In der Verkehrswende geht es um noch mehr als klimafreundliche Mobilität, nämlich um die Verbesserung der Lebensqualität und soziale Gerechtigkeit. Allerdings gibt es einen großen Bremser auf diesem Weg: das Auto. Für die 4. Folge des Changemaker Podcasts hat Martin Tillich, Chefredakteur von Utopia, mit der Mobilitätsexpertin und Bestsellerautorin Katja Diehl gesprochen.
„Ich habe ganz schön Klartext gesprochen, mal schauen, wie das ankommt!“?
Diesen Satz hat mir die Mobilitätsexpertin Katja Diehl nach der Aufzeichnung unserer Podcastfolge geschrieben. Ich leite diesen Ankündigungstext zur Podcastfolge damit ein, weil ich mir exakt dasselbe gedacht habe.
Zur Erscheinung ihres neuen Buchs „Raus aus der Autokratie“ haben wir gut eine Stunde über die Mobilitätswende sowie Katjas Rolle in dieser gesprochen. Bei Utopia versuchen wir oft, es den Menschen möglichst leicht zu machen, den Einstieg in ein Thema und den Umstieg zu nachhaltigen Alternativen zu finden. Leichtigkeit hatte in unserem Gespräch aber nur bedingt Platz. Das liegt einerseits daran, dass die Mobilitätswende als vielschichtiger und komplexer Transformationsprozess mehr stockt als vorankommt. Andererseits haben es die Treiber:innen von Zukunftsthemen in unserer Gesellschaft vor allem eines: verdammt schwer.
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Für alle, die lieber lesen: Aus dem Gespräch habe ich (in der Sache und über die Debatte) vor allem folgendes mitgenommen:
Das Auto sitzt tief
Die Selbstverständlichkeit und die tiefe Verbundenheit der Deutschen zum Auto macht es schwierig, objektive Diskussionen über die Nachteile und notwendigen Veränderungen zu führen. Beton und Entfernungen, politische und unternehmerische Interessen, private Komfortzonen und kulturelle Gewohnheiten sind mächtige Strukturen, die alternative Mobilitätskonzepte oft als unmöglich erscheinen lassen.
Autos nehmen Kindern die Freiheit
Der Rückgang der selbstständigen Mobilität von Kindern ist alarmierend. Stichwort Elterntaxis: Immer mehr Kinder werden von ihren Eltern zur Schule oder zu anderen Aktivitäten chauffiert. Sicherheitsbedenken und eine Infrastruktur, die hauptsächlich auf den Autoverkehr ausgerichtet ist, beeinträchtigen die Entwicklung und Freiheit der Kinder.
Wir brauchen mehr entschlossene Politiker:innen:
Erfolgreiche Beispiele wie Paris zeigen, dass mutige und faktenbasierte Entscheidungen die Verkehrswende entscheidend beschleunigen können. Bürgermeisterin Anne Hidalgo setzt konsequent ihren Plan um, dass alles in der Stadt innerhalb von 15 Minuten erreichbar sein soll: Kultur, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten und Hobbys. Politische Maßnahmen, die eine umfassende Nachhaltigkeitspolitik verfolgen, können die anfängliche Ablehnung in Zustimmung in der Bevölkerung umwandeln.
In der Verkehrswende geht es um mehr als klimafreundliche Mobilität
Es braucht eine umfassende gesellschaftliche Transformation, die soziale Gerechtigkeit und die allgemeine Lebensqualität verbessern soll. Um nachhaltige Alternativen und unabhängige Mobilität für alle zu ermöglichen, müssen wir die dominierende Autoinfrastruktur mit ihren zahlreichen negativen Auswirkungen überwinden
Treiber:innen des Wandels brauchen mehr Unterstützung
Aktivist:innen und Politiker:innen erfahren Hass und erhalten Morddrohungen – nur weil sie notwendigen Wandel mit der notwendigen kritischen Stimme ansprechen und den Status quo infrage stellen. Sie stehen häufig alleine gegen extreme Widerstände. Wir müssen solche Menschen besser schützen und mehr unterstützen. Der Appell geht gleichermaßen an Politik, Medien und jede:n einzelne:n
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