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Ingo Froböse über Netflix-Konsum: „Dadurch gerät das System aus dem Gleichgewicht“

Netflix Ingo Froböse
Foto links: CC0 / Unsplash - Mollie Sivaram; Foto rechts: Sebastian Bahr

Netflix and chill? Von wegen! Wer vom anstrengenden Büroalltag gestresst ist, sollte der Streaming-Versuchung widerstehen, sagt Ingo Froböse. Die Alternative: „Atmen Sie den Tag weg.“

Die Formulierung „Netflix and chill“ wird im Internet-Slang eigentlich als Code für sexuelle Aktivitäten verwendet. Dennoch gibt es viele, die den Spruch wörtlich nehmen und nach Feierabend einen Streaming-Dienst anwerfen, um zu entspannen. Bei körperlich anstrengenden Berufen mag das sinnvoll sein. Doch wer sich im Beruf kaum bewegt, macht mit der Flucht auf das Sofa einen Fehler, sagt der bekannte Sportwissenschaftler Ingo Froböse in einem Interview mit der Zeit.

Froböse: „Unterforderung ist genauso schlecht wie Überforderung“

Froböse hält es für wichtig, zwischen körperlicher und mentaler Belastung zu unterscheiden. So könne man nach einem Arbeitstag im Büro zwar mental überfordert und gestresst sein, körperlich aber unterfordert.

„Unterforderung ist genauso schlecht wie Überforderung“, warnt Froböse. Wer sich also mit Netflix und Co. eine mentale Auszeit gönnt, sorge somit nicht für die nötige Balance im Alltag.

Wir haben […] verlernt Pause zu machen“, klagt der Experte. Sportler wüssten, dass sie nur durch Pausen richtig gut werden. Regeneration sei aber ein aktiver Prozess. „Spitzensportler achten auf Training und Belastung; sie machen nach der Anstrengung Massage, Physiotherapie, Eisbad. Die Unsportlichen dagegen schauen zur Regeneration Netflix. Dabei haben sie bereits den ganzen Tag bei der Arbeit vor dem Computer gesessen. Und abends hocken sie sich wieder vor einen Monitor. Dadurch gerät das [körperliche] System aus dem Gleichgewicht.“

Die Alternative: Körperliche Aktivität

Doch, wie können wir denn nun entspannen, wenn nicht auf dem Sofa? Froböse hat einen einfachen Tipp: „Gehen Sie eine Feierabendrunde mit dem Dackel um den Block. Nutzen Sie den Körper, um den Geist zu entlasten. Atmen Sie den Tag weg.“ Der Dackel ist natürlich optional. Doch die Botschaft ist klar: Ein wenig körperliche Aktivität macht den Kopf frei.

„Meine Sorgen bin ich nach 20 Minuten ruhigem Laufen los“, erklärt der Sportwissenschaftler und begründet: „Meine Motorik beansprucht 50 Prozent der geistigen Kapazität. Ich konzentriere mich aufs Laufen – und vergesse meine Probleme.“

Trotz der positiven Auswirkungen, die körperliche Aktivität auf die Psyche haben kann, sollten Menschen sich bei schwerwiegenden psychischen Problem aber professionelle Hilfe holen und sich nicht auf Bewegung als Heilmittel verlassen. Wer sich psychisch belastet fühlt, kann etwa bei der Telefonseelsorge Hilfe finden: Unter der Telefonnummer 0800/1110111 oder 0800/1110222. Alternativ gibt es das Chat-Angebot unter online.telefonseelsorge.de.

Verwendete Quelle: Zeit

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