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Plastik in der Landwirtschaft bedroht Ernährungssicherheit

Plastik Landwirtschaft
Foto: CC0 / Pixabay / John-Silver

Laut einem neuen Bericht der UN-Landwirtschaftsbehörde bedroht die Plastikverschmutzung in landwirtschaftlichen Böden die Umwelt, die Ernährungssicherheit und möglicherweise die menschliche Gesundheit.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) veröffentlichte am 07.12.2021 einen Bericht mit dem Titel „Bewertung von landwirtschaftlichen Kunststoffen und ihrer Nachhaltigkeit: Ein Aufruf zum Handeln“. Demnach gefährdet die verbreitete und langfristige Nutzung von Kunststoffen in der Landwirtschaft – beispielsweise beim Spargelanbau, bei Baumschutzvorrichtungen oder ganzen Gewächshäusern aus Plastik – die Lebensmittelsicherheit.

Jährlich verbrauchen landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten laut der FAO weltweit etwa zehn Millionen Tonnen Kunststoffprodukte in der Pflanzen- und Tierproduktion. Fischerei und Aquakultur benötigen 2,1 Millionen Tonnen und die Forstwirtschaft trägt 0,2 Millionen Tonnen Plastik bei. Darüber hinaus prognostiziert die landwirtschaftliche Kunststoffindustrie einen etwa fünfzigprozentigen Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Gewächshaus-, Mulch- und Silofolien bis zum Jahr 2030.

Laut dem Bericht sind Böden besonders von landwirtschaftlichem Plastik betroffen und sogar stärker mit Mikroplastik verschmutzt als die Ozeane.

Kunststoffe in landwirtschaftlichen Betrieben

Kunststoffplanen statt Glas: ein Gewächshaus aus Plastik.
Kunststoffplanen statt Glas: ein Gewächshaus aus Plastik.
(Foto: CC0 / Pixabay / juergen64)

Die FAO berichtet, dass verschiedene Kunststoffprodukte Landwirt:innen, Forstwirt:innen und Fischer:innen sowie der Umwelt einige Vorteile bieten: Sie helfen, ihre Lebensgrundlage zu erhalten, die Produktion zu steigern, Verluste zu verringern, Wasser zu sparen und den Einsatz von Chemikalien (zum Beispiel chemisch-synthetischen Pestiziden) zu verringern. Beispiele hierfür sind:

  • Gewächshaus- und Mulchfolien aus Kunststoff in Verbindung mit Tropfbewässerung helfen Obst- und Gemüsebäuer:innen, weniger Wasser und Herbizide zu verbrauchen, die Qualität der Ernte zu kontrollieren und ihre Erträge zu steigern.
  • Baumschutzvorrichtungen aus Kunststoff schützen Bäume in Plantagen und erhöhen den Ertrag.
  • Silofolien helfen Viehzüchter:innen, haltbares Futter zu produzieren – und sie machen Silagekammern überflüssig. Das spart vor allem Platz.

Diese Vorteile sind somit auch von ökologischem Nutzen. Allerdings mangelt es gemäß der FAO in Landwirtschaftsbetrieben oft daran, dass die Betreiber:innen die verwendeten Kunststoffe einsammeln und wiederverwenden oder ordnungsgemäß entsorgen. Manche Landwirt:innen führen beispielsweise eigene Deponien oder verbrennen das Plastik sogar.

Jedoch gelangen auch unbeabsichtigt einzelne Plastikfetzen oder Stücke in die Erde oder das Plastik nutzt sich mit der Zeit ab. In all diesen Fällen gelangt Mikroplastik in Böden oder Gewässer und sammelt sich dort an.

Es gibt außerdem Düngemittel, die mit Polymeren beschichtet sind und somit die Nährstoffe kontrolliert freisetzen und an die Pflanzen abgeben – und zwar in der Menge, die sie benötigen. Außerdem vermeiden diese Polymere, dass die Düngemittel in Wasser und Luft gelangen. Auch hier hat das Plastik sowohl Vor- als auch Nachteile. 

Auswirkungen von Mikroplastik: Umwelt und Gesundheit

Plastik im Meer oder an Land kann Tiere schädigen und töten – zum Beispiel, indem sie sich darin verfangen oder Kunststoffteile verschlucken. Wenn sich das Plastik weiter zu Mikroplastik zersetzt, kann es laut der FAO in die Nahrungskette gelangen und sich dort anreichern. Wenn Menschen dann Fisch und Meeresfrüchte essen, nehmen sie Mikroplastik auf. Damit bedroht es die Ernährungssicherheit, die Lebensmittelsicherheit und die menschliche Gesundheit – einige Kunststoffe aus der Landwirtschaft enthalten gemäß dem Bericht zum Beispiel giftige Zusatzstoffe wie Phthalate und Bisphenole (Weichmacher), die das Hormonsystem beeinträchtigen. 

Mikro- und Nanokunststoffe können laut der FAO Organismen im Tier-, Pflanzen- und Mikrobenreich durch chemische und physikalische Wirkungen schädigen. Es gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass Rückstände von landwirtschaftlichen Mulchfolien die Keimung von Samen verringern und das Wurzelwachstum beeinträchtigen können. In einer Studie von 2019 wurde außerdem untersucht, inwiefern Mikroplastik das Wachstum von Frühlingszwiebeln beeinflusst: Sowohl die Wurzeln als auch die Blätter wurden beeinträchtigt, ebenso wie die Bodeneigenschaften und die mikrobielle Aktivität im Boden. Es ist also davon auszugehen, dass Mikroplastik in Böden den Ertrag von Lebensmitteln senkt und damit die Ernährungssicherheit bedroht.

Utopia-Fazit: Kunststoffe in der Landwirtschaft haben diesem Bericht zufolge sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion und die Umwelt. In Bezug auf die Lebensmittelsicherheit in Kombination mit Mikroplastik sind die Ergebnisse jedoch äußerst beunruhigend. Unserer Meinung nach muss das verwendete Plastik reduziert, ordnungsgemäß entsorgt und vor allem der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden. Nur so können Landwirt:innen aktiven Bodenschutz betreiben und vermeiden, dass sich in den Böden auf Dauer weiteres Mikroplastik ansammelt.

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