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Wandern in Deutschland – so geht nachhaltiger Urlaub

Foto: © tunedin - Fotolia.com

Wandern wird zum Volkssport der Entschleunigung: Kein Stress, kein Stau und jede Menge Natur zum Entspannen warten in Deutschland auf dich.

Dr. Henning Smolka ist Schriftführer beim Deutschen Wanderinstitut, verantwortlich für den Bereich „Umweltkommunikation“ und hält auch Seminare zum Thema. Für ihn ist Wandern Teil eines nachhaltigen Lebensstils, denn: „Wandern ist sanfter Natursport, stärkt den Naturbezug, benötigt nur eine minimale technische Infrastruktur und ist an vielen Orten möglich.“

Wandern macht Lust auf „Kultur am Wegesrand“ und bringt dem Menschen Flora, Fauna und auch andere Menschen näher. Und natürlich ist es allemal ökologisch sinnvoller, sich auf Schusters Rappen durch die Natur zu bewegen als mit dem „Malle-Bomber“ zum Ballermann.

Urlaub im Baumhaus
Urlaub im Baumhaus (Foto: © Kulturinsel Einsiedel)

Tourismus in ökologisch bedrohten Gebieten, speziell in Entwicklungsländern, sollte aber tabu sein. Er vergrößert oft die Schäden und ist somit alles andere als nachhaltig. Generell empfiehlt es sich, in Deutschland Ferien zu machen, auch, weil man bei der Anreise auf das Auto verzichten kann. Das Gute ist so nah und bietet auch ungewöhnliche Ideen wie etwa den Urlaub im Baumhaus.

Die Ökobilanz des Urlaubs beginnt mit der Fahrt

Deutschland ist ein hervorragendes Urlaubsland, mit fast 40.000 Kilometern Schienennetz ist es auch bahntechnisch gut erschlossen. Herrliche Feriengebiete wie die Sächsische Schweiz, die Fränkische Schweiz oder die Eiffel liegen teils unmittelbar vor der Haustüre großer Städte. Falls nicht, bringt uns die Bahn bis in die hintersten Winkel der Republik, etwa bis an die Inseln an Nord- und Ostsee oder nach Berchtesgaden oder Oberstdorf, daher ist man hier nicht auf das Auto angewiesen.

Fahrradurlaub mit dem Pedelec
Fahrradurlaub mit dem Pedelec (Foto: ADFC)

Wenn man aber doch mit dem eigenen PKW anreisen möchte, dann sollte man vor Ort auf ihn verzichten. In vielen Gegenden lassen sich Elektrofahrzeuge mieten und leicht „auftanken“. Auf den ostfriesischen Inseln Langeoog, Spiekeroog oder Juist sind Benziner oder Diesel komplett verbannt, hier setzt man auf Pferdekutschen und E-Autos. Im Allgäu oder im Bayerischen Wald bieten die Tourismusämter – staatlich gefördert – Elektroautomobile gezielt für Touristen an. Damit kommt man leise und sauber an den Startpunkt der Wanderung. Natürlich kann man sich überall auch Fahrräder leihen und Urlaub mit dem Pedelec machen.

Geführte Wanderungen sind besonders nachhaltig

Umweltbildung am Löwenzahnpfad im Naturpark Barnim
Umweltbildung am Löwenzahnpfad im Naturpark Barnim (Foto © VDN)

Blickt man auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit, dann ergeben sich bestimmte Anforderungen an das Wandern, wie Jochen Häfele, Tourismusexperte aus dem Allgäu, betont: „Die ökologische Nachhaltigkeit soll dazu führen, dass die Natur für spätere Generationen erhalten bleibt, die ökonomische stellt Wohlstand und Wachstum in der Urlaubsregion sicher und die soziale will den Einklang zwischen Menschen und der Natur ermöglichen.“

Anders ausgedrückt: Wir werfen unseren Müll nicht in die Landschaft, akzeptieren es, faire Preise zu zahlen und gehen achtsam mit Pflanzen und Tieren, bzw. deren Lebensräumen um. Denn nicht nur in Entwicklungsländern, auch bei uns ist die Natur in Gefahr: So sind laut Bund Naturschutz in Deutschland aktuell rund 7.000 Tierarten vom Aussterben bedroht.

