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Kleiderspende statt Altkleidercontainer: Gebrauchte Klamotten sinnvoll spenden

Kleider spenden Altkleider Container
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - webandi

Wer mit einer Kleiderspende direkt Bedürftigen helfen möchte, ist bei Altkleidercontainern leider an der falschen Adresse. Utopia zeigt dir, wie du deine Kleidung sinnvoll spenden kannst.

Kleidung zu spenden klingt für viele erst einmal nach einer guten Tat. Und zwar nach einer völlig unkomplizierten: Altkleidercontainer gibt es in jeder Stadt – sie stehen an Straßenkreuzungen, in Wohngebieten, auf Parkplätzen. Der Skandal um das Deutsche Rote Kreuz – aufgedeckt durch die NDR-Doku „Die Altkleiderlüge“ von 2011 (leider nicht mehr online verfügbar) – zeigte allerdings: Die gespendete Kleidung aus Altkleidercontainern landet nur in den wenigsten Fällen dort, wo die Spender:innen es vermuten, nämlich ohne Umwege und Kosten bei den Bedürftigen. Die Doku ging dabei auf Kleidercontainer karitativer Hilfsorganisationen und privater Unternehmen ein.

Kleiderspenden: Kleidung landet nicht immer dort, wo sie soll

Was stattdessen meistens mit den Kleiderspenden passiert: Sie werden weiter verkauft. Gut erhaltene Kleidung wird an Secondhand-Läden in Deutschland oder Westeuropa verkauft – einer ausführlichen Recherche der „Deutschen Welle“ zufolge macht das den größten Teil des Umsatzes aus, obwohl es nur zwischen zwei und vier Prozent der Altkleider betrifft. Weitere 40 Prozent der gespendeten Kleider werden im Ausland weiterverkauft und landen – je nach Qualität – auf Märkten in Osteuropa, im Mittleren Osten, in Mittelasien und vor allem in Afrika.

Capsule Wardrobe Kleidungsstücke
In den Müll gehören aussortierte Klamotten nicht nicht – aber bei Bedürftigen landen Kleiderspenden auch nicht immer. (Foto: CC0 / Unsplash / Sarah Brown)

Was gar nicht zu gebrauchen ist, muss laut dem Kreislaufwirtschaftsgesetz recycelt werden. Aus solchen Spenden werden dann Putzlappen oder Recyclingstoffe, oft auch Dachpappe, Malervlies oder Autoinnenverkleidungen. Nur was gar nicht anders verwertbar ist, darf als Müll entsorgt oder zur Wärmegewinnung verbrannt werden – das sind immer noch etwa fünf bis 15 Prozent der Kleiderspenden.

Mehr lesen: Kreislaufwirtschaft: Das steckt dahinter oder du hörst dir unsere Podcastfolge an: Utopia-Podcast: Wie weit ist Deutschland mit der Kreislaufwirtschaft?

Kleiderspende via Altkleidercontainer: Gut für die Umwelt, schlecht für Entwicklungsländer?

Da unbrauchbare Teile vorzugsweise recycelt werden und somit ein zweites Leben beginnen, sind Altkleidercontainer – zumindest wenn es um Umweltschutz geht – keine ganz schlechte Sache. Denn ein recycelter Pullover ist immer noch besser als einer, der im Müll landet und verbrannt werden muss.

Doch welchen Effekt der Teil der Kleiderspenden hat, der nach Afrika, Asien und Südamerika verkauft wird, ist zumindest umstritten. Es gibt die begründete Befürchtung, dass die billige Second-Hand-Kleidung zum Niedergang der lokalen Textilindustrie in Sub-Sahara-Afrika beigetragen hat.

Zur gleichen Zeit, als der NDR die „Altkleiderlüge“ zeigte, berichtete „Zeit Online“ 2011 in einem Artikel (pdf), dass allein in Tansania zehntausende Beschäftigte der (ehemals stattlichen) Textilindustrie aufgrund von Kleiderspenden ihre Arbeit verloren hätten. Gegen die günstigen Preise, zu denen die gespendete Kleidung auf den örtlichen Märkten verkauft wird, komme ein einheimisches Produkt nicht an.

Altkleider und Textilmärkte in Afrika: ein umstrittenes Thema

Dieser direkte kausale Zusammenhang zwischen Second-Hand-Kleidungs-Importen und dem Ende der afrikanischen Textilindustrie wird jedoch von verschiedener Seite zumindest bezweifelt. Gründe könnten auch in der wirtschaftlichen Liberalisierung vieler afrikanischer Märkte in den Achtziger- und Neunzigerjahren liegen (s. Studie 2012).

