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Oxfams Supermarkt-Check: Edeka ist Schlusslicht bei Menschenrechten

Oxfams Supermarkt-Check
Foto: Utopia.de

Oxfam analysiert seit 2018, inwiefern Supermärkte auf die Einhaltung von Menschenrechten achten. Was sich in dieser Zeit verbessert hat und warum noch mehr passieren muss, erfährst du hier.

Der wöchentliche Gang zum nächsten Supermarkt ist für die meisten von uns genauso selbstverständlich wie ein vielfältiges Angebot, das von Mangos bis zu Kakao, Oliven und Vanilleschoten reicht. Was sich viele Kund:innen vielleicht weniger fragen ist, wie transparent Supermärkte mit ihren Lieferketten und den Bedingungen im Herkunftsland umgehen.

Oxfam hat nun zum dritten Mal in Folge die größten Supermarktketten bezüglich der Einhaltung von Menschenrechten untersucht. Die gute Nachricht: Viele Supermärkte haben sich in der Wertung deutlich verbessert.

Oxfam-Supermarkt-Check: Darum geht’s

Seit 2018 untersucht Oxfam Supermärkte in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und den USA. Anhand von fast 100 Bewertungskriterien ermittelt die NGO für jede Supermarktkette eine Prozentzahl, die angibt, wie stark das Unternehmen auf die Einhaltung von Menschenrechten achtet. Die Kriterien orientieren sich an den Leitfäden der OECD sowie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.

Neben der Gesamtwertung kannst du auch sehen, wie eine Supermarktkette in einem der vier Teilbereiche abgeschnitten hat. Diese Teilbereiche sind:

  • Transparenz und Strategie
  • Achtung von Arbeitnehmer:innenrechten
  • Umgang und Handelsbeziehungen mit Kleinbäuer:innen
  • Gender-Gerechtigkeit und Frauenrechte

Deutsche Supermärkte: Die Ergebnisse

Lidl schneidet im deutschen Supermarktcheck mit 32 Prozent am besten ab.
Lidl schneidet im deutschen Supermarktcheck mit 32 Prozent am besten ab. (Foto: oxfam.de/supermarktcheck-2020)

Laut Oxfam haben sich die deutschen Supermarktketten Lidl, Aldi und Rewe seit 2018 deutlich verbessert.

  • Lidl belegt dabei im Jahr 2020 mit 32 Prozent in der Gesamtwertung den ersten Platz. 2018 lag die Discounter-Kette bei gerade einmal fünf Prozent.
  • Dann folgen Aldi Süd und Rewe, die beide 2020 25 Prozent erreichen. 2018 konnten beide Ketten gerade einmal einen Prozent aufweisen.
  • Auch Aldi Nord lag 2018 bei einem Prozent und erreicht 2020 immerhin 18 Prozent.

Doch an welchen konkreten Handlungen macht Oxfam diese Zahlen fest? Alle drei Supermarktketten erstellen mittlerweile Risikoanalysen zu Menschenrechtsverletzungen im Herkunftsland. Lidl arbeitet besonders transparent, indem das Unternehmen die meisten direkten Zulieferer publik macht.

Bei Produkten, in deren Herstellungsprozess es besonders häufig zu Menschenrechtsverletzungen kommt, erarbeiten Aldi und Lidl gemeinsam mit Gewerkschaften vor Ort konkrete Verbesserungspläne. Rewe und Lidl planen zudem, einen leicht zugänglichen Beschwerdemechanismus einzurichten, mit dem Betroffene über Missstände vor Ort aufmerksam machen können.

Diese Liste mit beispielhaften Verbesserungen und Zukunftsplänen könnte man fortsetzen. Nichtsdestotrotz hält Oxfam fest: Es gibt zwar einen spürbaren Fortschritt. Von einem Wendepunkt sind wir dennoch meilenweit entfernt. Schließlich erreichte auch im internationalen Vergleich keine einzige Supermarktkette die 50-Prozent-Marke.

Das Schlusslicht: So schneidet Edeka ab

Während sich Lidl, Aldi und Rewe verbessert haben, fällt ein Unternehmen stark negativ auf: Edeka erreichte 2018 und 2019 ebenfalls nur einen Prozent, hat sich aber im Gegensatz zur Konkurrenz auch 2020 mit gerade einmal drei Prozent kaum merklich verbessert. Bei Transparenz und Frauenrechten schneidet das Unternehmen sogar mit null Prozent ab. Auch im internationalen Vergleich bildet Edeka das Schlusslicht.

