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The Good Food: Deutschlands erster „Reste“-Supermarkt

Good Food
Foto: Good Food

Nach dem Sharehouse in Leeds eröffnete Anfang Februar auch in Deutschland ein Supermarkt für aussortierte Lebensmittel. Ein Interview mit der Gründerin Nicole Klaski.

In Deutschland werden Unmengen an Lebensmitteln verschwendet – das ist keine Neuigkeit mehr. Zu kleine Kartoffeln, krumme Gurken und kreativ gewachsene Karotten: Der Handel will sie nicht, und der Bauer wird sie nicht los. Die Kölnerin Nicole Klaski will das ändern – mit ihrem Ladengeschäft „The Good Food“ in Köln. Das Motto: „Zahl, was es dir wert ist“.

Frau Klaski, was hat Sie dazu bewegt, einen Laden für aussortierte Lebensmittel zu eröffnen?

Es landen zu viele Lebensmittel im Müll, dagegen wollte ich etwas tun. Vieles bleibt in Deutschland aufgrund der strengen Regularien des Handels bereits auf den Feldern stehen. Deswegen gehen wir regelmäßig zu den Landwirten und ernten das, was übrig geblieben ist.

Der eigene Laden ist nur ein weiterer Schritt in der Geschichte von „The Good Food“. Wie hat das Ganze angefangen? 

Begonnen hat alles im Herbst 2015 mit einem Stipendium im Colabor, einem Coworking Space für nachhaltige Projekte in Köln. Gemeinsam mit meiner Mitstipendiatin Ines habe ich erst mal Theorie gewälzt. Nach einem halben Jahr musste Ines zurück in ihren Job und ich hatte Lust die Theorie in die Praxis um zu setzen. Dann habe ich einen Marktstand zusammengeschustert und habe mich mich eine Zeit lang einen Nachmittag in der Woche auf den Markt gestellt. Mit dem Bulli hab ich beim Bauern Gemüse und eingeweckte Ware mitgenommen und bis abends nach dem Prinzip: „Zahl, was es dir wert ist“ verkauft.

Wie wurde deine Idee auf dem Markt aufgenommen?
Die Rückmeldungen waren durchweg positiv, die Leute sind brutal darauf angesprungen. Ich glaube, viele ärgern sich über die derzeitige Supermarktlandschaft und haben die Nase voll von der Lebensmittelverschwendung. Ich glaube, wir haben den Finger in die Wunde gelegt und geben jedem die Chance im Kleinen etwas dagegen zu tun. Was man bei uns dann mitgenommen hat, ist nicht in der Tonne gelandet.

Wie ging es dann weiter?

Eines Tages kamen Leute, die nicht nur Einkaufen, sondern auch mitmachen wollten. Dadurch hat sich dann langsam ein Team formiert. Nicht starr, immer mit viel Veränderung. Jeder von uns arbeitet ehrenamtlich mit – mich eingeschlossen. Vom Marktstand auf der Straße ging es dann testweise in einem Pop-up-Store für zwei Monate. Es war anders als auf der Straße, aber der Laden lief super! Dort haben wir dann angefangen zum Beispiel Fermentier–Workshops anzubieten oder auch Filmabende organisiert. Es ging darum, nicht nur mit erhobenem Zeigefinger herumzulaufen, sondern zu zeigen, dass dieses Projekt auch Spaß macht.

Nun also der feste eigene Laden – jedoch immer noch als Ehrenamt. Wie kann das funktionieren?

Ich hab einen kleinen Job bei der Klimaschutz-Community. Im Zuge dessen habe ich stark hinterfragt, was wir tagtäglich konsumieren. Als Konsequenz habe ich meinen eigenen Konsum umgestellt und kaufe einfach keinen Quatsch mehr und organisiere beispielsweise Kleidertauschpartys und bin selbst Kunde in meinem Laden. Unterm Strich somit nur die Miete als großer Kostenpunkt übrig. Das alles und auch der Laden sind Teil meiner Lebensphilosophie. Der finanziert sich im übrigen mittlerweile auch selbst.

Hast du das Gefühl, „The Good Food“ ist der Anfang einer Reihe solcher Läden in Deutschland?

Bereits als wir 2015 das Stipendium gewonnen haben, kam die erste Presseresonanz. Mit jeder Welle in den Medien kommt auch eine Welle an Anfragen: „Das ist toll, ich will das auch in meiner Stadt machen.“ – aber wir sind nicht so weit, dass wir ein Franchise–Konzept entwickeln können. Aber klar, die Anfragen und das Interesse sind da und ich sehe durchaus eine Tendenz. Lebensmittelverschwendung gibt es ja nicht nur in Köln, sondern deutschlandweit.

Welches Sortiment haben Sie denn im Laden? 

Wir haben Gemüse, aber auch Backwaren und Eingewecktes, das bereits das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat oder nur noch eine kurze Restlaufzeit besitzt. Zudem noch Produkte, die regulär einfach nicht schlecht sind: Marmeladen, eingewecktes Gemüse und solche Dinge, die ewig bei Oma im Schrank stehen.

Abgelaufene Lebensmittel im Supermarkt – was sagt da die Gesundheitsbehörde?

Wir haben eine Aufklärungspflicht, wenn sie abgelaufen sind. Also die Kunden müssen wissen, dass sie abgelaufen sind. Deswegen hängen wir große Schilder aus und sagen es Ihnen natürlich auch persönlich. Das ist generell aber nur bei einem Mindesthaltbarkeitsdatum zu machen, denn dies ist nur eine Empfehlung. Produkte mit Verbrauchsdatum, wie roher Fisch oder Fleisch, haben wir dagegen nicht. Da gelten ganz andere Hygienevorschriften.

GASTBEITRAG aus enorm.
TEXT: Sami Wiese

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