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Artensterben: Das sind die wichtigsten Ursachen

Bauerngarten
Foto: CC0 / Pixabay / bewildlife

Das Artensterben nimmt weltweit immer mehr zu. Teilweise sterben Arten aus, bevor sie überhaupt entdeckt worden sind. Was die Hauptursachen dafür sind, wollen wir dir hier erklären.

Wissenschaftler:innen schätzen die Zahl verschiedener Pflanzen- und Tierarten auf der Erde auf 8,7 Millionen. Immer wieder werden auch heute noch neue Arten entdeckt, vor allem im Amazonasgebiet.

Gleichzeitig stehen über 37.500 verschiedene Pflanzen und Tiere auf der Roten Liste, zahlreiche davon sind akut vom Aussterben bedroht. Expert:innen schätzen, dass täglich rund 150 Arten unwiederbringlich von der Erde verschwinden. Stark betroffen sind zum Beispiel Insekten: Durch die Ausbreitung von Monokulturen verschwinden deren natürliche Nahrungsquellen zunehmend oder sie werden Opfer von chemisch-synthetischen Pestiziden.

Artensterben und und die Wichtigkeit von Artenvielfalt

Der Rote Panda: Nur einer von vielen auf der Roten Liste.
Der Rote Panda: Nur einer von vielen auf der Roten Liste.
(Foto: CC0 / Pixabay / lukasbieri)

Unser weltweites Ökosystem ist ein hochkomplexes Zusammenspiel, von dem noch nicht alle Spielregeln komplett erforscht sind. So kann das Aussterben einer Art lebensbedrohliche Auswirkungen auf eine andere Art haben. Wenn ein Insekt, das nur eine Pflanze bestäubt, ausstirbt, ist diese Pflanze ebenso bedroht. Ohne dass dieses Insekt sie bestäubt, kann sie sich nicht weiterverbreiten.

Eine hohe Biodiversität, also große Artenvielfalt, sorgt normalerweise für die Ausgeglichenheit und Stabilität eines Ökosystems. Durch die Vielfalt an Lebewesen fällt es Ökosystemen leichter, sich an verändernde Bedingungen anzupassen und sie sind widerstandsfähiger gegen Störfaktoren. Das gilt aber nur bis zu einem gewissen Grad an Störung.

Die Gründe für Artensterben sind vielfältig. Aber fast alle hängen mit dem Menschen zusammen.

Problemzone Landwirtschaft

Die Landwirtschaft trägt in gewissen Aspekten zum Artensterben bei.
Die Landwirtschaft trägt in gewissen Aspekten zum Artensterben bei.
(Foto: CC0 / Pixabay / wobogre)

Ein großes und sehr komplexes Problemfeld für die Artenvielfalt ist die moderne Landwirtschaft:

  • Chemisch-synthetische Pestizide vernichten nicht nur Schädlinge, sondern auch Ackerkräuter und Kleinstlebewesen.
  • Düngemittel können bei unsachgemäßer Handhabung die Umwelt schädigen, unter anderem durch Schwermetalle.
  • Für die Landwirtschaft werden wertvolle Landflächen und Lebensräume zerstört, um neue Flächen zu erschließen. Darunter fallen häufig artenreiche Wiesen und Weiden, besonders die früher alltäglichen artenreichen Streuobstwiesen.
  • Die Bearbeitung der Äcker verdichtet den Boden, sodass dessen Sauerstoffgehalt sinkt und kleinere Lebewesen dort keinen Platz mehr finden.
  • Chemisch-synthetische Pestizide schaden auch Bienen und anderen Insekten, die in der Folge sterben und die Pflanzen nicht mehr bestäuben können.
  • Durch die Spezialisierung und Züchtung von Hochleistungsarten geraten viele andere Arten in Vergessenheit und sind vom Aussterben bedroht. Dazu zählen Nutztiere genauso wie Obst- oder Gemüsesorten.
  • Moore, Sümpfe und Auen, die seltene Arten beherbergen, werden trockengelegt, sodass die wasserabhängigen Arten dort nicht mehr überleben können.
  • Schad- und Nährstoffeintrag (Eutrophierung) durch Landwirtschaft, aber auch Industrie und Verkehr verändern die natürlichen Lebensraumbedingungen vielerorts.

Verschwindende Nischen und Teilung von Lebensräumen

Manche Pflanzen oder Tiere haben sich angepasst an außergewöhnliche Standortbedingungen. Das nennt man Nischenfindung. So gibt es in sauren Mooren zum Beispiel Moose, die besonders genügsam sind und gut mit der sauren Umgebung zurecht kommen. Wird jetzt durch den Ackerbau Stickstoff eingetragen, setzen sich andere Arten durch und die Moormoose haben keine Überlebenschancen.

