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So erkennst du Kosmetik ohne Tierversuche

Kosmetik ohne Tierversuche erkennen
Fotos: CC0 Public Domain / Pixabay – stux (l), tiburi (r)

Dass unser Makeup, Shampoo oder Duschgel an Tieren getestet wird, will niemand. Aber es ist oft gar nicht so leicht, tierversuchsfreie Kosmetik zu erkennen. Wir zeigen, wie es geht – und welche Marken Kosmetik ohne Tierversuche verkaufen.

Eigentlich sind Tierversuche für Kosmetik- und Pflegeprodukte in Deutschland verboten: 2004 wurden in der gesamten EU Tierversuche für Kosmetikprodukte verboten und 2009 auch für Inhaltsstoffe von Kosmetik. Seit März 2009 ist es sogar verboten, in der EU Kosmetikprodukte zu verkaufen, die an Tieren getestet wurden.

Zunächst gab es Ausnahmeregelungen, doch seit März 2013 ist ein umfassendes Gesetz in Kraft, das es Kosmetikunternehmen komplett verbietet, Tierversuche für ihre Produkte oder deren Inhaltsstoffe durchzuführen oder in Auftrag zu geben und Produkte in der EU zu vermarkten, für deren Herstellung Tierversuche (auch im Ausland) stattfanden. Warum also ist Kosmetik ohne Tierversuche immer noch schwer zu erkennen? Weil es noch immer Schlupflöcher gibt.

Tierversuche für Kosmetik sind noch immer ein Problem

Erstens: Das seit 2013 geltende Verkaufsverbot betrifft nur Produkte, die seitdem auf den Markt kommen. Das bedeutet: Produkte und Inhaltsstoffe, die vor dem 11. März 2013 an Tieren getestet wurden, dürfen weiterhin verkauft werden.

Zweitens: Das Tierversuchsverbot gilt nur für Inhaltsstoffe, die ausschließlich in Kosmetik- und Pflegeprodukten zum Einsatz kommen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Inhaltsstoffe, die auch in anderen Produkten vorkommen und daher unter das Chemikaliengesetz fallen, können nach wie vor an Tieren getestet werden. Das trifft auf viele Inhaltsstoffe von Kosmetika zu – sie werden zum Beispiel auch für Reinigungsmittel und Waschmittel, in Medikamenten oder für Farben verwendet.

Drittens: Hersteller, die ihre Produkte auch außerhalb von Europa verkaufen, können für diese ausländischen Märkte weiterhin Tierversuche durchführen. In China beispielsweise sind Tierversuche für Kosmetik- und Pflegeprodukte sogar vorgeschrieben. Einige Naturkosmetik-Marken haben sich aus diesem Grund vom chinesischen Markt zurückgezogen.

Dekorative Kosmetik von Naturkosmetik-Marken, z.B. Lavera, Averde, Dr. Hauschka
Wer nur tierversuchsfreie Kosmetik verwenden will, muss genau hinsehen. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay.com)

Kosmetik: tierversuchsfrei ist nicht gleich vegan

Bei Kosmetik- und Pflegeprodukten ist tierversuchsfrei nicht unbedingt identisch mit vegan: Vegane Kosmetik, also Produkte, die frei sind von Inhaltsstoffen tierischen Ursprungs, können prinzipiell Inhaltsstoffe enthalten, die irgendwann einmal an Tieren getestet wurden. Umgekehrt kann tierversuchsfreie Kosmetik durchaus Inhaltsstoffe tierischer Herkunft enthalten (z.B. Bienenwachs, Honig, Milch).

So erkennst du Kosmetik ohne Tierversuche

Wirklich verlässlich kann man tierversuchsfreie Kosmetik- und Pflegeprodukte nur an Siegeln erkennen (s.u.). Denn Aussagen der Hersteller wie „das Produkt wurde nicht an Tieren getestet“ oder „wir führen keine Tierversuche durch“ können irreführend sein: Einzelne Inhaltsstoffe können sehr wohl an Tieren getestet worden sein oder die Hersteller können Tierversuche bei anderen Unternehmen in Auftrag gegeben haben.

Die Tierrechtsorganisation PETA geht sogar so weit zu sagen:„Wenn ein Unternehmen keine speziellen Richtlinien hinsichtlich seiner Inhaltsstoffe verfolgt, kann man davon ausgehen, dass die gekauften Stoffe an Tieren getestet werden.“

Mehrere Organisationen und Blogs führen regelmäßig aktualisierte Listen mit Kosmetik ohne Tierversuche. Allerdings sind die Listen nicht identisch, denn die Urheber:innen legen teils unterschiedliche Kriterien fest, zum Beispiel was die wirtschaftlichen Verflechtungen der Marken und ihrer Zulieferer angeht. Dennoch bieten die Auflistungen von tierversuchsfreier Kosmetik eine hilfreiche Orientierung.

Listen mit Kosmetik ohne Tierversuche:

Siegel für tierversuchsfreie Kosmetik

Leaping Bunny Label für tierversuchsfreie KosmetikLeaping Bunny

Das Siegel „Leaping Bunny“ ist ein international gültiges Siegel, das Kosmetik ohne Tierversuche auszeichnet. Es wird von der Coalition for Consumer Information on Cosmetics (CCIC) vergeben, einem Netzwerk von acht Tierschutzorganisationen aus verschiedenen Ländern.

Die Unternehmen, die das Siegel verwenden, verpflichten sich, keine Tierversuche durchzuführen, in Auftrag zu geben oder sich daran zu beteiligen; das betrifft ausnahmslos alle Inhaltsstoffe und Endprodukte. Sie beziehen auch keine Inhaltsstoffe, Rezepturen oder Produkte von Unternehmen, welche dafür Tierversuche durchgeführt oder in Auftrag gegeben haben. Die Firmen etablieren zudem für ihre Lieferkette ein effektives Kontrollsystem mit regelmäßigen Prüfungen.

