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Die schlimmsten Inhaltsstoffe in Textilien – und wie du sie meidest

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© Robert Kneschke - Fotolia.com

In Textilien und Kleidung stecken oft Schadstoffe wie giftige Chemikalien und Allergene, die wir wissentlich nicht an unsere Haut lassen würden. Die Gifte gefährden zudem Arbeiter:innen und verseuchen die Abwässer im Produktionsprozess. Wir zeigen, welche giftfreien Alternativen es gibt.
Egal wie hip sie sind, egal ob billig oder teuer: Oft bringt Kleidung aus der Herstellung gefährliche Schadstoffe, Allergene und einen riesigen ökologischen Fußabdruck mit sich. Das ist ethisch und ökologisch ein Problem – und durch den Hautkontakt wirken sich die Schadstoffe auch direkt auf unsere Gesundheit aus.

Wir erklären, was die schlimmsten Inhaltsstoffe in Kleidung sind und zeigen dir, wie du sie meidest.

Gifte in der Lederherstellung

Auch wenn es immer mehr pflanzliche Alternativen gibt, werden die meisten Schuhe noch immer aus Leder gefertigt. Der Großteil des weltweit produzierten Leders wird mit hochgiftigen Chemikalien gegerbt und behandelt. Die am häufigsten verwendeten Chrom-III-Salze sind vor allem für die Umwelt bedenklich: Die entstehende Schlacke kann dem Wasserkreislauf nicht wieder zugeführt werden und wird noch viel zu selten recycelt.

Viel zu häufig landen sie gemeinsam mit gelösten Schwermetallen in der Umwelt. Unter bestimmten Bedingungen können sich im Leder auch Chrom-VI-Verbindungen bilden, etwa durch verunreinigte Gerbsalze. Chrom VI kann krebserregend sein, wirkt erbgutverändernd und als starkes Allergen. Es gefährdet nicht nur die Arbeiter:innen bei der Herstellung, sondern kann über Hautkontakt auch in den Körper des:r Träger:in gelangen.

Schuhe aus Kunstleder kannst du in der Winterzeit mit Imprägnierspray pflegen.
Wenn du dir Lederprodukte kaufst, dann am Besten naturgegerbte. (Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)

Besser:

Ganz einfach: Nur naturgegerbtes (mit pflanzlichen Stoffen) Leder ist ökologisch, ethisch und gesundheitlich vertretbar. Informiere dich am besten vor dem Kauf über die Herstellungsbedingungen oder achte auf das IVN-Naturleder-Label. Mitglieder des Labels sind unter anderem der Sportbekleidungshersteller Engel, Feuervogl und Lanius.

Wer den Tieren zuliebe ganz auf Leder verzichten will, findet inzwischen spannende pflanzliche Alternativen aus veganem Leder, zum Beispiel Apfelleder oder Ananasleder.

Gifte in Textilien: Schadstoffhaltige Färbung

Das Kleine Schwarze ist ein Klassiker im Kleiderschrank. Dumm nur, dass schwarz die mit Abstand am stärksten mit Schadstoffen belastete Färbung in Kleidung und Textilien ist. Ist diese Färbung minderwertig und kann sie sich, wie zum Beispiel bei Kunstfaser häufig, nicht richtig mit dem Stoff verbinden, wird sie bei Hautkontakt durch Schweiß leicht ausgewaschen und gelangt in den Körper. Dort kann die Farbe Hautreizungen und sogar Allergien hervorrufen.

Mehr Informationen: Schwarze Kleidung: giftig oder nicht? 

Und nicht nur das: Nach Schätzungen des europäisches Parlaments verursacht allein das Färben und Veredeln von Textilien in der Produktion rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung.

Besser:

Kunstfasern solltest du, wenn möglich, aus dem Weg gehen – sie sind größtenteils erdölbasiert und enthalten häufig bedenkliche Stoffe. Faire und nachhaltige Modelabels achten dagegen darauf, möglichst umwelt- und gesundheitsverträgliche Farben einzusetzen. Auch Cradle to Cradle zertifizierte Kleidung wird mit natürlichen Materialien gefärbt.

