Warum ein verschobenes Verbrenner-Aus der deutschen Autoindustrie mehr schadet als nützt

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Foto: CC0 Public Domain / Pexels

Angestoßen durch Bundeskanzler Merz prüft die EU-Kommission, das Verbrenner-Aus abzuschwächen. Was wie eine moderate Anpassung wirkt, ist ein großer strategischer Fehler. Eine Einordnung, was ein späterer Ausstieg für Deutschlands Autoindustrie tatsächlich bedeutet.

Das sogenannte „Verbrenner-Aus“ war nie ein totales Verbot, es war ein klares Signal für Planbarkeit. Ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zuzulassen, sollte der Industrie die Richtung für ihre Milliardeninvestitionen weisen.

Jetzt wird dieses Fundament erschüttert. Angestoßen durch politischen Druck aus Deutschland, prüft die EU-Kommission Ausnahmen und E-Fuel-Schlupflöcher. Damit steht nicht nur eine Regel auf der Kippe, sondern die Glaubwürdigkeit Europas, dass es seine eigene Industrie erfolgreich durch die größte Transformation ihrer Geschichte führen kann.

Die Welt fährt davon – Europa schaut zu

Während Europa zögert, schaffen die globalen Leitmärkte Fakten: China, Kalifornien, Japan, UK und Südkorea regulieren den Verbrenner bis 2035 aus dem Spiel. Jedes Zögern in der EU bedeutet für die deutschen Hersteller geringere Skaleneffekte, den Verlust von Exportchancen und eine wachsende Abhängigkeit von denjenigen, die entschlossener handeln.

China diktiert die Spielregeln

Während Europa über Motoren von gestern diskutiert, baut China seine Dominanz im E-Auto-Sektor aus. Mit einem Weltmarktanteil von bereits über 50 Prozent bei E-Fahrzeugen kontrolliert China die Wertschöpfungsketten der Zukunft. Wer jetzt nicht klar auf Zukunftstechnologie setzt, wird vom Gestalter zum Importeur.

Jobs rettet man mit Mut, nicht mit Zögern

Arbeitsplätze im Verbrenner-Sektor sind an eine auslaufende Technologie gebunden. Die entscheidende Frage ist nicht, ob Jobs wegfallen, sondern wo die neuen entstehen. Sie entstehen dort, wo investiert wird. Ein klares Bekenntnis zur E-Mobilität sichert die Arbeitsplätze der Zukunft in Europa, ein Festhalten am Alten treibt sie nach Asien.

Das größte Risiko ist die Nostalgie

Die Transformation zu verzögern, ist kein Schutz für die Industrie, es ist eine Bremse. Es untergräbt die Planungssicherheit, lähmt die Innovationskraft und schwächt die globale Wettbewerbsfähigkeit. Wer seine Industrie in Watte packt, damit sie sich nicht verändern muss, sorgt dafür, dass sie am Ende nicht mehr laufen kann.

E-Fuels sind ein Ablenkungsmanöver, keine Lösung

Die Fakten sind eindeutig: Synthetische Kraftstoffe sind in der Herstellung extrem ineffizient, was sie auf absehbare Zeit um ein Vielfaches teurer pro Kilometer macht als Strom. Ihre Produktion ist so energieintensiv, dass sie dringend für Bereiche ohne Alternative (wie Flug- oder Schiffsverkehr) gebraucht werden. Im Pkw sind sie eine teure und unwirtschaftliche Sackgasse.

Merz will das Verbrenner-Aus verzögern, im Glauben, der Autoindustrie zu helfen und eine moderate Linie zu markieren. Doch wer technologieoffen Däumchen dreht, hält nicht den Wandel auf, sondern Deutschlands Rolle darin. Dieses Zögern kostet uns den Anschluss, Innovationskraft und die Rolle als Gestalter der Transformation. Vom Klimaschutz ganz zu schweigen.

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