„Gefährdet 600 Millionen Menschen“ – Indiens wichtigster Fluss verliert zu viel Wasser

Ganges
Foto: Avishek Das/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Historisch niedrige Wasserstände, massive Grundwasserentnahme und ein schwächelnder Monsun: Eine Studie warnt vor einer Krise am heiligen Fluss Ganges.

Der Ganges zeigt laut einer Studie einen bedrohlichen Trend: Der bedeutendste Fluss Indiens führt immer weniger Wasser. Der Rückgang der Abflussmenge des Ganges zwischen 1991 und 2020 sei für das vergangene Jahrtausend beispiellos, schreiben die Autoren im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ („PNAS“). Das gefährde die Wasser- und Ernährungssicherheit von mehr als 600 Millionen Menschen, für die das Einzugsgebiet auf dem indischen Subkontinent lebenswichtig sei. 

Die Gründe für die Wasserknappheit sind demnach vielfältig: „Die beobachteten Veränderungen des Abflusses im Ganges-Einzugsgebiet hängen mit den Klimaveränderungen und Eingriffen der Menschen zusammen“, heißt es.

Ganges-Untersuchungen umspannen 1.300 Jahre

In der Studie rekonstruierte das Team aus Klimamodellen die Wassermengen des Flusses der vergangenen 1.300 Jahre. Demnach fielen die Folgen von Trockenheiten seit den 1990er Jahren um 76 Prozent intensiver aus als etwa bei einer Dürre im 16. Jahrhundert – dem nächststärksten Vergleichswert. 

Der mehr als 2.500 Kilometer lange Ganges entspringt im Himalaya, durchfließt größtenteils indisches Territorium und mündet im Golf von Bengalen. Dabei fließt er durch eine der fruchtbarsten und am dichtesten besiedelten Regionen der Welt. Der Strom wird von den Hindus als heilig verehrt. Daneben hat er auch eine tiefgreifende kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für Millionen von Menschen in Indien, Nepal und Bangladesch.

Besonders niedrige Wasserstände am mittleren und unteren Lauf des Ganges seien etwa zwischen 2015 und 2017 registriert worden, so die Forscher. Dadurch seien die Trinkwasserversorgung, die Stromerzeugung, Bewässerung und Schifffahrt beeinträchtigt und die Probleme der bereits belasteten Grundwasserspeicher vergrößert worden. Über 120 Millionen Menschen seien betroffen gewesen.

Abschwächung des Sommermonsuns

Die Abschwächung des Sommermonsuns, die auf die Erwärmung des Indischen Ozeans sowie auf menschengemachte Schadstoffemissionen zurückzuführen sei, trugen demnach zum Rückgang der Abflussmenge bei. Auch eine verstärkte Grundwasserentnahme habe Anteil daran. „Die zunehmende Erwärmung zusammen mit dem Sommermonsun-Austrocknen führte zu einem massiven Abpumpen des Grundwassers, was eine rapide Erschöpfung des Grundwassers im Flussgebiet verursachte“, schreibt die Gruppe.

Utopia.de meint: Auch Deutschland trägt Verantwortung

Wenn ein Fluss, der für über 600 Millionen Menschen lebenswichtig ist, austrocknet, sollte das aber nicht nur Indien, Nepal und Bangladesch zu denken geben. Vor allem deshalb nicht, weil die Pro-Kopf-Emissionen dieser Länder weit unter dem globalen Durchschnitt liegen. Während eine Durchschnittsperson in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund sieben Tonnen CO2 pro Jahr verursacht, sind es in Indien nur etwa zwei, in Nepal und Bangladesch sogar unter einer Tonne pro Kopf und Jahr. Auch westliche Industrienationen haben eine Mitschuld an der Ganges-Krise und daher ist die Prävention solcher Ausnahmezustände eine Aufgabe für die gesamte globale Staatengemeinschaft.

Zumal der Klimawandel nicht an Ländergrenzen Halt macht. Auch in Europa spüren wir bereits zahlreiche negative Folgen. So veröffentliche „Nature Medicine“ am Montag eine Studie, laut der es allein im Sommer 2024 in Europa über 60.000 hitzebedingte Todesfälle gab – ein Viertel mehr als im Vorjahr. Und als Utopia-Redakteurin Katharina diesen Sommer in Griechenland war, waren die Spuren der Klimakrise überall präsent, wie sie in ihrem Erfahrungsbericht schreibt:

Weitere Quellen: Proceedings of the National Academy of Sciences, Statistisches Bundesamt, Nature Medicine

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