrìca hat bisher nur Zulassungen des Pestizids für den Einsatz im Kartoffelanbau, im Weinbau und auf öffentlichen Grünflächen in Italien, Frankreich und Österreich.

Schwierig für das Unternehmen sei dabei die Ungewissheit, wie die EU-Mitgliedsstaaten zukünftig mit dem umstrittenen Glyphosat verfahren werden: „Solange Europa sich keine verlässlichen Regeln für den Umgang mit Glyphosat gibt, fallen Investitionen sehr schwer“, sagte Catia Bastioli von Novamont der SZ.

Dennoch sieht die Unternehmerin darin auch eine Chance: Man müsse nun dafür sorgen, dass am Ende der Glyphosat-Zulassen gute Alternativen bereit stünden. Das Distel-Pestizid könnte eine solche Alternative sein.

Übrigens: Die Bio-Landwirtschaft kommt schon heute ganz ohne (künstliche) Pestizide aus.

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