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3 Klimawandel-Belege, die du noch nicht kennst

Klimawandel
Foto: CC0 / Pixabay - PIRO4D

Es gibt unzählige Belege dafür, dass der Klimawandel real ist und menschliche Aktivitäten ihn verursachen. Utopia wirft einen Blick auf drei Beispiele, die in der öffentlichen Diskussion eher selten vorkommen.

Die Auswirkungen der globalen Klimakrise zeigen sich längst auf der ganzen Welt. So war der Juli 2023 der global heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Utopia berichtete. Doch laut einer repräsentativen Umfrage von Statista und YouGov aus dem März 2023 glauben nur 63 Prozent der Deutschen an den menschengemachten Klimawandel. Noch immer werden die Erkenntnisse der Klimaforschung trotz eindeutigem wissenschaftlichen Konsens von vielen Menschen bezweifelt oder gar geleugnet.

Möglicherweise zünden die üblichen Argumente nicht, die sonst die gesellschaftliche Debatte beherrschen. Zeit, drei Klimawandel-Belege auszugraben, die nicht jede:r sofort auf dem Schirm hat.

Ein Hinweis vorab: Wir benutzen in diesem Artikel bewusst nicht den Begriff „Beweise“, da es Beweise streng genommen nur in der Mathematik und in der Rechtsprechung gibt. Der Klimawandel ist Gegenstand der Naturwissenschaften und lässt sich deshalb nicht beweisen, sondern nur belegen. Die Dringlichkeit, den Klimawandel als Fakt anzuerkennen und entsprechend zu handeln, ergibt sich aus der erdrückenden Menge an Belegen, die Wissenschaftler:innen über Jahrzehnte zusammengetragen haben.

1. Der Suess-Effekt: Menschengemachtes CO2 ist anders

Woher wissen wir, dass der Mensch Schuld daran ist, dass wir zu viel CO2 in der Atmosphäre haben und sich nicht einfach der natürliche Ausstoß gesteigert hat? Klar: Das CO2, das durch die viele Verbrennung fossiler Energieträger auf der Welt entsteht, muss irgendwo hin. Doch dass es auch tatsächlich in der Atmosphäre landet, lässt sich eindeutig nachweisen.

Dafür zunächst etwas chemisches Grundwissen: Ein CO2-Molekül besteht aus einem Kohlenstoff- und zwei Sauerstoff-Atomen. Doch ein Atom ist nicht immer gleich. Es gibt verschiedene Kohlenstoff-Isotope, genannt C-12, C-13 und C-14, die sich in der Anzahl ihrer Neutronen unterscheiden. Letzteres ist jedoch instabil und zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5670 Jahren. Das heißt: Alle 5670 Jahre halbiert sich die Anzahl der C-14-Isotope in einer Stoffmenge. Diese Eigenschaft dient Wissenschaftler:innen als eine Art Uhr, mit der sich das Alter organischer Materialien bestimmen lässt. Je weniger C-14 übrig ist, desto älter der Fund.

Dass sich damit aber auch menschengemachtes CO2 in der Atomsphäre identifizieren lässt, fanden der Chemiker Hans E. Suess und der Meeresforscher Roger Revelle im Jahr 1957 heraus. Denn die C-14-Konzentration von natürlichem CO2 in der Atmosphäre bleibt relativ konstant, weil durch natürliche Prozesse immer wieder neues CO2 entsteht. In Erdöl und Erdgas, das Jahrmillionen unter der Erde war, sei aber kein C-14 mehr zu finden. Werden fossile Ressourcen verbrannt, gelangt deren C-14-freier Kohlenstoff als Bestandteil von CO2 in die Atmosphäre und verändert den prozentualen Anteil des instabilen Isotops.

Fachleute bezeichnen den Einfluss der Verbrennung fossiler Energieträger auf den C-14-Gehalt der Atmosphäre als Suess-Effekt, benannt nach einem seiner Entdecker. Dank des Suess-Effekts wissen wir sehr genau, welcher Anteil vom CO2 in der Atmosphäre tatsächlich vom Menschen stammt.

2. Mittelalterliche Warmzeit war regional begrenzt

Ein Argument von Klimawandel-Leugner:innen ist, dass es im Mittelalter, ungefähr zwischen den Jahren 900 und 1100, auch eine Warmzeit gegeben habe und die aktuelle Erderwärmung deshalb normal sei.

Zumindest der erste Teil dieser Behauptung ist teilweise richtig. Laut einer Studie im Fachmagazin Climate of the Past war es zwischen den Jahren 950 und 1050 um 0,6 Grad heißer als im Referenzzeitraum 1880 und 1960 – allerdings nur im außertropischen Teil der Nordhalbkugel zwischen den Breitengraden 30 und 90 (Nordküste Afrikas bis Nordpol). Eine global zeitgleich stattfindende Erwärmung in einer Geschwindigkeit, wie sie seit der Industrialisierung voranschreitet, gab es aber sehr wahrscheinlich nicht.

Bisherige Studien kommen laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zu dem Schluss, dass mittelalterliche Warmphasen in verschiedenen Regionen der Erde zu unterschiedlichen Zeiten auftraten.

Außerdem schätzt das IPCC, dass selbst zwischen 950 und 1100 die Temperaturen auf der Nordhalbkugel etwa 0,1 bis 0,2 Grad unter dem Durchschnitt von 1960 bis 1990 lagen. 1990 lag die globale Durchschnittstemperatur noch bei ungefähr 0,5 Grad über vorindustriellem Niveau. Im Jahr 2023 sind wir bereits bei 1,1 Grad angelangt. Auch deshalb kann die mittelalterliche Warmzeit nicht mit dem aktuellen Klimawandel mithalten.

3. Die Stratosphäre kühlt sich ab

Eine weitere alternative – und nachweislich inkorrekte – Erklärung, warum es auf der Erde immer heißer wird, lautet: Die Sonnenaktivität habe zugenommen.

Dagegen sprechen aber vor allem mehrere Fakten: Zum einen zeigen Daten der NASA, dass die Sonneneinstrahlung auf der Erde seit den 1980er-Jahren kontinuierlich leicht abgenommen hat. Trotzdem ist die globale Durchschnittstemperatur im selben Zeitraum deutlich gestiegen.

Zum anderen gibt es einen ganz klaren Beleg dafür, dass die zusätzliche Wärme nicht von außen kommt, sondern tatsächlich durch den Treibhauseffekt bedingt ist. Bei einer verstärkten Sonneneinstrahlung würde sich die komplette Atmosphäre der Erde erwärmen.

Laut der Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) ist es aber vor allem die Troposphäre, also die untere Schicht der Atmosphäre, die sich seit Beginn des Jahrtausends um bis zu 0,5 Grad pro Jahrzehnt erwärmt hat. Die Stratosphäre, also die äußere Schicht, ist aber etwa um den gleichen Betrag abgekühlt. Es kommt also nicht mehr Wärme von außen nach innen, sondern es geht zu wenig Wärme von innen nach außen.

Der Deutsche Wetterdienst begründet dies wie folgt: „Verursacht wird die Abkühlung der oberen Stratosphäre hauptsächlich durch zunehmendes CO2. Dieses Treibhausgas hält Wärmestrahlung in der Troposphäre zurück, womit weniger langwellige Strahlungsenergie in der Stratosphäre ankommt.“

Verwendete Quellen: YouGov, IPCC, NASA, EUMETSTAT, Deutscher Wetterdienst

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