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Vegetarisch und vegan: Wie gesund ist die neue Dr. Oetker Pizza?

vegane Pizza Dr.Oetker
Foto: © Dr. Oetker

„The Good Baker“ heißt die neue Produktlinie mit vegetarischen und veganen Pizzen von Dr. Oetker. Sie sollen gesünder und nachhaltiger als die herkömmlichen Pizzen sein. Was ist dran?

Viele große Lebensmittelkonzerne erweitern ihre Produktpaletten aktuell um vegetarisch/vegane und nachhaltigere Linien. So auch Dr. Oetker – das Unternehmen hat kürzlich die Pizzamarke „The Good Baker“ eingeführt. In Deutschland ist sie noch nicht erhältlich, aber in Großbritannien und bei Coop in der Schweiz.

Die Produktlinie umfasst aktuell drei vegetarische Pizzen und eine vegane:

  • Margherita (vegetarisch)
  • Gemüse (vegetarisch)
  • Spinat und Kürbiskerne (vegan)
  • Bolognese (vegetarisch – nur in Großbritannien)

Die Pizzen sind nicht nur fleischfrei, sondern sollen auch gesund sein. Konkret tragen alle Pizzen Nutri-Score A oder B. Ein guter Nutri-Score bedeutet generell, dass die Lebensmittel tendenziell viel Obst und Gemüse, Ballaststoffe und Proteine enthalten und wenig gesättigte Fettsäuren, Zucker, Salz und Kalorien.

Wie gesund sind die neuen Pizzen?

Die Zutatenlisten der Pizzen finden sich auf der britischen Website. Dort sind auch die Nährwerte aufgelistet. Zunächst fällt positiv auf, dass die Pizzen kaum Zusatzstoffe enthalten. Nur im veganen Käseersatz stecken natürliche Aromen, Farbstoffe und Antioxidationsmittel.

Beispielhaft vergleichen wir die Zutaten und Nährwerte der Pizza Margherita aus der „The Good Baker“ Linie mit der Pizza Margherita aus der Linie „Tradizionale“:

  • Die Zutaten sind sehr ähnlich. Die „Tradizionale“ enthält allerdings an Getreide nur Weizenmehl und als Zusatzstoff modifizierte Stärke. Die „Good Baker“-Margherita dagegen hat einen geringen Anteil Vollkornmehl und Leinsamen im Teig und kommt ohne Zusatzstoffe aus.
  • Auch bei den Nährwerten finden sich nur geringfügige Unterschiede. Beide Produkte haben ungefähr gleich viele Kalorien und Proteine. Die Tradizionale enthält 0,2 Gramm mehr Salz auf 100 Gramm. Die „Good Baker“ hat dagegen etwa ein Gramm mehr Fett pro 100 Gramm. Auch der Zuckergehalt ist bei der „Good Baker“ geringfügig höher.

Die „Good Baker“-Pizzen weisen also offenbar in der Nährwertzusammensetzung und den Zutaten nur kleine Unterschiede zur herkömmlichen Pizza-Linie auf. Dass Dr. Oetker bei den neuen Pizzen weitgehend auf Zusatzstoffe verzichtet, ist lobenswert. Aber eine Fertigpizza bleibt eben eine Fertigpizza – sie enthält typischerweise Käse (außer bei der veganen Variante), Weizenmehl und nicht allzu viel Gemüse und ist somit auch nur mäßig gesund. Für eine signifikant gesündere Pizza hätte Dr. Oetker es zumindest mit einem reinen Vollkornteig probieren können.

Abgesehen davon, dass nur begrenzt viel Gemüse auf eine Pizza passt, ist dessen Nährstoffgehalt bei Convenience Food immer schwer einschätzbar. Viele Vitamine gehen verloren, wenn die Lebensmittel länger gelagert werden. Deshalb haben aus frischen Zutaten selbst zubereitete Gerichte tendenziell mehr Vitamine.

Selbstgemacht und bio ist nachhaltiger

Eine selbstgebackene Pizza lässt sich nachhaltiger und gesünder gestalten als Tiefkühlware.
Eine selbstgebackene Pizza lässt sich nachhaltiger und gesünder gestalten als Tiefkühlware.
(Foto: CC0 / Pixabay / martinquijandria)

Vom gesundheitlichen Aspekt abgesehen sprechen weitere Gründe gegen die Pizzen von Dr. Oetker:

  • Die Zutaten sind nicht bio-zertifiziert. Das bedeutet bei pflanzlichen Zutaten, dass sie wahrscheinlich aus intensiv gedüngten und gespritzten Monokulturen stammen. Bei tierischen Produkten sind strenge Bio-Siegel besonders wichtig, damit zumindest eine bessere Tierhaltung garantiert ist. Hier gibt es mehr Infos: Bio-Siegel im Vergleich: Was haben die Tiere von Bio-Tierhaltung?
  • Es ist auch nicht ersichtlich, wo die Zutaten herkommen. Falls sie weite Transportwege zurücklegen mussten, vergrößert dies den CO2-Fußabdruck der Pizzen. Bei einer selbstgebackenen Pizza kannst du regional und saisonal einkaufen und auf diese Weise unnötige Transportwege vermeiden. Außerdem vermeidest du den Energieaufwand, der durch das Einfrieren der Fertig-Pizza entsteht.
  • Bei einer selbstgebackenen Pizza kannst du auch Verpackungsmüll sparen. Die Verpackungen der neuen Pizzen sind zumindest nach dem FSC-Recycled-Standard zertifiziert, sie bestehen also aus recyceltem Karton. Doch die Pizza selbst steckt wie üblich nochmal in einer Plastikfolie.
  • Der Großkonzern Dr. Oetker sorgt nicht nur für positive Schlagzeilen. 2016 beispielsweise testete Öko-Test verschiedene Produkte von Dr. Oetker und vergab kaum gute Noten: Zu viele Schadstoffe, ungesunde Nährwerte und mangelnde Nachhaltigkeit. 2018 wiederum sorgte Dr. Oetker mit einer sexistischen Werbung für Aufsehen.

Fazit: Es ist begrüßenswert, dass Dr. Oetker seine vegane und vegetarische Produktpalette ausbaut und dabei auf natürliche Zutaten setzt. Es gibt jedoch schon jetzt deutlich nachhaltigere Tiefkühl-Pizzen – und am besten ist ohnehin eine selbstgebackene Pizza. Da sich der Pizzateig gut vorbereiten lässt, ist das eigentliche Backen auch gar nicht aufwändig. Alternativ eignet sich auch ein Pizzateig ohne Hefe, der gar nicht gehen muss.

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