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Aspartam – der umstrittene Süßstoff

Aspartam Cola Zero
Foto: Utopia/vs

An Zucker als neuer „Droge“ scheiden sich momentan die Geister. Viele Konsumenten suchen nach Alternativen, die zwar süßen, jedoch keine Kalorien auf die Hüften bringen – dabei ist auch Aspartam oft im Gespräch. Doch der Süßstoff ist umstritten.

Kann Aspartam in der Ernährung ein geeigneter Zuckerersatz sein oder nicht? Wir haben uns angeschaut, wie natürlich der Süßstoff ist, in welchen Lebensmitteln er steckt und ob der Süßstoff gesundheitsschädlich ist.

Wie natürlich ist Aspartam?

Grundsätzlich ist Aspartam ein synthetisch hergestellter Stoff, der in der Natur so nicht vor kommt. Er wird jedoch aus zwei Aminosäuren (Phenylalanin und Asparaginsäure) hergestellt, die nichts Anderes sind als Eiweißbausteine, also kleinste Teilchen, aus denen auch das Eiweiß deiner Erbsen oder Grillwurst zusammengesetzt ist.

Im Körper wird jedes Eiweiß im Laufe des Stoffwechsels in seine beiden Aminosäuren und etwas Methanol aufgespalten. Dein Körper erkennt Aspartam also als Eiweißbausteine und zerlegt es wieder in die zwei synthetisch zusammengefügten Aminosäuren. Dabei entsteht allerdings Phenylalanin, ein Stoff, den an der Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie Erkrankte nicht aufnehmen dürfen.

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In welchen Lebensmitteln steckt Aspartam?

Weil er nicht natürlich in Lebensmitteln vorkommt, sondern synthetisch hergestellt wird, ist der Zuckerersatzstoff nur in industriell hergestellten Lebensmitteln enthalten. Ganz besonders häufig wird Aspartam in Süßgetränken verwendet, etwa in Cola Zero oder Pepsi Max. Auch Kaugummi und viele kalorienreduzierte Desserts sind damit gesüßt, zum Beispiel Joghurt, Pudding oder Eiscreme.

Weil dieser Süßstoff nicht hitzestabil ist, das heißt beim Erhitzen die Süßkraft verliert, enthalten Backwaren oder zum Erhitzen gedachte Lebensmittel wie Fertiggerichte kein Aspartam.

Aspartam im Kaugummi
Süßungsmittel Aspartam im Kaugummi (Foto: Utopia/vs)

Der Süßstoff ist auch unter anderen Namen im Handel zu finden, zum Beispiel als NutraSweet, Canderel, Amino-Sweet, Sanecta oder Equal-Classic.

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Ist Aspartam kalorienfrei?

Das Süßungsmittel ist keineswegs kalorienfrei und hat einen ähnlichen Energiegehalt wie Zucker oder Zuckerersatz. Der Unterschied liegt darin, dass Aspartam etwa 200 Mal stärker süßt als Zucker und daher wesentlich geringere Mengen benötigt werden, um die gleiche Süße zu erreichen. Produkte, die damit gesüßt sind, haben also einen geringeren Brennwert als solche, die Zucker oder dessen Verwandte enthalten.

Einige Studien lassen vermuten, dass er Übergewicht fördert: Wissenschaftler nehmen an, dass Süßstoffe die Appetitregulation im Gehirn stören. Mit seinem süßen Geschmack gaukelt Aspartam dem Gehirn vor, es werde mit Glucose – dem Treibstoff des Gehirns – versorgt. Das Gehirn erhält jedoch keinen echten Zucker, sondern ein Imitat und fühlt sich betrogen. Es fordert neue Glucose und damit neue Nahrung an – die Folge ist eine Gewichtszunahme.

Andere Studien können diese appetitanregende Wirkung jedoch nicht bestätigen. Bisher konnte die Übergewicht fördernde Wirkung von Aspartam also weder belegt noch widerlegt werden. Weitere unabhängige Forschung ist nötig, so die Verbraucherzentrale.