Erste Alternative: Bei Second-Hand-Kleidung haben sich bedenkliche Farb- und sonstige Stoffe meist schon ausgewaschen – zudem verlängerst du mit dem Gebrauchtkauf das Produktleben. Wir haben dir die besten Onlineadressen für den Gebrauchtkauf aufgelistet.

Hessnatur und andere faire Labels setzen auf ungefärbte Kleidung. (Fotos: Hessnatur)

Zweite Alternative: Ungefärbte Kleidung ausprobieren. Undyed fashion kam in den letzten Jahren groß raus. Das Fair-Fashion-Label Armedangels beispielsweise veröffentlichte eine komplette undyed-Kollektion, die nur aus ungefärbten Stücken besteht. Wir zeigen dir 6 Labels für ungefärbte Mode.

Schadstoff Chlor in gebleichter Kleidung

Mit Chlorverbindungen wie Chloraten werden viele Textilien gebleicht, beispielsweise Jeansstoffe. Gelangt der Stoff in die Umwelt, können sich Perchlorate bilden, erklärt Viola Wohlgemuth, Textilexpertin bei Greenpeace gegenüber Utopia. Diese bauen sich nicht ab, sondern können sich weiterverbreiten. Perchlorat ist giftig für Menschen und Tiere und kann unter anderem den Stoffwechsel der Schilddrüse hemmen.

Besser: 

Bei den vertrauenswürdigen Siegeln für Kleidung ohne Gift sind schädliche Chemikalien wie Chlor und oben genannte Schadstoffe wie Weichmacher in der Produktion meist verboten. Siegel wie der IVN-BEST-Standard des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft e.V., der Global Organic Textile Standard (GOTS) und das Siegel von Bluesign zertifizieren Textilien und Kleidung, die möglichst schadstoffarm hergestellt wurden.

Kleidung, die nach den strengen ökologischen und gesundheitlichen Standards produziert wird, findest du in vielen lokalen Fair-Fashion-Shops oder in nachhaltigen Mode-Shops online.

Schadstoffe in Kleidung: Krebserregende Motivdrucke

In den auf T-Shirts und Pullovern aufgedruckten Motiven stecken nicht selten bedenkliche Schadstoffe – etwa verschiedene Weichmacher oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die teils als krebserregend, teils als fortpflanzungsschädigend gelten.

Besser:

Natürlich könnte man ganz auf Aufdrucke verzichten. Das wäre aber vielleicht auch ein bisschen langweilig. Wer nicht aufs Motiv auf dem T-Shirt verzichten will, achtet am besten auf umwelt- und gesundheitsverträgliche Drucktechniken wie etwa Siebdruck. Mittlerweile gibt einige GOTS- oder sogar IVN-BEST-zertifizierte Textildruckereien in Deutschland (einfach mal googeln). Auch zertifizierte Fair-Fashion-Labels verwenden für ihre Drucke meist bessere Farben und Methoden.

Formaldehyd in knitterfreien Textilien

Für die Bügelfaulen haben wir leider eine Hiobsbotschaft: Der Stoff, der Hemden knitterfrei macht, ist meist Formaldehyd. Diese Chemikalie gilt als krebserregend, reizend und kann Allergien auslösen.

Hänge deine Hemden zum Trocknen am besten auf einen Bügel.
Knitterfreie Hemden sparen Zeit, enthalten aber oft bedenkliche Stoffe. (Foto: CC0 / Pixabay / KaoruYamaoka)

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) informiert in dieser „Einführung in die Problematik der Bekleidungstextilien“ (PDF) umfassend über bedenkliche Stoffe wie zum Beispiel Formeldehyd.

Besser: 

Auch hier gilt: Augen auf! Hinweise wie „Vor dem ersten Tragen waschen“ sind Indikatoren für einen erhöhten Formaldehyd- oder sonstigen Chemikalien-Gehalt. Und: Um ehrlich zu sein, sind „knitterfreie“ Textilien ein Luxus, den eigentlich niemand braucht.

