Utopia Image

„Hardcore Fleischfresser-Experiment“: Zwei Wochen lang nur Fleisch

hardcore fleischfresser br reportage
Foto: Screenshot ardmediathek.de PULS Reportage

Kann sich ein Mensch nur von Fleisch ernähren? Anhänger:innen der carnivoren Ernährung sagen ja. Eine PULS Reportage geht der Frage im Selbstversuch auf den Grund.

Leistungsfähiger und gesünder – so fühlen sich Anhänger:innen der carnivoren Ernährung eigenen Angaben zufolge. Ratgeber versprechen, dass eine fleischbasierte Ernährung selbst psychische Erkrankungen heilen kann. Was typischerweise als gesund gilt (Gemüse, Obst, Vollkorn, Hülsenfrüchte) machen Carnivore dagegen für den weltweiten Anstieg von Zivilisationskrankheiten verantwortlich.

Der BR-Redakteur Sebastian Meinberg gehört zu den Menschen, die zu viel Fleisch bisher für ungesund hielten und auch dem Klima zuliebe nur wenig davon aßen. Für die Reportage stellte er seine Ernährung jedoch radikal um und aß zwei Wochen lang nur Fleisch – etwa 800 Gramm am Tag. Damit probierte er die radikalste Form der carnivoren Ernährung aus, die nur aus Fleisch und Wasser besteht. Einzige Ausnahme: Etwas Butterschmalz zum Braten.

„Fleisch ekelt mich nur noch“

Meinberg kauft nur Bio-Fleisch. Die erste Mahlzeit schmeckt ihm trotz fehlender Beilagen. Er stellt außerdem fest, dass er jetzt viel weniger Zeit braucht, um Mahlzeiten zuzubereiten. Im Verlauf des Versuchs freut er sich allerdings immer weniger auf das Essen. Er merkt, dass er ein Stück Lebensqualität verloren hat. Nach neun Tagen sagt er sogar „Fleisch ekelt mich nur noch“.

„Das schlechte Gewissen isst immer mit“

Ein hoher Fleischkonsum treibt den Klimawandel an.
Ein hoher Fleischkonsum treibt den Klimawandel an. (Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Das schlechte Gewissen wegen des hohen CO2-Fußabdrucks von Fleisch macht die Sache nicht besser. Meinberg berechnet mit einem CO2-Rechner die Emissionen einer typischen Tagesration aus insgesamt 800 Gramm Fleisch (Huhn, Rind und Schwein). Das Ergebnis: Im Vergleich zu seiner bisherigen fleischarmen Ernährung ist sein CO2-Fußabdruck um ein Drittel erhöht. Sein tägliches Essen ist so klimaschädlich wie eine 40 Kilometer lange Autofahrt. Allein vor diesem Hintergrund findet Meinberg es bedenklich, dass Menschen sich für eine carnivore Ernährung entscheiden.

Wie gesund ist die carnivore Ernährung?

Fleisch liefert viele Nährstoffe aber bei weitem nicht alle, die der Körper braucht.
Fleisch liefert viele Nährstoffe aber bei weitem nicht alle, die der Körper braucht. (Foto: CC0 / Pixabay / Shutterbug75)

Meinberg möchte in seinem Selbstversuch ebenfalls den Gesundheitsversprechen der carnivoren Ernährung auf den Grund gehen. Dafür lässt er zu Beginn und am Ende seiner Diät ein Blutbild anfertigen und spricht mit einer Ernährungsberaterin. Ihr zufolge gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege, dass die carnivore Ernährung Erkrankungen heilen kann. Stattdessen prophezeit sie Meinberg, dass seine Harnsäure ansteigen könnte. Im schlimmsten Fall kann zu viel Harnsäure Gicht auslösen.

Während der Diät geht es Meinberg überraschend gut. Er fühlt sich nicht weniger leistungsfähig als sonst. Im Gegenteil – er hat keine Mittagstiefs mehr. Allerdings verzichtet er in der carnivoren Ernährung nicht nur auf gesundes Obst und Gemüse, sondern auch auf viele ungesunde Produkte. Meinberg fällt im Verlauf seiner Diät zudem auf, dass er weniger Stuhlgang hat als sonst.

Das Blutbild am Ende ergibt tatsächlich, dass sowohl Harnsäure als auch Harnstoff in einen kritischen Bereich gestiegen sind. Zu viel Harnstoff kann bei einer sehr eiweißreichen Ernährung entstehen und langfristig zu Nierenschäden führen. Die veränderte Verdauung hängt vermutlich mit einem Mangel an Ballaststoffen zusammen. Auch dieser kann langfristig gesundheitsschädigend sein.

Positiv fällt dagegen auf, dass Meinbergs LDL-Cholesterin gesunken ist. Ob das am Fleisch liegt und nicht am Verzicht auf viele ungesunde Lebensmittel, ist allerdings fraglich. Zudem gibt es viele Effekte, die sich nach zwei Wochen noch nicht zeigen. Der Ernährungsberaterin zufolge drohen langfristig viele Nährstoffmängel, beispielsweise bei Folsäure oder Calcium.

Eindeutiges Fazit

Am Ende der zwei Wochen ist Meinberg sehr froh, dass das Experiment vorbei ist – und beschließt, sich 2021 vegetarisch zu ernähren. Den Zuschauer:innen empfiehlt er ganz unabhängig von irgendwelchen extremen Diäten, sich mit der eigenen Ernährung stärker auseinander zu setzen.

Tipp: Hier kannst du die Reportage anschauen.

Weiterlesen auf Utopia.de:

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!