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Fair Finance Week 2025: Wenn Geld wieder Haltung zeigt

Grünes Banner mit der Aufschrift „Fair Finance Network Frankfurt“ und „Das Finanzwesen nachhaltig gestalten“ vor einem Hintergrund mit Blattstruktur.
© Triodos Bank N.V. Deutschland

Werte, Verantwortung und Bildung: Die Fair Finance Week 2025 zeigte, dass nachhaltiges Banking mehr braucht als Rendite – nämlich Haltung, Gerechtigkeit und Wissen.

Vom 28. bis 30. Oktober 2025 wurde Frankfurt wieder zum Treffpunkt für alle, die glauben, dass Geld Verantwortung trägt. Die Fair Finance Week bot an drei Abenden intensive Debatten über Werte, Reichtum und Bildung. Unter dem Motto „Geld trifft Werte“ stellten Expertinnen, Aktivisten und Banker unbequeme Fragen:

  • Kann es überhaupt grünes Wachstum geben – oder braucht es ein bewusstes Weniger?
  • Wird Reichtum zur Gefahr, wenn er Macht bündelt und Ungleichheit vertieft?
  • Und wie vermitteln wir künftigen Generationen, dass Geld auch Haltung bedeutet?

Träger der Fair Finance Week sind GLS Bank, Triodos Bank, Oikocredit und Invest in Visions. Die Woche fand in Kooperation mit der Stadt Frankfurt, der Katholischen Akademie im Haus am Dom und der Evangelischen Akademie statt; alle Veranstaltungen waren kostenfrei und non-profit.

Wir waren vor Ort, haben zugehört, diskutiert, notiert. In diesem Rückblick teilen wir mit euch einige Gedanken und Impulse, die uns besonders bewegt haben.

Kampfansage an das grüne Wachstum

Der Auftaktabend, moderiert von Philipp Krohn, Wirtschaftsredakteur der FAZ, stellte nach einer Begrüßung durch Silvia Winkler (GLS Bank) die fundamentale Frage: Wo sind unsere Werte geblieben – und ist nachhaltiges Wachstum überhaupt möglich?

Die Ökonomin und Publizistin Ulrike Herrmann provozierte mit einer unbequemen These, dass es kein grünes Wachstum geben könne, und somit auch keine grüne Rendite. Technologische Lösungen reichten nicht aus, die Gesellschaft steuere auf ein Schrumpfen der Wirtschaft zu. Damit stellte sie nicht nur das Wachstumsdogma infrage, sondern auch die Frage, ob Banken in einem schrumpfenden Wirtschaftssystem überhaupt noch nach herkömmlichen Renditelogiken arbeiten können. Ihr Appell: Wir müssen die Transformation aktiv gestalten, bevor sie uns überrollt.

Vier Personen sitzen in Sesseln auf einer Bühne vor einer Holzpaneelwand. Eine ältere Frau mit weißem Haar und blauer Strickjacke spricht in ein Mikrofon und gestikuliert mit der Hand. Die anderen drei Personen hören ihr aufmerksam zu. Auf einem kleinen Tisch neben ihnen stehen Wasserflaschen und Gläser.
Ist nachhaltiges Wachstum noch möglich, grünes Wachstum eine Illusion? (© Triodos Bank N.V. Deutschland)

Dr. Bastian Bergerhoff, Stadtkämmerer und u.a. Dezernent für Finanzen der Stadt Frankfurt am Main, hielt dagegen. Für ihn ist die Debatte zwischen grünem Wachstum und grünem Schrumpfen eher fruchtlos, doch er betonte, dass Zuversicht, nicht Verzicht, die treibende Kraft einer nachhaltigen Gesellschaft sei. Werteorientiertes Wirtschaften bedeute, trotz Krisen den Glauben an Gestaltung zu bewahren.

Dr. Kevin Schaefers vom Verein cric e. V. (Corporate Responsibility Interface Center) erinnerte daran, dass Finanzmärkte längst Teil der Lösung sein können – etwa durch EU-Regulierungen, die ESG-Kriterien bei Kreditvergabe und Investitionen verbindlich machen. Für ihn ist klar: Wenn Transparenz und Verantwortung zum Standard werden, dann können auch Geldströme Wandel fördern.

Der Abend zeigte, wie stark das Thema zwischen Realismus und Hoffnung schwankt. Nachhaltigkeit bleibt ein Balanceakt zwischen dem, was möglich, und dem, was notwendig ist.

Reichtum, Macht – und die Frage nach Gerechtigkeit

Der zweite Abend stand unter dem Titel „Toxisch reich – zu viel Geld in wenigen Händen“. Nach der Begrüßung durch Stefanie Walter (Triodos Bank) diskutierten die Gäste unter der Moderation von der Journalistin Heike Leitschuh über Vermögenskonzentration, Steuerpolitik und gesellschaftliche Verantwortung – Themen, die sonst selten auf einer Finanzbühne landen.