Kleiderspende: Umstrittene Altkleidercontainer
Was mit Kleiderspenden aus Altkleidercontainern passiert und passieren sollte, ist ein umstrittenes Thema. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay.de)

Der Verband FairWertung, ein Zusammenschluss gemeinnütziger Altkleidersammler, schrieb in einer Stellungnahme zum NDR-Film, man sehe „den Hauptgrund für den Niedergang der Textil- und Bekleidungsindustrie in der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit und den Standortnachteilen der heimischen Produzenten“. Eine Importbeschränkung für Altkleider würde daher nicht automatisch einen Aufschwung für die lokale Textilproduktion bedeuten. Auch die billige Neuware aus Asien bedrohe die afrikanische Tectilproduktion.

Der Verband sieht jedenfalls aktuell in den Exporten gespendeter Kleidung sogar eher eine Chance für Entwicklungsländer: „Heute bestreiten viele Menschen ihren Lebensunterhalt mit dem Transport, dem Handel oder dem Umarbeiten von Secondhandkleidung. Der Handel mit gebrauchten Textilien bietet besonders Frauen und jungen Menschen mit geringer Qualifikation eine Verdienstmöglichkeit.“

Ob die lokale Textilproduktion langfristig die Lücke durch fehlende Second-Hand-Kleidung selbst schließen würde, ist fraglich – einige afrikanische Länder wie Ruanda hoffen aber auf genau diesen Effekt. Für Ruandas Regierung handelt es sich bei dem Altkleider-Importbann um eine „Frage der Würde„. Andere ostafrikanische Länder, die einen Importstopp zunächst angekündigt hatten, erlauben den Import der „Kleiderspenden“ weiterhin.

Die Frage, wie nützlich oder schädlich der Import von gespendeten Altkleidern für afrikanische Länder ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten – das Thema ist extrem komplex. Klar ist aber: Wenn du ganz sicher gehen willst, dass deine gespendeten Kleider einem guten Zweck dienen und direkt Bedürftigen zugute kommen (die nichts dafür zahlen müssen), solltest du auf die üblichen Kleidercontainer verzichten.

Kleiderspenden: Sind gemeinnützige Organisationen gemein?

Wie kann es sein, dass gemeinnützige Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) den Verkauf und Export der gespendeten Kleider zulassen? Zum Beispiel, weil die Hosen und Pullover nicht nur transportiert, sondern auch sortiert werden müssen – und das kostet die Organisationen Geld. Diese Kosten können durch den Weiterverkauf gedeckt werden. Nur rund zehn Prozent der Kleiderspenden an das DRK landet in den über 800 Kleiderkammern Deutschlands, wo sie kostenlos oder gegen eine kleine Schutzgebühr an Bedürftige ausgegeben werden.

Einen guten Zweck haben die Spenden trotzdem: Die Einnahmen durch den Weiterverkauf der Kleiderspenden (es kursieren für das DRK Zahlen von bis zu 16 Millionen Euro jährlich) helfen, gemeinnützige Projekte zu finanzieren – im In- und Ausland. Damit kommen sie indirekt doch Bedürftigen zugute.

Der Dachverband FairWertung listet um die 130 gemeinnützige Organisationen als Mitglieder auf, die ihre Arbeit teilweise durch Kleidersammlungen finanzieren – darunter zum Beispiel Oxfam, regionale Ableger der Caritas, Heilsarmee, AWO und des Bayerischen Roten Kreuzes sowie viele lokale Hilfswerke.

Kleidung sinnvoll spenden: 5 Tipps

Vor deiner Kleiderspende solltest du dir überlegen, ob du deine Klamotten nicht doch noch länger tragen möchtest. Einige nehmen Kleiderspenden zum Anlass, ihren Kleiderschrank auszusortieren und anschließen neue T-Shirts, Hosen und Co. zu shoppen. Das ist aus Nachhaltigkeitsgründen wenig sinnvoll, auch wenn du Fair Fashion kaufst.

1. Selber zu den Kleiderkammern bringen

Besser als die Klamotten in den ALtkleidercontainer zu werfen und einfach darauf zu hoffen, dass sie bei Bedürftigen ankommen, ist es, sie direkt hinzubringen. Sogenannte Kleiderkammern waren in der Nachkriegszeit dazu da, die Bevölkerung vor allem in der kalten Jahreszeit mit warmer Bekleidung zu versorgen. Heute sind noch einige davon übrig. Hier wird Kleidung an Sozialhilfe-Empfänger:innen, Obdachlose, Geflüchtete und andere Bedürftige weitergegeben. Wichtig: Unbedingt vorher anrufen und nachfragen, ob Bedarf besteht!