Schlimmer: Versteckter Zucker in Lebensmitteln

Das Süßen mit kalorienreduzierten Zuckeralternativen wird jedoch gerne als Anreiz verstanden, mehr essen oder trinken „zu dürfen“, weil ja durch die Süßstoffe schon Energie „gespart“ worden sei. Durch das falsche Essverhalten nimmt man dann trotz kalorienreduzierter Zuckeralternative zu.

Mit Aspartam ist es zwar möglich, Kalorien einzusparen, jedoch ändert allein dies wenig am persönlichen Essverhalten. Sinn und Ziel einer Diät sollte sein, zu lernen, wie man sich gesund und ausgewogen ernährt. Viel sinnvoller als Zucker durch Aspartam zu ersetzen ist es, im Zweifelsfall ganz auf solche Lebensmittel zu verzichten. Denn auch eine mit diesem Mittel gesüßte Limo oder Cola ist alles andere als gesund.

Ist Aspartam krebserregend?

In Teilen der Presse scheint die Lage klar: Wer Aspartam verzehrt, wird an Krebs sterben, so die oft publizierte Meinung. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die einen Zusammenhang zwischen Aspartam und Krebs seriös darstellen konnten.

Immer wieder beschäftigen sich zum Beispiel der wissenschaftliche Ausschuss für Lebensmittel der Europäischen Kommission, die EFSA (European Food Safety Authority), das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das US National Cancer Institute mit diesem Thema und kommen zu dem Schluss, dass nach derzeitigem Forschungsstand Aspartam nicht krebsfördernd ist.

Ist Aspartam giftig oder gesundheitsschädlich?

In einigen Kreisen hält sich der Vorwurf, dass Aspartam Rattengift sei, recht hartnäckig; mehrere Internetseiten verbreiten die Behauptung, dass der Süßstoff gesundheitsschädlich sei. Weil die letzte Bewertung von Aspartam durch die EFSA auf das Jahr 2013 zurückgeht und eventuell weitere Forschungen neue Ergebnisse gezeigt haben könnten, hat Utopia bei verschiedenen Stellen und Organisationen um Stellungnahme gebeten.

Die Diplom-Ökotrophologin Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) erklärt: „Aspartam wird im Darm vollständig abgebaut zu Asparaginsäure, Phenylalanin und Methanol. Diese drei Abbauprodukte kommen auch in anderen Lebensmitteln natürlicherweise vor.“ Das macht Aspartam natürlich nicht gesund – aber eben auch nicht ungesünder als viele andere Lebensmittel.

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Weiterhin verweist die DGE auf die European Food Security Authority (EFSA), die zu dem Schluss kommt „dass der Süßstoff Aspartam (E 951) sowie seine Abbauprodukte Phenylalanin, Methanol und Asparaginsäure, in einer begrenzten täglichen Aufnahmemenge von 40 mg/kg Körpergewicht, keine „Sicherheitsbedenken“ hervorrufen.“

Aspartam Coke Zero
In Light- und Zero-Produkten ist oft Aspartam als Süßstoff enthalten. (Foto: "Empty Can of Coke Zero" Kevin Chan unter CC BY 2.0)

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) versicherte auf Utopia-Nachfrage, dass „die Aspartam-Frage hinreichend und umfassend geklärt sei“ und verweist ebenfalls auf die Bewertung der EFSA aus dem Jahre 2013.

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) erklärt auf unsere Nachfrage, dass es sich bei der Neubewertung von 2013 um eine „gründliche Auswertung sämtlicher vorliegender wissenschaftlicher Forschungsergebnisse zu Aspartam und deren Abbauprodukten, einschließlich Studien an Tieren und Menschen“ handelte und es somit „eine der umfassendsten Risikobewertungen zu Aspartam, die je durchgeführt wurden“ sei. Dem BfR seien „aktuell keine über die Stellungnahme der EFSA hinausgehenden wesentlichen neuen Erkenntnisse bekannt“.

Nach aktuellem Stand der Forschung ist der Süßstoff also weder giftig noch krebserregend. Und er wird auch nicht als Rattengift eingesetzt.

Löst Aspartam Kopfschmerzen aus?

