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Der SAR-Wert: Wie gefährlich ist Handystrahlung?

Foto: © Peter Atkins - Fotolia.com

Kopfschmerzen, Unfruchtbarkeit, Gehirntumore – Handystrahlung wird mit etlichen Krankheiten in Verbindung gebracht. Grenzwerte sollen uns schützen – doch ob diese ausreichen, ist fraglich. Utopia zeigt, wie du das Gesundheitsrisiko reduzieren kannst.

Handy-Signale werden über hochfrequente elektromagnetische Felder übertragen. Mit der gleichen Technik arbeiten auch Mikrowellen. Zwar laufen die mit weitaus höherer Intensität wie Mobilfunk-Geräte, aber auch Handys, Smartphones und Co. erwärmen unser Körpergewebe.

Die abgehende elektromagnetische Strahlung nimmt der menschliche Organismus auf und wandelt sie in Wärmeenergie um. Das klingt zwar gar nicht so unangenehm, aber durch eine solche Erhitzung können unsere Organe – vor allem das Gehirn – massiv geschädigt werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen weisen auf eine Beeinträchtigung von Körperfunktionen hin, die schon bei einer Erhöhung der Temperatur um ein Grad Celsius stattfinden. Und nein, mit dem Aufsetzen einer Mütze ist das nicht vergleichbar. Inzwischen sah sogar ein Gericht in Italien einen Zusammenhang zwischen einem Hirntumor und Handystrahlung.

Handystrahlung und SAR-Wert

Grenzwerte für Handystrahlung sollen uns schützen, bevor es gefährlich und schädlich wird. Die Spezifische Absorptionsrate (der SAR-Wert) eines Handys gibt an, wie viel Sendeleistung der Körper beim Telefonieren mit diesem Gerät maximal aufnehmen kann.

Alle in Deutschland und Europa verkauften Handys unterschreiten den SAR-Wert von zwei Watt pro Kilogramm (W/kg). Diese Grenze wird von öffentlichen Institutionen empfohlen und soll gewährleisten, dass sich keine Stelle am Körper annähernd um die kritische Temperatur von ein Grad Celsius erwärmt.

Zwei Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die Werte aber ausfallen können – so liegt das Apple iPhone 8 noch unter dem Grenzwert, strahlt aber am Kopf fünf Mal so stark wie ein Shift 6m:

Smartphone SAR-Wert lt. BfS
iPhone 8 1,32 W/kg
Shift 6m 0,24 W/kg

In der Bildergalerie stellen wir dir aktuelle Top-Smartphones samt SAR-Wert vor:

Gesundheitliche Schädigungen gelten bei Smartphones mit entsprechend geringem SAR-Wert nach heutigem Kenntnisstand als ausgeschlossen – aber nur solche, die als Folge von einer unmittelbaren Körpererwärmung auftreten.

Elektrosensibilität: Ist auch wenig Strahlung schädlich?

Experten sind sich allerdings uneins, ob elektromagnetische Strahlung eine gefährliche oder schädliche Wirkung hat, die nichts mit der Temperaturerhöhung am Körper zu tun hat. Die Frage lautet: Wie gefährlich ist die dauerhafte niedrige Intensität der Strahlung (unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte beim SAR-Wert), der wir alle ständig ausgesetzt sind?

Gestritten wird dabei auch um ein Krankheitsbild, das als „Elektrosensibilität“ bezeichnet wird: Menschen glauben, mit körperlichem Unwohlsein auf hochfrequente elektromagnetische Felder zu reagieren. Sie klagen über Kopfschmerzen, Atemnot, Übelkeit, Geräusche im Ohr, Schlafstörungen oder chronische Erschöpfung.