Ähnliches gilt für Pflanzen, die zum Beispiel besonders an Trockenheit angepasst sind. Sandmagerrasen zählen zum Beispiel zu solch außergewöhnlichen Biotopen.

Oft werden durch den Neubau von Straßen oder Siedlungen vorher zusammengehörige Lebensräume auseinandergerissen. Das hat zur Folge, dass beispielsweise Kröten nicht mehr zu ihrem Laichplatz wandern können oder Pflanzensamen sich nicht ungehindert ausbreiten können (außer, es werden Grünbrücken angelegt). Das erschwert solchen Lebewesen das Überleben zusätzlich.

Zerstörung des tropischen Regenwalds

Besonders betroffen vom Artensterben: der tropische Regenwald.
Besonders betroffen vom Artensterben: der tropische Regenwald.
(Foto: CC0 / Pixabay / stokpic)

Ein Hauptfaktor für Artenverlust ist die Zerstörung natürlicher Lebensräume. Besonders betroffen ist hiervon der tropische Regenwald. Rund 158.000 Quadratkilometer werden jährlich zerstört und mit ihnen viele Arten, die bisher sogar noch gar nicht entdeckt worden sind. Das Holz gelangt in die Holz- oder Papierindustrie, auch hier in Deutschland.

Daneben werden große Flächen auch deshalb gerodet, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen, beispielsweise für den Anbau von Palmen für Palmöl oder Soja. Auch um an wertvolle Bodenschätze wie Gold, Eisenerze oder Öl zu kommen, müssen die Regenwälder weichen.

Problem Klimawandel

Auch der Klimawandel hat einen großen Einfluss auf das Artensterben: Durch zunehmende Extreme und Temperaturerhöhungen verändern sich auch die Standortbedingungen an einzelnen Orten. Viele Pflanzen sind an  spezielle Temperaturen angepasst. Durch mehr Hitze zum Beispiel sind sie nicht mehr konkurrenzfähig und werden von anderen Pflanzen verdrängt.

Der Temperaturanstieg hat auch in den Meeren schwerwiegende Auswirkungen, wo viele Lebewesen ebenfalls sehr genau an bestimmte Temperaturen angepasst sind. Lies auch: Eisbären und der Klimawandel: Sterben sie aus? Auch die Versauerung der Meere, die der saure Regen verursacht, werden zum Problem für die ausbalancierten, komplexen Ökosysteme. 

Touristen, Trophäenjäger und eingeschleppte Arten

Der Harlekin-Marienkäfer stammt aus Asien.
Der Harlekin-Marienkäfer stammt aus Asien.
(Foto: CC0 / Pixabay / torstensimon)

Ein weiteres Problem sind Tourist:innen oder Trophäenjäger:innen, die ohne Rücksicht auf Arten- und Naturschutz seltene Pflanzen pflücken, Tiere mitnehmen oder nicht auf ausgeschilderte Naturschutzgebiete achten. 

Durch die zunehmende Globalisierung, aber auch durch den Handel in der Vergangeheit, werden und wurden immer wieder sogenannte invasive Arten zum Problem. Das sind Tiere oder Pflanzen, die mit Schiffen oder Flugzeugen aus fremden Ländern eingeschleppt wurden und an ihrem neuen Standort einheimische Pflanzen oder Tiere verdrängen.

Der asiatische Harlekin-Marienkäfer zum Beispiel hat sich mittlerweile im großen Stil in den USA und in Europa verbreitet, während von unseren heimischen Marienkäfern ein starker Rückgang zu verzeichnen ist.

Was kannst du selbst gegen Artensterben tun?

Um die Biodiversität und Artenvielfalt zu erhalten, die nicht nur für die Natur selbst, sondern auch für uns Menschen von großer Bedeutung sind, gibt es einige Dinge, die auch du tun kannst:

  • Halte dich an Naturschutzgebiete und abgesperrte Zonen, damit für Pflanzen und Tiere ein ungestörter Lebensraum erhalten bleibt.
  • Nimm vor allem keine geschützten Arten aus ihrem natürlichen Umfeld – einer Blume geht es auf ihrer Wiese viel besser als in einer Vase auf der Fensterbank.
  • Achte beim Einkaufen von Lebensmitteln oder Möbeln auf vertrauenswürdige Label oder Siegel. Siehe dazu:
  • Wenn du einen eigenen Garten hast, sorge für eine Vielfalt an bunten, einheimischen Blumen und bienenfreundlichen Pflanzen! Schmetterlinge, Bienen und Co. werden sich freuen.
  • Auch der Kauf von Bioprodukten kann einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten, indem bei ihrem Anbau auf chemisch-synthetische Pestizide und künstliche Düngemittel verzichtet wird.
  • Erkundige dich nach bedrohten Arten in deiner Gegend und unterstütze Schutzprojekte.

Weiterlesen auf Utopia.de:

English version available: 5 Threats to Biodiversity and What You Can Do

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