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„Damit kann man seine gefühlte Lebenszeit verlängern“, sagt eine Neurowissenschaftlerin

Wie man sich mehr gefühlte Lebenszeit schenkt.
Foto: CC0 / Pixabay / igorovsyannykov

Je älter man wird, desto schneller verfliegt die Zeit, sagen viele. Eine Neurowissenschaftlerin untersucht diese Annahme und verrät, wie man sich mehr gefühlte Lebenszeit schenkt.

Mit fortschreitendem Alter vergeht die Zeit schneller als in der Kindheit – diese Empfindung scheinen viele zu teilen. Doch stimmt die Annahme wirklich? Und wenn ja, lässt sich ihr entgegenwirken?

Zu diesen Fragen forscht auch Tatjana Tchumatchenko, Neurowissenschaftlerin und Professorin an der Universität Bonn. Sie untersucht unter anderem, wie eingehende Informationen im Gehirn von Neuronen kodiert werden. 

Wie man Zeit wahrnimmt, ist laut Tchumatchenko vor allem Resultat von Umgebungsreizen, die auf einen einwirken. Je mehr sinnliche und emotionale Reize auf einen einwirken, desto langsamer vergeht die Zeit laut Tchumatchenko dem Eindruck nach.

Demnach könnten neue Erfahrungen dabei helfen, das Vergehen von Zeit langsamer wahrzunehmen: „Eine neue Sprache, ein Tanzkurs, eine Reise – damit kann man seine gefühlte Lebenszeit verlängern“, erklärt die Neurowissenschaftlerin gegenüber dem Spiegel. 

Deshalb kommt einem die Kindheit oft so lang vor

Zugleich gebe es aber auch Verhaltensweisen, die einen gegenteiligen Effekt bewirken könnten: Etwa wenn jemand viel grübelt oder über Probleme nachdenkt. Das führt laut Tchumatchenko dazu, dass man das Zeitgefühl verliert. Etwas aktiv zu unternehmen kann der Expertin zufolge Abhilfe schaffen – neue Eindrücke unterstützen demnach das bewusstere Wahrnehmen von Zeit.

Tchumatchenko nennt ein Beispiel: „Für Kinder ist alles irgendwann einmal neu: jede Empfindung, jeder Anblick, jede kognitive Erfahrung.“ Das benötige einige kognitive Kapazitäten, weshalb die eigene Kindheit einem auch oftmals so lang vorkommt. 

Im Laufe eines Lebens gibt es laut der Neurowissenschaftlerin immer weniger Erfahrungen, die das menschliche Gehirn beeindrucken können. Ein Tag voller eingespielter Routine und ohne neue Ereignisse hinterlässt so oft auch nur wenige konkrete Erinnerungen – und erscheint vielen somit im Nachhinein eher kurz.

Welche Rolle Alltagsroutine spielt

Ähnlich verhalte es sich mit anderen zurückliegenden Ereignissen wie etwa einem Urlaub. Wie lang dieser gefühlt zurückliegt, hänge mit der Menge an Erfahrungen zusammen, die man beispielsweise danach gemacht hat. 

„Hat jemand viel Aufregendes in der Zwischenzeit erlebt, wird der Urlaub weiter für ihn zurückliegen. Wer nur mit Alltagsroutine konfrontiert war, der wird sagen: Kommt mir vor wie gestern“, beschreibt Tchumatchenko.

Montage erscheinen einigen Menschen rückblickend übrigens oft vergleichsweise lang. Der Grund: Zum Wochenbeginn haben viele tendenziell mehr zu tun und seien in der Folge auch häufiger mit Veränderungen konfrontiert. Dies führe dazu, dass man die Zeit zum Wochenbeginn länger wahrnimmt.

Verwendete Quelle: Spiegel

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