Immer wieder wird berichtet, dass Aspartam für Kopfschmerzen und Migräne verantwortlich sei. Da dieser Vorwurf regelmäßig auftaucht, gibt es dazu immer wieder neue Studien, von denen bisher jedoch keine Aspartam eindeutig als Auslöser für Kopfschmerzen oder Migräne identifizieren konnte.

Frau liegt auf Sofa mit Kopfschmerzen Aspartam
Löst Aspartam Kopfschmerzen aus? (Foto: "301/366: Headache" Gonzalo Malpartida unter CC BY-SA 2.0)

Dasselbe gilt für andere Beschwerden, die subjektiv von Patienten gerne auf den Konsum von Aspartam zurückgeführt werden wie Depression, Stimmungsschwankungen, Verhaltensauffälligkeiten, Wesensveränderungen, veränderte Motorik, Aggression, Epilepsie und viele andere Leiden.

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Wie viel Aspartam ist gesund?

Bei der Festlegung der erlaubten Tagesdosis eines Stoffes (zum Beispiel auch Vitamine oder Mineralstoffe) werden Werte gesetzt, bei denen es nach aktuellem Forschungsstand bei lebenslangem, täglichem Konsum auch in dieser Menge eines Stoffes nicht zu Gesundheitsstörungen kommen kann.

Die erlaubte Tagesdosis von Aspartam schwankt weltweit. In der EU ist sie bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt, in den USA sind es 50 Milligramm. Um diese zu überschreiten, müsste laut Efsa zum Beispiel ein 60 Kilo schwerer Erwachsener jeden Tag mehr als vier Liter aspartamhaltige Limonade trinken.

Aspartam Coke Zero, Kaugummi Fishermen's Friend
In vielen Produkten steckt Aspartam als Süßungsmittel (Foto: Utopia/vs)

Ist Aspartam umweltschädlich?

Die meisten Süßstoffe werden nicht verstoffwechselt und wieder ausgeschieden. Über die Toilette gelangen sie zwar in Kläranlagen, können dort aber nicht vollständig abgebaut werden und belasten so unser Grund- und Oberflächenwasser.

Die Süßstoffe Saccharin, Cyclamat, Sucralose und Acesulfam sind darin enthalten und dienen sogar dazu, den Eintrag von Verunreinigungen in Mineralwasser zu dokumentieren: Ist Süßstoff im Mineralwasser enthalten, so wurde die Quelle nicht ausreichend vor äußeren Einflüssen geschützt. Im Hinblick auf noch nicht bekannte Auswirkungen synthetischer Süßstoffe in Gewässern und oberen Grundwasserschichten, solltest du auf die genannten Süßstoffe verzichten.

Aspartam jedoch wird nicht ausgeschieden und gelangt somit nicht in die Umwelt, da es ja im Laufe des menschlichen Stoffwechsels in seine drei Komponenten zersetzt wird, welche in vielen natürlichen Lebensmitteln vorkommen. Einzig die Herstellung des Süßstoffs wirft Kritik auf: Sie ist sehr energieaufwändig und bei der Gewinnung bei der Aminosäuren kann Gentechnik zum Einsatz kommen.

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Aspartam ist unter den synthetischen Süßstoffen eine eher harmlose Variante, die unsere Gewässer nicht belastet und der Gesundheit nach derzeitigem Stand der Forschung nicht schadet. Nichtsdestotrotz kann Gentechnik zum Einsatz kommen und der hohe Energieaufwand bei der Herstellung ist ebenfalls negativ zu bewerten.

Dass Zucker in größeren Mengen ungesund ist, muss nicht diskutiert werden. Ihn mit Zuckeralternativen aus synthetischen oder natürlichen Quellen zu ersetzen, ist aber nicht die richtige Lösung. Versuche, deinen Süßhunger auf andere Art und Weise zu stillen, statt zu Zuckerersatz zu greifen. Ganz ohne Zucker oder Zuckerersatzstoffe und trotzdem süß, sind beispielsweise diese leckeren Energyballs.

Mitarbeit: Johanna Wehrmann

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