Expert:innen erklären, wie die zwei Ultra-Fast-Fashion-Konzerne Shein und Temu den internationalen Lufttransport beeinflussen. Wegen der Masse an Ware, die die Unternehmen täglich verschicken, kommt es zu verschiedenen Problemen.
Die Billig-Händler Shein und Temu stehen bereits wegen ihrer Produktionsbedingungen in der Kritik. Von Ausbeutung und schlechter Qualität ist unter anderem die Rede. Auch fördern die Shops Überkonsum, auf einigen Produkten fand man zudem bedenkliche Stoffe – Utopia berichtete.
Nun tut sich ein weiterer Kritikpunkt auf: Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters beeinflussen Shein und Temu den weltweiten Lufttransport. Das Wachstum beider Firmen verursache Engpässe und würde Frachtraten verteuern.
Laut Daten von Branchenexpert:innen heben sich die chinesischen Ultra-Fast-Fashion-Konzerne bei der Luftfracht deutlich von anderen Firmen ab. Reuters zufolge soll etwa Apple höchstens 1000 Tonnen Waren pro Tag per Flugzeug versenden, Shein und Temu jedoch jeweils 4000 bis 5000 Tonnen.
Frachtplätze in Fliegern seien umkämpft. Die Nachrichtenagentur kontaktierte Apple, doch das US-Unternehmen äußerte sich nicht. Ein Sprecher des Transport- und Logistikdienstleisters Schenker bestätigte hingegen, dass es eine starke Nachfrage für Transporte aus China gebe. Fracht-Linien wurden demnach erweitert und seien langfristig gebucht.
Transporte aus China: Nachfrage steigt plötzlich massiv
Reuters zitiert einen deutschen Logikstikexperten: Ihm zufolge sei die Nachfrage aus China seit Ende 2023 „massiv“ angestiegen. „Dahinter steckten zwei Firmen, wie sich herausstellte: Temu und Shein“, erklärt er. Ein Vertreter des Logistikunternehmens Bollore Logistics bestätigte gegenüber Reuters, dass die Luftfracht durch chinesische E-Commerce-Firmen am stärksten beeinflusst werde.
Luftfracht ist für viele Firmen ein wichtiger Transportkanal und könnte aktuell besonders relevant sein – denn ein wichtiger Schifffahrtsweg für den Welthandel ist derzeit eingeschränkt. Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel hat die militant-islamistische Huthi-Miliz immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen.
Wenn Firmen nun vom Seeweg auf Luftfracht ausweichen wollen, um ihre Waren zu transportieren, ist das allerdings nicht so leicht möglich. Der deutsche Logistikexperte erklärt mit Bezug auf Shein und Temu, dass Flieger zusätzliche Ware aktuell kaum aufnehmen können.
Der Luftfracht-Transporteur Unique Logistics weist gegenüber Reuters darauf hin, dass Temu nun selbst 12 Großtransporter-Flugzeuge leasen will. „Sie suchen den Markt nach jedem Flugzeug ab, das sie bekommen können“, so der Vizepräsident des Unternehmens, Marc Schlossberg. Temu bestätigte gegenüber Reuters nur, dass man nach Zwischenhändlern in den USA und in Europa suche. Konkurrent Shein sei ebenfalls dabei, die Strategie zu ändern. Wie die Agentur berichtet, nutzt er in den USA inzwischen erste Lagerhäuser.
Shein und Temu senden täglich 400.000 Pakete nach Deutschland
Händler wie die chinesische Modeplattform Shein und der Billig-Versandhändler Temu sind wegen ihrer Schnäppchenpreise sehr beliebt. Sie verkaufen Ware, die überwiegend in China produziert wird. Diese wird dann per Luftfracht nach Europa geschickt, in vielen Einzelpäckchen, und über nationale Logistikunternehmen einzeln zugestellt – ohne Zwischenhändler oder meist ohne Lagerhäuser. Dazu achten die Konzerne darauf, Kosten für Zoll und Steuern zu umgehen – Utopia berichtete. Die Qualität der Ware wird oft kritisiert, teils gibt es Sicherheitsbedenken.
Die günstigen Preise locken jedoch Kund:innen weltweit. Reuters verweist auf eine Schätzung des US-Kongresses vom Juni 2023. Demnach sollen Shein und Temu täglich 600.000 Pakete in die USA senden, nach Deutschland circa 400.000.
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