Offiziell anerkannt ist die Elektrosensibilität als Krankheit noch nicht, obwohl schon im Jahr 2002 über 1000 Ärzte auf Mobilfunkbelastung als mögliche Krankheitsursache hingewiesen haben: „Da uns Wohnumfeld und Gewohnheiten unserer Patienten in der Regel bekannt sind, sehen wir, speziell nach gezielter Befragung, immer häufiger einen deutlichen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang zwischen dem Auftreten dieser Erkrankungen und dem Beginn einer Funkbelastung“, hieß es im sogenannten Freiburger Appell.

Handystrahlung gefährlich? Keiner weiß es

Schon jetzt gibt es zehntausende Studien zur Gesundheitsgefahr von Handystrahlung. Die einen bescheinigen eine gesundheitsgefährdende Wirkung, die anderen schließen sie aus. Das gilt nicht nur für Krankheiten wie Elektrosensibilität, sondern auch für Krebs, Unfruchtbarkeit, Gendefekte und Gehirntumore.

Problematisch ist, dass die medizinische Forschung diese Krankheiten nicht eindeutig der Ursache „Handystrahlung“ zuordnen kann. Es können immer auch andere Gründe verantwortlich sein. Hier gibt es zudem keine messbare Wirkung wie eine erhöhte Körpertemperatur, die in experimentellen Studien nachgewiesen werden könnte.

Ein eindeutiger Beweis für den Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Erkrankungen fehlt bisher. Öffentliche Institutionen wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beziehen sich gerne auf Studien, die vorsichtig Entwarnung geben. Anders sieht es die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Die WHO stuft die Strahlung von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern seit 2011 als „möglicherweise krebserregend“ ein. Das Zwischenergebnis einer US-Studie von 2016 (PDF) sieht schwache Verdachtsmomente, doch auch sie gilt als umstritten.

Gericht: Handystrahlung und Hirntumor

Furore machte im April 2017 aber ein Gerichtsurteil aus Italien. Der Kläger führte seinen Hirntumor samt Einschränkung der Hörkraft auf eine täglich drei- bis vierstündige Nutzung seines Mobiltelefons zurück. Ein Arbeitsgericht im norditalienischen Ivrea gab ihm Recht und verurteilte die Unfallversicherung des Klägers zu einer Rentenzahlung.

Das darf als einer der ersten Fälle gelten, wo vor Gericht häufiges Telefonieren mit dem Handy als Ursache eines Hirntumors anerkannt wurde. Man darf gespannt sein, ob ähnliche Urteile folgen – und Unfallversicherungen deswegen eigene Studien in Auftrag geben.

Allerdings sollte man sich zwei Dinge klar vor Augen führen: 1. Auch ein Gerichtsurteil ist kein wissenschaftlicher Nachweis. 2. Dieser Nutzer hatte mehrere Stunden pro Tag ohne Freisprecheinrichtung gesprochen – das sollte man klar vermeiden. Siehe auch unsere Tipps für weniger Handystrahlung unten.

Fazit: Handystrahlung und SAR-Wert

Beim Thema Handystrahlung fällt ein Fazit derzeit wenig zufriedenstellend aus: Es ist möglich, dass Handystrahlung langfristig krank macht. Eindeutige Ergebnisse werden erst gültige Langzeitstudien bringen, die gibt es bisher nicht.

Mobilfunk ist ein weiteres riskantes Experiment, das die Menschheit mit sich selbst durchführt. Wir können nur hoffen, dass es gut geht und raten Nutzern einstweilen, auf den SAR-Wert ihres Smartphones zu achten – siehe folgende Tipps.