Hier findest du Kleiderkammern in deiner Nähe:

2. Direkt in eine andere soziale Einrichtung spenden

Richtig Kleidung spenden: sinnvoll und nachhaltig
Gut erhaltene Kleidung und Schuhe spendet man am besten an lokale soziale Einrichtungen. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash)

Auch andere soziale Einrichtungen benötigen regelmäßig Kleiderspenden, um Bedürftigen in akuten Notsituationen mit warmer Kleidung und Schuhen zu helfen. Frag dazu bei der Stadtverwaltung oder anderen Einrichtungen nach, zum Beispiel:

  • bei der zuständigen Arbeiterwohlfahrt (AWO)
  • bei Kirchenverbänden, Bahnhofsmissionen, Notunterkünften in deinem Viertel oder deiner Umgebung
  • bei kleineren, regionalen Hilfsverbänden
  • Sehr hilfreich ist die Plattform „Wohin damit“: Sie hilft, soziale Einrichtungen in der eigenen Stadt zu finden, an die man Sachspenden geben kann.

3. In Sozialkaufhäusern abgeben

Träger von Sozialkaufhäusern sind in der Regel Wohlfahrtsverbände, Kirchen oder Sozialämter. Hier kann man gut erhaltene Kleidung spenden; in den Läden kann jede:r – unabhängig vom Einkommen – besonders günstig einkaufen. Neben Kleidung gibt es oft auch Spielzeug, Möbel, Geschirr und andere Haushaltswaren.

4. Im nächsten Oxfam-Laden verkaufen

Altkleider kannst du auch in den nächsten Oxfam-Laden bringen. Wichtig dabei: nur saubere und unbeschädigte Kleidung spenden. Alles andere muss von den ehrenamtlichen Helfer:innen aufwendig aussortiert und entsorgt werden. Da der Lagerplatz der einzelnen Shops begrenzt ist, ist es zudem ratsam, Kleidung zu bringen, die zur Jahreszeit passt und so schnell verkauft werden kann.

Kleiderspende: Richtig Kleidung spenden: sinnvoll und nachhaltig
Richtig Kleidung spenden: sinnvoll und nachhaltig (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash)

Deine Kleidung wird allerdings auch bei Oxfam weiterverkauft. Das Geld kommt der entwicklungspolitischen Arbeit von Oxfam Deutschland e.V. zugute. Auch für Unverkäufliches versucht Oxfam, eine sinnvolle Weiterverwertung zu finden – so werden nicht verkaufte, gut erhaltene Dinge an lokale Sozialkaufhäuser oder Beschäftigungsprojekte weitergegeben.

Ein Teil der überschüssigen Kleidung wird an andere gemeinnützige Organisationen oder Textilrecycling-Firmen verkauft. Zu den Abnehmern der unverkäuflichen Kleidung gehören unter anderem die Brockensammlung Bethel, die Deutsche Kleiderstiftung und die Aktion Hoffnung.

  • Einen Oxfam-Laden in deiner Nähe findest du auf dieser Karte.
  • Was gespendet werden darf und was nicht, liest du hier.

Zudem arbeitet Oxfam vorwiegend mit Partnern des Dachverbands FairWertung zusammen – für eine transparente und nachhaltige Ausschöpfung des Verwertungskreislaufs.

5. Wenn schon Kleidercontainer, dann FairWertung

Leider bedeutet selbst ein Aufkleber, der das Rote Kreuz zeigt, oder ein Schriftzug wie „Helfen Sie, damit wir helfen“ auf einem Kleidercontainer nicht immer, dass wirklich ein karitativer Verband dahintersteht. Hier hilft FairWertung: Der Dachverband ist ein Zusammenschluss gemeinnütziger Altkleidersammler, den es schon seit 1994 gibt. Das Siegel auf dem Container versichert dir, dass die Erlöse aus diesen Sammlungen für die Arbeit gemeinnütziger Organisationen verwendet werden.

FairWertung möchte mit seinen verbindlichen Standards mehr Transparenz und Fairness in das Sammeln und Vermarkten von gebrauchter Kleidung bringen. „Die gesammelten Textilien oder die Erträge aus dem Verkauf werden unmittelbar und mittelbar sozialen, diakonischen oder karitativen Zwecken zugeführt“, schreibt FairWertung auf der Website. Mit der Standortabfrage von FairWertung kannst du einfach herausfinden, wo sich Abgabestellen und Container in deiner Nähe befinden.

Vielleicht ist auch ein Weiterverkauf deiner Kleidung für dich denkbar? Dann lies: Gebrauchte Kleidung verkaufen: 4 Tipps, wo das am besten geht

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