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Hirnfunktion nach Corona-Infektion: Als würde man 10 Jahre altern

"Brain Fog" durch Corona: Fachleute finden Ursache
Foto: CC0 / Unsplash - engin aykurt

Auch lange nach der Corona-Infektion klagen Long-Covid-Betroffene über Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen. Laut einer neuen Studie kann die Hirnfunktion selbst zwei Jahre später noch beeinträchtigt sein.

Wissenschaftler:innen vom King’s College in London haben in einer kürzlich im Fachmagazin The Lancet veröffentlichten Studie die Effekte von COVID-19 auf die kognitive Leistungsfähigkeit untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass sich die Hirnfunktion Long-Covid-Betroffener auch lange nach der Infektion nicht erholt. Der Effekt sei der Studie zufolge vergleichbar mit dem Unterschied zwischen 50- bis 60-Jährigen mit 60- bis 70-Jährigen, was einer kognitiven Alterung von zehn Jahren entspricht. Testpersonen, die sich vollständig genesen fühlen, hätten hingegen keinerlei Einschränkungen der Hirnfunktion.

Wie die Corona-Studie durchgeführt wurde

Die Studie fand in zwei Runden statt: die erste von Juli bis August 2021 und die zweite von April bis Juni 2022. Während es bei der ersten Runde noch rund 3300 Teilnehmer:innen waren, absolvierten etwa 2500 den zweiten Durchlauf. In beiden Runden mussten die Versuchspersonen einen kognitiven Test über eine Smartphone-App durchführen.

Die Leistungsfähigkeit der Teilnehmer:innen wurde dabei anhand vierer Kriterien analysiert: Arbeitsgedächtnis (auch Kurzzeitgedächtnis genannt), logisches Denken, Aufmerksamkeit und motorische Kontrolle. Bewertet wurde sowohl die Genauigkeit der Antworten, als auch die Geschwindigkeit.

An den Tests nahmen sowohl Menschen teil, die positiv auf Corona getestet wurden, also auch solche, die zwar einen negativen Test hatten, aufgrund einer früheren Infektion aber immer noch an COVID-19-Symptomen litten, also von Long-Covid betroffen waren. Außerdem gab es eine gesunde Kontrollgruppe. Die Auswahl sei aufgrund der sehr gezielten Auswahl bestimmter Gruppen jedoch nicht repräsentativ für die Bevölkerung, heißt es in der Studie.

Defizite durch Long Covid – aber auch Hoffnung

Die Tests kamen zu dem Ergebnis, dass die positiv getesteten Person kognitive Defizite gegenüber den negativ getesteten zeigten. Bei Long-Covid-Betroffenen, also negativ getestete Personen, die selbst nach mehr als zwölf Wochen nach der Infektion noch Symptome hatten, waren die Defizite sogar noch ausgeprägter. Teilweise – aber nicht nur – seien diese Probleme auf Symptome wie psychologischer Stress, Ermüdung oder funktionellen Einschränkungen zurückzuführen, die mit der Long-Covid-Erkrankung einhergehen.

Die Einschränkungen würden allerdings nur die Genauigkeit der Antworten betreffen. Bei der Reaktionszeit gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Versuchsgruppen. Dies sei beruhigend, da eine schlechtere Verarbeitungsgeschwindigkeit etwa mit Demenz in Verbindung stehe. Diejenigen, die sich selbst als vollständig geheilt betrachteten, zeigten außerdem keinerlei Beeinträchtigungen, selbst wenn sie vorher schonmal von Long Covid betroffen waren.

Verwendete Quellen: The Lancet

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