Ein neuer Report zeigt auf, wie viele Schwarze Menschen in 13 EU-Ländern Rassismus erleben. Fast die Hälfte gibt an, in den vergangenen Jahren diskriminiert worden zu sein. In Deutschland ist die Situation noch schlimmer.
Schwarze Menschen sind in Europa immer wieder Diskriminierung ausgesetzt. Doch in Deutschland und Österreich ist das besonders häufig der Fall. Das geht aus einer Befragung hervor, die das Umfrageunternehmen Ipsos für den Bericht „Being Black in the EU“ der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 durchgeführt hat.
Insgesamt wurden 6.752 Menschen mit afrikanischen Wurzeln in 13 europäischen Länder befragt. Die Studie konzentrierte sich dabei auf Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Schweden und Spanien. Im Bericht erklärt die FRA, die Umfrage sei repräsentativ für Einwander:innen, die in einem afrikanischen Land südlich der Sahara geboren wurden und nun in einem der untersuchten 13 Länder leben, sowie für deren Nachkommen.
Deutschland und Österreich: Besonders viele Schwarze Menschen von Rassismus betroffen
Von knapp 7.000 Befragten gaben 45 Prozent an, in den letzten fünf Jahren rassistische Diskriminierung erlebt zu haben. Damit ist der Wert seit der letzten Erhebung der FRA im Jahr 2016 gestiegen – damals betrug er 39 Prozent. Allein im vergangenen Jahr waren 36 Prozent der Befragten über die 13 untersuchten EU-Länder hinweg von Rassismus betroffen.
Zwischen den Ländern zeigen sich aber starke Unterschiede. In Deutschland erlebten demnach knapp 77 Prozent der Befragten während der letzten fünf Jahre Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Religion – der höchste Wert im Vergleich. In Österreich waren 76 Prozent der Befragten betroffen. Am niedrigsten waren die Werte in Polen (21 Prozent). Auch mit Blick auf die letzten zwölf Monate führen deutschsprachige Länder die Liste an, mit 67 Prozent (Österreich) beziehungsweise 65 Prozent (Deutschland).
In Deutschland erlebten Schwarze Menschen in den fünf Jahren vor Studienteilnahme bei der Arbeit, der Arbeitssuche und im Bereich Bildung am häufigsten Diskriminierung. Auch im europäischen Vergleich dominierte Rassismus bei der Arbeits- oder Wohnungssuche. Junge Menschen und Personen mit Hochschulabschluss waren laut Report am stärksten betroffen. Dennoch ist rassistische Diskriminierung nach wie vor kaum sichtbar, da nur neun Prozent der Betroffenen sie melden, erklärt die FRA in einer Pressemitteilung.
Report zeigt: Übergriffe auf Schwarze Menschen keine Seltenheit
Auch rassistisch motivierte Übergriffe sind in Europa laut Report keine Seltenheit. 30 Prozent der Befragten gaben an, diese in den vergangenen fünf Jahren erlebt zu haben – auch wenn fast niemand Anzeige erstattete. Junge Frauen, Menschen mit Hochschulbildung und Menschen mit erkennbarer religiöser Kleidung waren demnach häufiger rassistisch motivierten Belästigungen ausgesetzt.
In Deutschland lag die Zahl der Opfer von Belästigung bei 54 Prozent, und damit ebenfalls am höchsten. Neun Prozent berichtete hierzulande auch von persönlichen Gewalterfahrungen – dieser Wert wurde nur von Finnland übertroffen (elf Prozent).
Die FRA fordert in der Pressemitteilung, Rassismus und Diskriminierung wirksam zu bekämpfen. Dafür müsse man unter anderem Antidiskriminierungsvorschriften angemessen durchsetzen und wirksame, verhältnismäßige und abschreckende Sanktionen anwenden.
„Es ist schockierend, dass seit unserer letzten Umfrage im Jahr 2016 keine Verbesserungen zu sehen sind“, erklärt FRA-Direktor Michael O’Flaherty. „Im Gegenteil: Menschen afrikanischer Herkunft werden allein aufgrund ihrer Hautfarbe immer stärker diskriminiert“. Er fordert die EU und ihre Mitgliedstaaten dazu auf, die gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um sicherzustellen, dass auch Menschen afrikanischer Herkunft ihre Rechte ohne Diskriminierung wahrnehmen können.
Verwendete Quellen: Report „Being Black in the EU“ , FRA-Pressemitteilung
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