Hase mit schützender handHase mit schützender Hand

Die Richtlinien für das Siegel „Hase mit der schützenden Hand“ wurden vom Deutschen Tierschutzbund zusammen mit dem Internationalen Herstellerverband für tierschutzgeprüfte Naturkosmetik, Kosmetik und Naturwaren e.V. (IHTN) entwickelt. Die Standards gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus:
„Tierversuche sind sowohl an wirbellosen Tieren wie auch an Wirbeltieren verboten. Rohstoffe vom toten Tier sind tabu. […]. Hersteller dürfen keinen Konzernen angehören, die Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben. Endprodukte und Rohstoffe dürfen nicht erstmalig im Tierversuch nach 1979 getestet worden sein. Keine Exporte in Länder, in denen noch Tierversuche durchgeführt werden, z.B. China. Importe von Herstellern und Vertrieben, deren Produkte in tierversuchsdurchführenden Ländern hergestellt werden […] sind verboten.“

VeganblumeVeganblume

Die Veganblume der Vegan Society ist das einzige Label, das gleichzeitig für vegane und für Kosmetik ohne Tierversuche steht. Sowohl das Produkt als auch seine Produktionsprozesse und Inhaltsstoffe müssen vegan und tierversuchsfrei sein um dieses Siegel tragen zu dürfen. Das Unternehmen darf auch keine Tierversuche in Auftrag geben (lassen). Es kann prinzipiell auch nicht-vegane Produkte produzieren, solange Kontaminationen vermieden werden. Brisant: Gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe pflanzlichen Ursprungs sind erlaubt; es muss nur auf dem Produkt darauf hingewiesen werden.

Ist Naturkosmetik grundsätzlich tierversuchsfrei?

Naturkosmetik-Marken müssen sich natürlich genau wie alle Kosmetik-Hersteller an die Gesetze zur Tierversuchsfreiheit halten – Schlupflöcher inklusive. Da Naturkosmetik kein geschützter Begriff ist, hilft es, auf etablierte Naturkosmetik-Zertifizierungen zu achten: Am weitesten verbreitet sind die Siegel von BDIH und Natrue auf Naturkosmetik-Produkten, sie garantieren, dass die Produkte nach strengen Richtlinien aus (überwiegend) natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt werden. Etwas weniger verbreitet ist das Siegel von Ecocert.

Die Richtlinien der Naturkosmetik-Verbände gehen teilweise über die Regelungen des EU-Tierversuchsverbots hinaus:

Naturkosmetik mit BDIH-Siegel

BDIH Label für Naturkosmetik
(Siegel © BDIH)

Das verbreitete BDIH-Siegel für Naturkosmetik schreibt in den Richtlinen:
„Weder bei der Herstellung noch bei der Entwicklung oder Prüfung der Endprodukte dürfen Tierversuche durchgeführt oder in Auftrag gegeben werden.“Rohstoffe, die ab 1998 an Tieren getestet wurden, dürfen nicht verwendet werden. Der BDIH lässt allerdings Tierversuche außer Acht, die nicht explizit auf Veranlassung des (Rohstoff-)Herstellers durchgeführt werden. Grundsätzlich sind Stoffe, die von Tieren produziert werden, erlaubt, nicht aber solche aus toten Wirbeltieren (z.B. Emuöl, Nerzöl, tierische Fette, Collagen).

Natrue Label für NaturkosmetikNaturkosmetik mit Natrue-Siegel

Das Natrue-Siegel für Naturkosmetik ist ebenfalls weit verbreitet. Den Richtlinen zufolge sind „Tierversuche grundsätzlich gegen NATRUEs zugrundeliegende Werte und Ethik.“ Natrue erweitert daher das seit 2009 in der EU gültige Tierversuchsverbot ausdrücklich auf Nicht-EU-Länder wie zum Beispiel China:
„Aus diesem Grund werden die NATRUE-Kriterien um das Tierversuchsverbot für kosmetische Fertigprodukte, wie unter Verordnung (EG) Nr.1223/2009 geregelt, auf Drittländer außerhalb der EU erweitert.“

Darüber hinaus entspricht der Umgang mit Tierversuchen der EU-Gesetzgebung.

Cosmos Standard

BDIH Cosmos neue Siegel
(© COSMOS / BDIH)

Der internationale Cosmos Standard, der mittlerweile den BDIH-Standard weitgehend ersetzt, schließt analog zu diesem Tierversuche für Kosmetik auch von Dritten aus, allerdings nur vom Hersteller veranlasste: „Kosmetische Produkte dürfen nicht vom Hersteller oder Dritten, die vom Hersteller dazu veranlasst werden, an Tieren getestet werden. Kosmetische Bestandteile dürfen nicht vom Hersteller oder Dritten, die vom Hersteller dazu veranlasst werden, an Tieren getestet werden.“ Zu Drittländern gibt es keine explizite Aussage.

Bei diesen Marken gibt es tierversuchsfreie Kosmetik

Es ist sinnvoll, nicht „nur“ auf Kosmetik ohne Tierversuche zu achten, sondern auch darauf, dass es sich um Produkte mit möglichst wenig schädlichen Inhaltsstoffen handelt: Naturkosmetik enthält keine erdölbasierten Inhaltsstoffe, synthetische Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe und ist daher sowohl für die Umwelt als auch für deine Gesundheit meist besser.

In der Bildergalerie zeigen wir dir Naturkosmetik-Marken, bei denen du tierversuchsfreie Kosmetik bekommst:

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