12 Tipps für weniger Handystrahlung

Panikmache wollen wir nicht betreiben, doch selbst die zuständigen Behörden raten: „Die Exposition durch elektromagnetische Felder sollte so gering wie möglich sein.“. Daher hier ein paar Tipps rund um Handystrahlung:

  1. Weniger Handy: Telefoniere so wenig wie möglich mit dem Handy. Trage es nicht in körpernahen Taschen (Hose, Hemd) mit dir herum. Lass es nachts nicht neben dem Bett liegen.
  2. Kürzere Gespräche: Meide vor allem lange Telefonate mit dem Handy, weiche zum Beispiel auf Festnetz aus.
  3. Verwende ein Headset: Die Intensität der elektromagnetischen Felder nimmt mit der Entfernung von der Antenne schnell ab. Wer ein Headset benutzt, setzt seinen Kopf daher weitaus weniger Strahlung aus. Headsets, also Kopfhörer-Mikrophon-Kombinationen, sind schon für wenige Euro zu haben.
    Ein etwas nachhaltigeres Modell gibt’s zum Beispiel von InLine Wood bei Avocadostore**.
  4. Auf Empfang achten: Telefoniere möglichst nicht bei schlechtem Empfang. Je schlechter die Verbindung, desto größer ist die Leistung und daher auch die Strahlung, mit der das Smartphone senden muss.
  5. Auf Verbindung warten: Während des Verbindungsaufbaus senden Handys mit GSM-Standard mit maximaler Leistung. Führe dein Handy deshalb erst dann ans Ohr, wenn es beim Gesprächspartner klingelt oder am Bildschirm zu sehen ist, dass die Verbindung steht.
  6. Text statt Telefonat: Wer Kurznachrichten (SMS, Chat, WhatsApp, Messenger) schreibt, hält das Handy in der Hand statt am Kopf – das reduziert die Strahlung aufs Gehirn.
  7. Im Auto nur mit Freisprechanlage: Im Auto vervielfacht sich der Strahlungswert, weil das Fahrgestell die Strahlung beeinflusst. Eine Freisprecheinrichtung mit Außenantenne schafft Abhilfe.
  8. Bewusster kaufen: Wenn dein altes Gerät ausgedient hat, kaufe ein möglichst strahlungsarmes Handy. Basierend auf Werten des Bundesamtes für Strahlenschutz zeigt unsere Liste von Smartphones und ihrer Handystrahlung, dass es durchaus auch sehr gering strahlende Geräte gibt.
  9. Werte ermitteln: Den SAR-Wert geben Hersteller oft selbst an, die BfS-Suche für SAR-Werte nennt den SAR-Wert vieler Smartphones.
  10. Kein Handy für Kinder: Kinder gelten als empfindlicher als Erwachsener. Selbst das Bundesamt für Strahlenschutz rät daher, „Handytelefonate bei Kindern so weit wie möglich einzuschränken“.
  11. Kein Strahlenschutz-Unsinn: Verkauft werden Strahlenschutz-Folien und Aufkleber für Handys. Sie sollen die Handystrahlung reduzieren. Das tun sie auch, verschlechtern damit aber den Empfang, so dass das Handy die Sendeleistung und damit die Strahlung automatisch erhöht.
  12. Im Zug nicht telefonieren: In Zügen ist der Empfang schlecht, weil die Waggon wie Faradaysche Käfige wirken. Entsprechend erhöht das Handy hier die Sendeleistung, strahlt also mehr. Im Zug sollten Strahlungsbewusste daher nicht telefonieren. Als Ausweg erscheint die Flucht in den Intrain-Repeater-Waggon (Handy-Zeichen an der Wand). Hier werden vom Zug verstärkte Signale in den Waggon geleitet, so daß der Empfang besser ist, das einzelne Handy also weniger strahlen muss. Allerdings ist man hier dann natürlich von vielen Handys umgeben …

Übrigens: Auch Schnurlos-Telefone (DECT) arbeiten mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern. Um die Strahlung so gering wie möglich zu halten, sollte ein DECT-Telefon folgende Kriterien erfüllen:

  1. Die Basisstation sendet nicht im Standby-Modus.
  2. Man kann die Reichweite auf das not­wendige Maß begrenzen und damit die Strahlungsleistung reduzieren.
  3. Die aktuelle Strahlungsleistung passt sich au­tomatisch dem Bedarf an.

Hier aktuelle Smartphones samt SAR-Wert:

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