In Millionen von Jahren könnte sich die Kontinente derart bewegen, dass sie einen Superkontinent bilden. Der Prozess hat enorme Auswirkungen auf das Klima, erklärt ein Meteorologe.
Die Landmassen der Erde befinden sich in ständiger Bewegung – dies führt dazu, dass sie sich alle 400 bis 600 Millionen Jahre zu einem Superkontinent vereinen. Der nächste wird Pangaea Ultima heißen und in rund 250 Millionen Jahren entstehen, erklärt der Meteorologe und Klimaforscher Alexander Farnsworth von der University of Bristol, der auch eine Professur an der Chinese Academy of Sciences in Peking inne hat.
Farnsworth untersucht, was vergangene klimatische Veränderungen über das zukünftige Klima auf der Erde aussagen. Außerdem hat er das Klima modelliert, das auf Pangaea Ultima herrschen könnte. Die Studie hierzu erschien vor Kurzem im Fachmagazin Nature Geoscience.
In einem Interview mit dem Spiegel erklärt Farnsworth: „Ich nenne es einen dreifachen Schlamassel.“ Denn bisherige Theorien gehen davon aus, dass Pangea Ultima zentral auf dem Äquator liegen wird. Große Teile des Superkontinents würden sich dann in den Tropen befinden. Laut Farnsworth könnten so an vielen Orten Temperaturen gemessen werden, die 15 Grad höher sind als die gegenwärtigen.
Klima-Prognose einer „extrem heißen Wüstenwelt“
Zusätzlich dazu werde die Sonnenstrahlung in 250 Millionen Jahren intensiver und der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre höher sein als heutzutage, prognostiziert Farnsworth.
Bislang gehen Astronom:innen davon aus, dass die Sonne dann etwa 2,5 Prozent heller sein wird als aktuell, da ihr Kern schrumpft und mehr Atomkerne in ihrem Innern fusionieren. „Diese zusätzliche Energie fließt auch in das Klima der Erde, es erwärmt sich“, mahnt Farnsworth gegenüber dem Spiegel.
Des Weiteren geht der Meteorologe und Klimaforscher davon aus, dass die Kollision der Kontinente den Vulkanismus befördern könnte. In der Folge könnten dadurch „gewaltige Mengen Kohlendioxid“ freigesetzt werden.
Im ungünstigsten Fall würde sich Farnsworth zufolge die CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Vergleich zu heute verdoppeln. Das Ergebnis wäre eine extrem heiße Wüstenwelt, die für bis zu 92 Prozent aller Säugetiere unbewohnbar ist.
Die Menschheit könnte auf dem Superkontinent nicht existieren
„Auch viele Pflanzen werden zugrunde gehen, die wiederum Nahrung für andere Lebewesen sind“, erklärt Farnsworth. Nahrungsnetze würden infolgedessen zusammenbrechen. Der Experte rechnet damit, dass die Oberflächentemperatur an Land dann durchschnittlich um 25 bis 30 Grad Celsius ansteigen könnte – in den heißesten Monaten wären so Temperaturen von 50 bis 60 Grad Celsius auf der Erde möglich.
Lediglich hoch spezialisierte Tierarten seien in der Lage, unter derartigen Bedingungen zu überleben. Auch die meisten Vögel würden laut Farnsworth aussterben. Es sei vorstellbar, dass neue Spezies den Kontinent dominieren, etwa aus der Gruppe der Reptilien.
Angenommen, die menschliche Spezies existiert in 250 Millionen Jahren noch, so könnte sie laut Farnsworth in den allermeisten Regionen von Pangaea Ultima nicht überleben.
Kontinentale Verschiebungen korrelieren mit Artensterben
Aktuell nehmen Forschende an, dass die Kontinente der Erde bereits in der Vergangenheit diversen Verschiebungen von Landmassen ausgesetzt waren. „Wir vermuten, dass es auf der Erde zehn bis sechzehn solcher Ereignisse in den vergangenen 2,6 Milliarden Jahren gab“, erklärt Farnsworth.
Diese massiven Veränderungen der Erdbeschaffenheit korrelieren mit dem Massensterben von Spezies, erläutert der Klima-Experte zudem. Jedes Mal, wenn sich ein neuer Superkontinent bildet oder zerfällt, seien auch existierende Arten gezwungen, sich neu zu ordnen.
„Die Bewegung der Kontinente bildet, wenn man so will, den langfristigen Herzschlag der Evolution“, stellt Farnsworth gegenüber dem Spiegel fest.
Neben der Prognose des heißen Wüstenklimas auf Pangaea Ultima gibt es aber noch weitere Theorien – etwa dass sich die Landmassen der Erde über dem Nordpol zusammenfügen könnte. Als nächstes wolle Farnsworth untersuchen, mit welchen Temperaturen in diesem Szenario zu rechnen wäre.
Verwendete Quellen: Nature Geoscience, Spiegel
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