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Grund „weitgehend vermeidbar“: Deutsche Schlusslicht bei Lebenserwartung in Westeuropa

Deutschland gibt viel Geld für sein Gesundheitssystem aus. Dennoch sterben Menschen hier früher als in anderen westeuropäischen Ländern.
Foto: CC0 / Pixabay / ohurtsov

Deutschland gibt viel Geld für sein Gesundheitssystem aus. Dennoch sterben Menschen hier früher als in anderen westeuropäischen Ländern. Der Grund ist laut einem Experten zufolge weitgehend vermeidbar.

Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden liegt Deutschland bei der Lebenserwartung im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hinten. Bei dem Vergleich von 16 Ländern erreichten Männer mit Platz 15 den vorletzten Platz und Frauen Platz 14. 

Die Hauptursache sei die „erhöhte Zahl von Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“. Und diese seien heute „weitgehend vermeidbar“, zitiert die Deutschen Presse-Agentur (dpa) den BiB-Forscher Pavel Grigoriev.

Deutschland als Schlusslicht

Das BiB hatte die Studie gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock durchgeführt. Erschienen ist sie Ende April im European Journal of Epidemiology; basiert auf Zahlen von 2019. 

Demnach war die Lebenserwartung für Frauen in Spanien am höchsten, mit durchschnittlich 86,2 Jahren. Bei Männern war die Lebenserwartung in der Schweiz am höchsten (81,9 Jahre). 

Bei dem Schlusslicht Deutschland betrug die Lebenserwartung für Frauen 83,5 Jahre und für Männer 78,7 Jahre, also je zirka drei Jahre weniger als bei den Vorreiterländern

Vor allem bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt Deutschland zurück

Für die Studie hatten die Forscher:innen die Todesursachen der Verstorbenen in Deutschland mit denen aus sechs anderen, ausgewählten Ländern verglichen, erklärt BiB-Forscher Grigoriev.

Insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen schnitt Deutschland im Vergleich zu Ländern schlecht ab. 

Im Vergleich der Länder nach Alter gebe es bei Männern in Deutschland bereits ab 50 Jahren Rückstände. Die Lebenserwartung bei Frauen ist aufgrund einer erhöhten Sterblichkeit ab 65 Jahren niedriger als in anderen Ländern. 

„Anlass zur Sorge“

Um die sogenannte „kardiovaskuläre Sterblichkeit“ (Herz-Kreislauf-Krankheiten betreffend) ausfindig zu machen, hatten die Forscher:innen die Differenz in der Lebenserwartung in zwei Komponenten aufgeteilt: das Alter und die Ursachen. 

Grigoriev warnte: „Dass Deutschland bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zurückliegt, ist Anlass zur Sorge, da diese heutzutage als weitgehend vermeidbar gelten.“ Er nimmt an, dass es Defizite bei der Vorbeugung gebe und Diagnosen zu spät gestellt würden. Dies verhindere eine erfolgreiche Behandlung. 

Widerspruch: Hohe Gesundheitsausgaben und niedrigere Lebenserwartung

„Große wirtschaftliche Stärke und ein für den Großteil der Bevölkerung gut zugängliches und leistungsfähiges Gesundheitssystem stehen in Kontrast zu einer westeuropäischen Schlusslichtposition bei der Lebenserwartung“, betont Grigoriev.

Dass trotz hoher Investitionen in die Gesundheitsversorgung die Lebenserwartung in Deutschland so niedrig sei, sei ein Warnsignal für die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems, so der Forscher. 

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