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Warum wir den Sommer neu denken müssen – ein Kommentar

Warum wir den Sommer neu denken müssen
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash - Pawel Janiak

Dieser Sommer lädt ein zum Baden, zum Eisessen, Grillen und Sonne tanken. Dabei sollte er uns dazu einladen, über die Klimakrise und deren Folgen nachzudenken. Denn es ist kein Sommer wie bisher; so zumindest die Meinung unserer Autorin.

Karibik-Feeling am Badesee mitten in Deutschland. Was bei vielen für Freude sorgt, löst in mir vor allem eines aus: Besorgnis. Nicht, dass ich nicht auch sonnige Tage, warmes Wetter und das unbeschwerte Lebensgefühl genieße, das oft mit dem Hochsommer einhergeht, doch für mich ist klar: Der Schein trügt. Denn es scheint in den Köpfen der meisten Menschen noch nicht angekommen zu sein, dass die Lage ernst ist. Der Klimawandel ist angekommen. Viel mehr noch: Der Klimawandel ist der Grund für die aktuelle Hitzewelle.

Die Sommerhitze bedeutet längst nicht mehr, dass es einfach „schön warm“ ist, sondern hohe Temperaturen begünstigen Waldbrände, Wasserknappheit, Stress für Mensch und Tiere, immer mehr Hitzetote, schlechte Ernten und vieles mehr. Dabei haben wir den Höhepunkt noch nicht erreicht, denn es wird immer heißer.

Extremwetter mit Temperaturen bis zu 40 Grad (in Deutschland!) sowie Dürren nehmen zu, das bestätigen unzählige Wissenschaftler:innen. Sie warnen seit Langem, dass sich die Lage weiter verschlimmern wird; vor allem, wenn wir nicht umgehend im großen Stil gegen die Klimakrise vorgehen. Die heißen Temperaturen sind darum für mich kein Grund zur Freude, sie sind Anlass, den Sommer neu zu denken – als eine Folge der Klimakrise.

Statt Sommer, Sonne, Heiterkeit: Dürre, Wasserknappheit, Waldbrände

„Look around you. There is so much water in this region“, diese Bemerkung Elon Musks klingt mir noch in den Ohren, seit er auf die Wasserknappheit in Brandenburg angesprochen wurde. Genau dort, wo Musk anschließend in Windeseile seine Gigafactory aufbaute, und wo es kurz darauf bereits zu Beschränkungen des Wasserverbrauchs in Privathaushalten kam. Und Brandenburg ist damit nicht allein: Deutschland hat ein sich verschärfendes Wasserproblem und das Trinkwasser wird knapp.

In Deutschland kommt meist gutes Trinkwasser aus dem Hahn
In Deutschland kommt meist gutes Trinkwasser direkt aus dem Hahn, doch Trinkwasser wird auch hier knapp. (Foto: CC0 / Pixabay / kaboompics)

Inzwischen hat speziell die Region Brandenburg aufgrund der Hitze mit weiteren Problemen zu kämpfen, denn es brennt. Mehrere hundert Hektar Wald stehen dort aktuell in Flammen. Natürlich werden Waldbrände nicht direkt durch den Klimawandel verursacht, sondern in den meisten Fällen durch Menschen. Aber der Klimawandel sorgt für mehr Trockenheit, unregelmäßigeren Regen und begünstigt damit längere und häufigere Brände.

„Ein einzelnes Extremereignis ist erstmal immer nur eine Manifestation von Wetter“, sagt Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie an der Universität Leipzig. Dieses könne theoretisch unter vielen Klimabedingungen auftreten. Aber: „Was sich ändert, ist die Häufigkeit bestimmter Wetterlagen, wie Hitze- und Niederschlagsextreme.“

Die Abstände zwischen Hitzewellen werden messbar kürzer: Es sind nur drei Jahre vergangen, bis die bisherige Höchsttemperatur in diesem Juli erneut gerissen wurde. „In 20 Jahren wird womöglich in jedem Sommer irgendwo in Deutschland eine Temperatur von mehr als 40 Grad gemessen“, sagt Friedrich. „Hitzewellen werden zunehmen, es wird immer wieder Rekordtemperaturen geben.“

Warum Verdrängung uns nicht weiterbringt

„Complacency is not cute“: Ein weiteres Zitat, an das ich dieser Tage öfter denke. Gehört habe ich es vor Kurzem bei Dr. Mark Beneckes Vortrag im EU-Parlament, in dem er über das Artensterben, die Klimakrise und – ja – unsere Untätigkeit sprach. Übersetzen kann man das Ganze etwa in „Selbstzufriedenheit ist nicht niedlich“. Daran denke ich nun, wenn ich in die sonnengebräunten Gesichter blicke, die genüsslich ihr Eis schmatzen.

Versteht mich nicht falsch, ich gönne jeder einzelnen Person den Spaß am Sommer und an allem, was er so bietet. (Auch mir selbst.) Aber die Augen davor zu verschließen, warum es so heiß ist und was so ein warmer Sommer für uns (und für viele andere Menschen auf der Welt) im Kontext der Klimakrise bedeutet, ist für mich eben auch keine Lösung.

Es würde uns Mitteleuropäer:innen gut tun, wir würden aufhören, hohe Temperaturen mit Genuss und Spaß zu verbinden – sondern sie als die Bedrohung wahrnehmen, die sie sind. Sie sollten uns sogar zum Handeln gegen den Klimawandel inspirieren.

Nie wieder Sommer(laune)?

Die immer gravierenderen Klimafolgen lassen mich nicht kalt. Das Thema berührt mich und nicht erst, seit es mich persönlich hier in Europa betrifft. Nur – offen gesagt – jetzt eben noch mehr. Richtige Sommerlaune kommt bei mir deshalb nicht auf und ich denke, das sollte sie auch nicht. Um ehrlich zu sein: Bei uns allen nicht!

In Zukunft sollten wir im Sommer mehr daran denken: Wie können wir uns, unsere Umwelt, unsere Mitmenschen jetzt schützen? Und vor allem: Wie können wir uns künftig schützen und möglichst verhindern, dass es immer heißer wird?

Abschließend aber ein Angebot zur Güte: Lasst uns alle den Sommer trotzdem genießen, gemeinsam draußen sein (am besten in der Natur) und uns daran erfreuen. Aber lasst uns jetzt etwas unternehmen gegen den Klimawandel, politisch sowie persönlich. Vor allem jetzt, wo es so deutliche Warnzeichen gibt. Wir müssen sie nur erkennen (lernen) und nicht einfach als „Sommer“ abtun. Das wäre zumindest ein guter erster Schritt.

Mehr darüber, wie du dich für Klimaschutz einsetzen kannst, erfährst du unter:

Mit Material der dpa.

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