Der WDR hat Wiederholungen der „Otto-Show“ von Otto Waalkes mit einem Warnhinweis versehen. Auch vor Harald Schmidts „Schmidteinander“ warnt der Sender. Was die Warnungen bedeuten und wie die Komiker darauf reagieren.
Otto Waalkes und Harald Schmidt sind zwei der bekanntesten Komiker in Deutschland. Deshalb laufen auch immer wieder Wiederholungen ihrer Sendungen im Fernsehen. Letzte Woche zeigte der WDR anlässlich von Otto Waalkes‘ Geburtstag dessen „Otto-Shows“ aus den Jahren 1973 sowie 1974, und machte sie in der Mediathek verfügbar. Auch Harald Schmidts 90er-Jahre Comedysendung „Schmidteinander“ wurde wieder im linearen TV ausgestrahlt.
In beiden Fällen stellte der WDR jedoch Warnhinweis voran: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden“, heißt es da.
Warum warnt der WDR vor Otto und Harald Schmidt?
Gegenüber der Bild begründet der WDR den Warnhinweis wie folgt: „Beliebte Programme und Kultsendungen aus unserem Archiv zeigen wir regelmäßig. Dazu gehört auch ‚Die Otto Show‘ ab 1973. Die Programme werden in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Sie enthalten Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden. Mit der Einblendung zu Beginn machen wir das deutlich und ordnen das Format dementsprechend ein.“
Welche konkreten Passagen damit gemeint seien, verriet der WDR nicht. Im Falle der „Otto-Show“ könnte etwa ein sogenanntes „altes chinesisches Liebeslied“ gemeint sein, vermutet die Bild. In seiner Show sagt Otto: „Das Stück heißt Ping-Pong. Die Frau verkörpert das kosmische Prinzip des Ping, während ihr der Mann dabei an den Pong fasst.“
So reagieren Otto Waalkes und Harald Schmidt
Otto Waalkes reagiert gegenüber Bild: „Das ist nun ein halbes Jahrhundert her. Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus. Komik hat ja immer etwas Anstößiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt. Ich war damals Student und habe Scherze gemacht, von denen sich vor allem Autoritäten verletzt fühlten.“
Andere Leute hätten gelacht, ungefähr 30 oder 40 Millionen Zuschauer. Vor Komik könne also gar nicht genug gewarnt werden. Vor allem die ‚Otto-Show‘ könne bei Konsumenten zu unkontrollierbaren Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen, witzelt Otto und ergänzt: „Als ob es keine anderen Probleme gäbe als alte Otto-Scherze.“
Harald Schmidt antwortete, ebenfalls gegenüber der Bild, knapper und in Anspielung auf seinen verstorbenen „Schmidteinander“-Kollegen Herbert Feuerstein: „Weltklasse! Ein echter Schmidteinander-Gag. Nur schade, dass der selige Feuerstein das nicht mehr erlebt hat.“
Utopia meint
Das Bewusstsein für potenziell diskriminierende Sprache und Inhalte hat sich in den letzten Jahrzehnten stark geändert. Einige der Witze von Otto Waalkes und Harald Schmidt sind deshalb schlecht gealtert. Der WDR zeigt die Sendungen trotzdem – ungekürzt. Die Warnhinweise dienen schlicht dafür, das Gezeigte besser einzuordnen.
Reaktionen, wie die eines FAZ-Autors, der dazu schreibt: „Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von heute ist offenbar nur Platz für bierernste Staatskunst mit parteipolitischem Einschlag“, sind deshalb überzogen. Der Sender geht genau richtig vor, indem er die Komiker nicht zensiert, sondern mit einem Warnhinweis die Zuschauer:innen dazu anregt, die Inhalte zu hinterfragen.
Verwendete Quellen: Bild (ursprüngliche Meldung), Bild (Reaktion von Otto), Bild (Reaktion von Harald Schmidt), FAZ
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