Woran liegt das? Anfang 2020 haben alle anderen untersuchten Supermarktketten eine Selbstverpflichtung zur Durchsetzung existenzsichernder Löhne und Einkommen in globalen Lieferketten unterschrieben. Lidl hat bereits konkrete Projekte zur Umsetzung der Verpflichtung gestartet. Rewe will jährlich über den Fortschritt berichten. Edeka hat die Verpflichtung hingegen nicht einmal unterzeichnet.

Rewe, Lidl und Aldi haben Projekte mit Kleinbäuer:innen organisiert, die diesen dabei helfen sollen, ihr Wissen über Produkte, Anbau und Handel zu steigern und somit ein höheres Einkommen zu erzielen. Nur Edeka hat kein einziges vergleichbares Projekt.

Alle anderen untersuchten Supermärkte haben zudem begonnen, Frauenrechte mit konkreten Risikoanalysen und Projekten zu stärken. Die einzige Ausnahme auch in diesem Fall: Edeka.

Laut Oxfam verhält sich Edeka nach wie vor stur, wenn es um Menschenrechte geht. Stattdessen rühmt sich das Unternehmen mit seiner WWF-Partnerschaft. Aus ökologischer Perspektive ist diese ohne Frage wichtig – Neben Umweltstandards sollte die Supermarktkette nun aber endlich beginnen, auch soziale Kriterien stärker in den Blick zu nehmen.

Das Hauptproblem: Billigpreise

Ein grundlegendes Problem von Supermärkten und Discountern: der Fokus auf möglichst niedrige Preise
Ein grundlegendes Problem von Supermärkten und Discountern: der Fokus auf möglichst niedrige Preise (Foto: CC0 / Pixabay / itkannan4u)

Das grundlegende Problem aller Supermarktketten ist laut Oxfam nach wie vor die aggressive Preispolitik: Supermärkte starten immer wieder Werbekampagnen, die auf besonders niedrige Preise aufmerksam machen. Die Folge: Konsument:innen werden nahezu dazu konditioniert beim Einkauf besonders stark auf Billigpreise zu achten. Doch was sich positiv auf unseren Geldbeutel auswirkt, hat verheerende Folgen für andere Menschen in der Produktions- und Lieferkette eines Produktes. Wenn die Preise zu niedrig sind, kommt bei Arbeiter:innen im Herkunftsland schließlich wohl kaum noch ein existenzsichernder Lohn an.

Neben der Arbeit von NGOs wie Oxfam, die Druck und mediale Aufmerksamkeit erzeugt, braucht es für eine langfristige und stabile Verbesserung vor allem politische Entscheidungen. Ein Meilenstein in diesem Bereich ist das Lieferkettengesetz, das Mitte Juni verabschiedet wurde und die deutsche Wirtschaft verantwortungsbewusster, transparenter und fairer machen soll. Mehr dazu erfährst du hier: Das Lieferketten-Gesetz ist da.

Das kannst du selbst tun

Achte beim Kauf von Risikoprodukten möglichst auf Siegel, die faire Arbeitsbedingungen garantieren.
Achte beim Kauf von Risikoprodukten möglichst auf Siegel, die faire Arbeitsbedingungen garantieren. (Foto: CC0 / Pixabay / IsaacFryxelius)

Auch als Individuum können wir unsere Kaufkraft nutzen, um Menschenrechtsverletzungen nicht länger zu unterstützen. Dafür solltest du vor allem bei Risikoprodukten (wie Kaffee, Bananen, Schokolade oder Kakao) auf Siegel achten, die gerechte Arbeitsbedingungen und einen existenzsichernden Lohn garantieren. Neben dem Fairtrade-Siegel gibt es dabei zum Beispiel auch GEPA fair+ oder Rapunzel Hand in Hand.

Zudem empfiehlt Utopia generell möglichst auf regionale Produkte zurückzugreifen: Eine kürzere Lieferkette ist nicht nur leichter zurückzuverfolgen, sondern dank weniger CO2-Emissionen auch deutlich ökologischer.

Nicht zuletzt kannst du NGOs, die sich für Menschenrechte einsetzen, mit einer Spende unterstützen. Bekannte Organisationen, die sich (auch) mit Arbeitsbedingungen beschäftigen, sind zum Beispiel Oxfam oder Amnesty International.

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