Morgenlandschaft im Naturpark TERRA.vita
Morgenlandschaft im Naturpark TERRA.vita (Foto © VDN/D. Tunk)

Was also tun? Am besten begibt man sich auf geführte Wanderungen und damit in die Obhut von erfahrenen Naturkennern, die die Region bestens kennen und achtsam damit umgehen. Und: Die Führer wissen, wo man gehen soll, wo man seltene Tiere beobachten kann, ohne sie zu stören, und wie die Pflanzen am Wegrand heißen.

Profis gehen achtsam mit der Natur um und führen auch über Wege, die der Tourist selber nicht findet. So geht es für Wanderer ohne Höhenangst mit der Alpinschule Oberstdorf über die Alpspitze und durch das Höllental zur Zugspitze, wenn man sich drei Tage Zeit nimmt und die erforderliche Ausdauer mitbringt.

Oft sind es erfahrene Ehrenamtliche, denen ihre Heimat sehr am Herzen liegt und die auch wissen, was zum Schutz der Umwelt gehört. Der Harzklub bietet zum Beispiel die sehr malerische Tour „Bergseits von Wernigerode“ oder eine Wanderung entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze an. Auch der Rhönklub hat eine Reihe von geführten Wanderungen durch das malerische Mittelgebirge, das Thüringen, Hessen und Bayern miteinander verbindet, im Programm.

Egal, ob im Spessart, im Karwendel, im Schwarzwald oder im Harz – geführte Führungen für Anfänger, Fortgeschrittene oder Familien finden sich überall. Tipps und Kontaktadressen sind über das Internet, speziell beim Bund Naturschutz oder beim Deutschen Wanderinstitut, vor Ort aber auch über die Tourismusinformationen zu bekommen.

Die Naturparks in Deutschland – wo die Umwelt besonders geschont wird

Fischotter im Naturpark Südschwarzwald
Fischotter im Naturpark Südschwarzwald (Foto © VDN/T. Kaiser)

Rund 25 Prozent der Fläche Deutschlands sind Naturpark. Das ermöglich verträglich reisen, ist ökologisch sinnvoll und zudem praktisch, denn einer der insgesamt 104 Naturparks ist sicher in der Nähe des Wohnortes. Organisiert sind die meisten davon im Verband Deutscher Naturparke (VDN).

Hier wird der Lebensraum von Flora und Fauna besonders bewahrt, damit das fragile Ökosystem erhalten bleibt. Natur- und Klimaschutz sind von zentraler Bedeutung, der Urlauber kann sich einen „Leitfaden“ herunterladen, der am Stettiner Haff genauso gilt wie im Altmühltal oder im Pfälzer Wald. Man erfährt darin vieles zur „sanften Mobilität zum und vor Ort“, zu naturnahen und ressourcenschonenden Übernachtungen oder über natürliches und regionales Genießen.

Denn auch nachhaltige Küche gibt es fast überall in Deutschland. Die Zahl der Slow-Food-Regionen steigt stetig, und aktuell brauen 16 deutsche Brauereien ihren Gerstensaft „slow“. Sie sind Mitglieder im Verband Slow Brewing e.V., und was langsam und nachhaltig hergestellt wird, sollte man auch langsam genießen. Es schmeckt einfach besser. Immer mehr Menschen wissen das, deshalb setzt sich auch das Genußwandern immer mehr durch – und das umfasst die Tour genauso, wie die Ernährung oder das Bier auf der Hütte oder am See.

…und nicht zu vergessen: Die Ausrüstung

Outdoor-Kleidung
Tipps zum Kauf von Outdoor-Kleidung – hier klicken (© Fred Dott / Greenpeace)

Natürlich will man heutzutage auch in der Natur gut aussehen und kleidungstechnisch „im Trend“ liegen. Dazu bieten viele Hersteller eine unüberschaubare Vielzahl an Jacken, Schuhen, Stöcken, Rucksäcken und Accessoires an. Vor dem Shoppen sollte man sich überlegen, ob man all das wirklich braucht – nicht jeder Ausflug ist ja gleich eine Expedition. Wäsche sollte atmungsaktiv sein, Wind und Wasser abweisen, sich bequem und leicht tragen – und aus fair produzierten Naturmaterialien bestehen, die ressourcenschonend produziert wurden und keine Schadstoffe abgeben. Mehr dazu im Beitrag Nachhaltige Outdoor-Bekleidung finden: 7 Tipps.

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