Umweltkiller-Import NPE

Das Tensid NPE ist hierzulande verboten, wird in den traditionellen Ländern der Textilproduktion teils aber weiterhin verwendet. In der Kleidung gelangt es zu uns und fließt dann beim ersten Waschgang ins Abwasser. Dort bildet sich aus NPE der Umwelt- und Hormonschädling Nonylphenol.

Seit 2021 gelten endlich auch für Importware strenge Grenzwerte für NPE. Die Kleidung darf seitdem nicht mehr als 0,01 Prozent enthalten. Wer auf Nummer sicher gehen will, hält sich an folgende Tipps.

Besser:

NPE und viele der oben genannten Probleme lassen sich umgehen, indem man in Europa produzierte Kleidung kauft. Außerdem wird durch die verkürzten Transportwege das Klima geschützt und, je nachdem wo du einkaufst, kleinere Unternehmen gestärkt.

Allerdings: Es gibt auch mehrere Modelabels für faire Kleidung, (z.B. ArmedangelsPeople Tree) die bewusst in Asien produzieren lassen – sie unterstützen dort die lokale Bevölkerung durch faire Arbeitslöhne und den Aufbau fairer Strukturen, halten strenge Umweltauflagen ein und machen ihren Produktionsprozess transparent.

Tödlicher Used-Look

Der Used-Look bei Jeans ist natürlich kein Inhaltsstoff im eigentlichen Sinn. Die Abreibungen auf der Jeans werden jedoch oft durch Sandstrahlung erzeugt und diese gehört zum Schlimmsten, was die Textilindustrie an Verfahren einsetzt.

Schadstoffe in Kleidung: Zerrissene jeans
Zerrissene Jeans im Destroyed Look bedeuten Schadstoffe in der Textilherstellung. (Foto: CC0/ Pixabay/ mabelamber)

Bei der Bestrahlung der Jeans mit Quarzsand entsteht Feinstaub, der extrem gesundheitsschädlich für die Arbeiter:innen ist. So sehr, dass damit zahlreiche Todesfälle direkt in Verbindung gebracht werden und die Technik zum Beispiel in der Türkei 2009 verboten wurde. Sandstrahl-Used-Look ist ethisch absolut unvertretbar.

Für den Destroyed Look kommen außerdem oft bleichende Chlorate zum Einsatz. Mehr zum Thema: Zerrissene Jeans kaufen – wie nachhaltig ist das?

Besser:

Wer auf abgetragen steht, kauft seine Jeans entweder second hand oder geht mit neuen Hosen einen Monat auf Wanderurlaub. Du wirst sehen: Selbstverdientes Vintage sieht noch viel besser aus als gekauftes! Wenn es unbedingt neue Used-Look-Jeans sein sollen, kauf sie am besten bei fairen Bio-Jeans-Labels.

Mehr Infos und „gute“ Jeans-Marken findest du hier: Jeans ohne Ausbeutung und Gift: 5 empfehlenswerte Labels.

Schadstoffe in Kleidung: Was darf ich noch tragen?

Nach der Lektüre dieses Artikels kann man sich leicht fragen: Darf ich überhaupt noch Kleidung auf der Haut tragen? Zur traurigen Wahrheit gehört leider, dass eine komplette Chemikalienfreiheit im Textilgewerbe heute kaum mehr anzutreffen ist.

Dennoch: Die gängigen Öko-Mode-Zertifizierungen (GOTS, IVN, Bluesign) garantieren, dass möglichst wenige bedenkliche Chemikalien eingesetzt werden, achten auf eine möglichst umweltfreundliche Produktion und stellen zudem sicher, dass soziale Mindeststandards eingehalten werden.

Deshalb: Um gefährliche Inhaltsstoffe in der Kleidung zu meiden, achte auf vertrauenswürdige Siegel mit hohem Anspruch oder kaufe Second-Hand-Kleidung.

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