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Studie: Klimaschutz könnte Millionen Leben retten

Klimaschutz kann Menschenleben retten
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash - Snowscat

Klimaschutz schütze auch unmittelbar unsere Gesundheit – und könnten Millionen Todesfälle verhindern. Eine neue Studie hat verschiedene Szenarien durchgespielt und nennt erschreckende Zahlen.

Fast 1,2 Millionen weniger Tote durch Luftverschmutzung, an die sechs Millionen ernährungsbedingte Todesfälle weniger, noch einmal rund 1,2 Millionen weniger Tote durch Bewegungsmangel – und das sind nur die Zahlen aus neun Ländern.

Effektive Klimaschutzmaßnahmen könnten weltweit jedes Jahr die Leben von unzähligen Menschen retten, indem sie ihre Lebensbedingungen verbessern. Zu dem Schluss kommt eine internationale Forschungsgruppe in einer neuen Studie im renommierten Fachmagazin The Lancet Planetary Health.

Die Forscher:innen vergleichen für neun repräsentative Länder (Brasilien, China, Deutschland, Indien, Indonesien, Nigeria, Südafrika, Großbritannien und die USA) verschiedene Szenarien zur Reduzierung der Treibhausgase – und deren Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit.

Studie: Die aktuellen Klimaschutz-Verpflichtungen sind unzureichend

Zwar haben sich die Staaten der Welt im Pariser Klimavertrag eigentlich verpflichtet, ihre nationalen Emissionen so anzupassen, dass die Erderhitzung „deutlich unter zwei Grad Celsius“ bleibt. „Die bestehenden […] Verpflichtungen sind jedoch unzureichend, um dieses Ziel zu erreichen“, schreiben die Autor:innen der neuen Studie. Im Moment bewegt sich die Erde eher auf eine Erwärmung von über drei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu.

Klimawandel
Eine um 3 °C wärmere Erde hätte dramatische Folgen. (Foto: CC0 / Pixabay / PublicDomainPictures)

Die Wissenschaftler:innen glauben, dass ein Fokus auf die Gesundheit der Menschen helfen könnte, dass die Staaten Klimaziele ehrgeiziger verfolgen – denn der Nutzen für die Gesundheit ist groß.

Die eingangs genannten Zahlen beziehen sich auf ein Szenario, in dem die Staaten Maßnahmen durchsetzen, welche mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens und den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UN übereinstimmen – verglichen mit den aktuell beschlossenen nationalen Maßnahmen für das Jahr 2040 („NDCs“ = nationally determined contributions).

Mehr Fokus auf die Gesundheit verhindert mehr Todesfälle

Noch mehr Todesfälle würden den Analysen zufolge vermieden durch ein Szenario, das die Forscher:innen „Gesundheit in allen Klimapolitiken“ (health in all climate policies) nennen und bei dem alle Klimaschutz-Maßnahmen im Kontext einer umfassenden Gesundheitspolitik stehen. Damit könnte man in den neun untersuchten Ländern insgesamt noch einmal rund zwei Millionen Todesfälle verhindern (circa 460.000 durch Luftverschmutzung, etwa 570.000 aufgrund der Ernährung und rund 940.000 durch mangelnde Bewegung).

Auf Deutschland bezogen könnte das erste Szenario den Berechnungen zufolge rund 155.000 Todesfälle jährlich vermeiden, das zweite sogar rund 165.000. Die meisten entfallen auf den Bereich Luftverschmutzung.

Der Verkehr trägt zur Luftverschmutzung bei
Luftverschmutzung durch Straßenverkehr ist für Millionen vorzeitiger Todesfälle jährlich verantwortlich. (Foto: © Thaut Images - Fotolia.com)

„Diese Vorteile sind zurückzuführen auf die Minderung der direkten Treibhausgasemissionen und entsprechende Maßnahmen, die die Belastung durch Schadstoffe verringern, sowie auf eine verbesserte Ernährungsweise und sichere körperliche Aktivität“,

heißt es in der Studie.

Die Luftqualität bzw. das Verhalten der Menschen könnte man von politischer Seite beispielsweise beeinflussen, in dem der Autoverkehr unattraktiver (bzw. der Radverkehr attraktiver) gemacht werden oder, indem Lebensmittel mit großem CO2-Fußabdruck verteuert werden.

Konkret könnten etwa Radwege ausgebaut und Parkplätze abgeschafft werden, öffentliche Verkehrsmittel günstiger und Autofahren teurer werden. Die Preise für Fleisch, Butter und Milchprodukte könnten angehoben und jene für pflanzliche Nahrungsmittel gesenkt werden – das alles würde klimafreundlichere (und damit gesündere) Verhaltensweisen fördern.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz – und spart Kosten

Viele Wissenschaftler:innen weisen inzwischen darauf hin, dass gut konzipierte Klimaschutzmaßnahmen – etwa was Verkehr, Energieerzeugung, Bau und Lebensmittelerzeugung angeht – zu saubererer Luft, gesünderer Ernährung und mehr körperlicher Bewegung führen würden, was wiederum besser für die Gesundheit ist. Und weil gesündere Menschen weniger kosten, könnten solche Maßnahmen sogar Kosten sparen oder zumindest schnell wieder ausgleichen.

„Den Klimawandel an sich zu bekämpfen, birgt die größte Chance für die menschliche Gesundheit.“

Das sagte uns die Medizinerin Dr. med. Alina Herrmann, die sich in der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) engagiert, bereits im Zuge einer Recherche im vergangenen Jahr:

Längst ist klar, dass die Folgen der Klimakrise eine massive Bedrohung für unsere Gesundheit darstellen – ein effektiver Kampf gegen die Klimakrise schützt also nicht nur weit entfernte Inselstaaten, Eisbären oder Gletscher, sondern auch unser aller Leben.

Das Fazit der Studie: „Eine stärkere Berücksichtigung der Gesundheit […] in der Klimaschutzpolitik hat das Potenzial, beträchtliche gesundheitliche Vorteile zu bringen und gleichzeitig die Verpflichtung „deutlich unter 2°C“ […] zu erreichen.“

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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