Daniela Karbe-Geßler vom Bund der Steuerzahler stellte zu Beginn eine einfache, aber zentrale Frage: Was ist eigentlich Reichtum – und wer darf ihn definieren? Sie verwies auf den Gini-Koeffizienten von 0,7 für Vermögen in Deutschland, ein Wert, der die enorme Ungleichheit verdeutlicht. Gleichzeitig betonte sie, dass Familienunternehmen Verantwortung tragen und für Stabilität sorgen – Reichtum könne also auch positiv wirken.

Vier Personen sitzen auf Sesseln auf einer Bühne und führen eine Podiumsdiskussion. Drei Frauen und ein Mann, der links mit einem Mikrofon spricht. Im Hintergrund sind Banner mit Logos von Fair Finance Network Frankfurt, GLS Bank und Oikocredit zu sehen. Die Umgebung wirkt professionell und formal.
Ist Vermögen zunehmend konzentriert, wird Reichtum toxisch und zum Problem für die Demokratie? (© Triodos Bank N.V. Deutschland)

Leonie Petersen von Oxfam Deutschland sah das anders. Für sie ist extreme Vermögenskonzentration gleich doppelt toxisch: Sie gefährdet Demokratie und Klima zugleich. Die reichsten 0,1 Prozent der Weltbevölkerung stoßen laut Oxfam 52-mal mehr CO₂ aus als die ärmsten 50 Prozent. Wer über Kapital verfügt, beeinflusst also, in welche Richtung sich unsere Welt bewegt.

Peter Reese, Unternehmer und Mitbegründer der Steuergerechtigkeitsinitiative taxmenow, lieferte eine Innenperspektive: Er erzählte, wie Kapitalerträge oft steuerfrei durch internationale Konstruktionen fließen – während Arbeit und Konsum stark besteuert werden. „Wenn Arbeit härter besteuert wird als Vermögen, läuft etwas schief“, sagte er. Für ihn ist Steuergerechtigkeit eine Voraussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Der Abend machte deutlich, dass Gerechtigkeit im Finanzwesen mehr bedeutet als faire Löhne oder grüne Fonds. Sie bedeutet, Strukturen zu hinterfragen – und Kapital dahin zu lenken, wo es Demokratie, Klima und Teilhabe stärkt.

Weiterführende Artikel:

Geldbildung statt Finanzbildung – Warum Werte zählen

Der Abschlussabend widmete sich einem Thema, das oft unterschätzt wird: Wie lernen wir, mit Geld Verantwortung zu übernehmen?

Raffaela Hofmann von der Geldbildungsinitiative POGEBIX machte den Unterschied klar: Finanzbildung fragt, wie man Geld vermehrt. Geldbildung fragt, was Geld bewirkt. Jeder Euro, sagte sie, ist eine Stimme für die Welt, die wir unterstützen wollen. Sie plädierte dafür, den Mangelgedanken durch ein Bewusstsein des Genug zu ersetzen – und finanzielle Entscheidungen als ethische Entscheidungen zu begreifen.

Podiumsdiskussion mit vier Personen auf Stühlen, zwei kleine Tische mit Wasserflaschen und Gläsern, Publikum im Vordergrund, Präsentation mit Text im Hintergrund.
Fehlt es in Deutschland an Finanzbildung und Geldbildung? (© Triodos Bank N.V. Deutschland)

Claudia Müller vom Female Finance Forum ergänzte, dass finanzielle Bildung auch Gleichstellung bedeutet. Finanzwissen sei Lebenskompetenz – es ermögliche Selbstbestimmung und Schutz vor Abhängigkeit.

Dennis Färber vom Hessischen Finanzministerium erinnerte daran, dass Schulen und öffentliche Institutionen mehr Verantwortung übernehmen müssen, um Finanzwissen flächendeckend zu verankern.

Tobias Söhne von der Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung mahnte, dass Finanzbildung neutral bleiben müsse, um Vertrauen zu schaffen – unabhängig von Werbung oder Produktinteressen.

Einigkeit herrschte darin, dass Finanzbildung eine gesellschaftliche Aufgabe ist – und dass sie nur dann nachhaltig wirkt, wenn sie mit Werten verbunden wird. So entsteht aus Wissen Haltung.

Fazit: Geld als Haltung

Ob es um Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder Bildung geht – die Fair Finance Week 2025 hat gezeigt, dass nachhaltige Finanzen keine Nische sind, sondern Teil einer umfassenden gesellschaftlichen Bewegung.

Als Triodos Bank teilen wir die Überzeugung: Geld ist kein Selbstzweck. Es ist ein Instrument, um das zu fördern, was wir als Gesellschaft für richtig halten – für mehr Fairness, Teilhabe und Zukunftsfähigkeit.

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