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Demo vor Privathaus: RWE-Leute schüchtern Kohle-Kritikerin ein

Demonstration RWE IG BCE Antje Grothus
Foto: Buirer für Buir/Screenshot Twitter: Aktionsbündnis ZstB

Rund 100 Kohle-Befürworter haben am Mittwoch lautstark vor dem Haus von Umweltschützerin Antje Grothus demonstriert. Die Polizei schritt erst ein, als ein Demonstrant gegen das Küchenfenster der Frau schlug.

Mit Parolen wie „Hambi weg“ und „Grothus raus“ sind RWE-Mitarbeiter und Mitglieder der Bergbau-Gewerkschaft IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) am Mittwoch durch den Ort Buir in der Nähe des Hambacher Forst gezogen, um gegen Braunkohle-Gegner zu demonstrieren.

Die etwa 100 Kohle-Befürworter marschierten mit Erlaubnis der Polizei am Haus der Umweltschützerin Antje Grothus vorbei – und machten sie zur Zielscheibe ihres Protests. Grothus sitzt für die Initiative „Buirer für Buir“ in der Kohlekommission der Bundesregierung und setzt sich für den Kohle-Ausstieg ein. Seit Wochen wird sie in ihrem Heimatort Kerpen-Buir öffentlich denunziert.

BUND-Geschäftsführer spricht von „Psychoterror“

Der Geschäftsführer des BUND Nordrhein-Westfalen, Dirk Jansen, war ebenfalls vor Ort. In einem Video, dass er von der Demonstration aufgenommen hat, bezeichnet er die Aktion als „Psychoterror“. Im Video konfrontiert er den Betriebsratsvorsitzender der RWE Power AG Köln, Walter Butterweck damit. Dieser weist die Vorwürfe zurück und spricht von einer „Ortsbegehung“.

Hier gehts zum Video auf Twitter: 

Zehn bis 15 Minuten hätten sich die Demonstranten vor Grothus Haus aufgehalten, dazu Trillerpfeifen und Tuten geblasen. „Mir sind fast die Ohren weggeflogen“, sagte der Journalist Theo Heyen gegenüber der taz. Für ein Interview mit Grothus war er an dem Tag ebenfalls vor Ort.

Ein Teilnehmer der Demonstration habe sogar das Grundstück betreten, gegen Grothus’ Küchenfenster geschlagen und gebrüllt. Erst dann habe die Polizei eingegriffen. „Das war sehr bedrohlich,“ sagte Grothus gegenüber der dpa. Nur eine Viertelstunde vor der Demonstration sei sie von der Polizei darüber informiert worden, dass die Kohle-Befürworter an ihrem Wohnhaus vorüberziehen würden.

RWE und Gewerkschaft äußern sich zu der Aktion

Auf Twitter äußerte sich RWE zu der Aktion. Mit dem Betreff „Spontan-Demonstrationszug in Buir“ teilte das Unternehmen mit: Man habe niemanden bedrohen, sondern nur zeigen wollen, dass es beim Hambacher Forst nicht nur um Bäume gehe, sondern „um Menschen und Familien, die ganz konkret von Arbeitsplatzverlusten bedroht sind.“

Das Statement auf Twitter:

Auch die Gewerkschaft IG BCE meldete sich auf Twitter zu Wort und distanzierte sich von der Aktion. Die Demonstration vor Privathäusern sei weder geplant noch angemeldet gewesen. Man halte diese Form der Auseinandersetzung für falsch und distanziere sich von persönlichen Anfeindungen.

Das Statement auf Twitter könnt ihr hier lesen:

In einem Brief bat der IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis laut sueddeutsche.de um Entschuldigung. Es sei „nachvollziehbar, dass diese Demonstration vor ihrem Haus als Einschüchterungsversuch verstanden wird“, schrieb Vassiliadis demnach. Daher wolle er sich persönlich entschuldigen. „Solche Aktionen entsprechen nicht unserem Verständnis von politischen Auseinandersetzungen in der Demokratie.“ Grothus reicht die Entschuldigung laut sueddeutsche.de nicht.

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