Eigentlich will man sich konzentrieren – doch dann hängt man wieder am Smartphone. Autor Volker Kitz hat ein Buch über das Problem geschrieben und gibt in einem Interview Tipps. Außerdem erklärt er, wie digitale Anwendungen Multitasking erschweren können.
Volker Kitz ist Jurist und Sachbuchautor. Nach einem Schweigeseminar im Himalaja recherchierte er zum Thema Konzentration und schrieb dazu ein Buch. Im Interview mit Zeit Online teilt er wichtige Erkenntnisse – auch dazu, wie der Umgang mit digitalen Medien sich auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt – und gibt Tipps für den Alltag.
Beeinträchtigt Onlinekonsum die Konzentrationsfähigkeit?
Können sich die Menschen heute schlechter konzentrieren als früher? Dazu gibt es keine objektiven Messungen, erklärt Kitz. Allerdings verweist der Autor auf Studien, die nahelegen, dass unter anderem der Onlinekonsum die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt. „Die Ressourcen unseres Gehirns sind begrenzt. Es kann nicht eine unbeschränkte Anzahl von Aufgaben erledigen und gleichzeitig sowieso nicht“, erklärt er.
Während des Surfens im Internet ist das Gehirn besonders gefordert, bestätigt der Autor gegenüber Zeit Online. Der Autor verweist auf Studien laut denen Menschen, die sehr viel zwischen digitalen Anwendungen wechseln, nicht mehr in der Lage sind, wichtige Reize von unwichtigen zu unterscheiden. „Sie sind noch weniger fähig zum Multitasking, als es der Mensch ohnehin schon ist“, erklärt Kitz.
Sind digitale Medien also schlecht für die Konzentration? Der Autor betont, dass sie andere Fähigkeiten fördern als analoge: „Arbeite ich am PC, dann übt mein Gehirn zu suchen, zu navigieren und zu personalisieren. Wenn ich einen gedruckten Text lese, trainiere ich damit meine Konzentrationsfähigkeit, ich kann mir den Inhalt leichter merken.“ Deshalb sei es wichtig, beide Medienarten je nach Bedürfnis einzusetzen.
Volker Kitz gibt Tipps für bessere Konzentration
Viele Menschen tun sich schwer, sich zu konzentrieren. Zu dem Thema gibt es zahlreiche Studien. Kitz verweist auf eine Studie von 2017, laut der die Konzentration schon gestört wird, wenn das ausgeschaltete Smartphone sich in Sichtweite befindet. Was kann man tun?
Kitz erzählt, dass er das Smartphone inzwischen in einem Schrank oder im Nachbarzimmer lagert, wenn er sich konzentrieren möchte. Außerdem habe er seinen Zugang zum Internet reglementiert: Der Router schaltet nur mittags für zwei Stunden das WLAN an, Socialmedia nutzt er nur zeitlich begrenzt, weil sich der Browser nach 20 Minuten automatisch schließe.
Außerdem empfiehlt der Autor, Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen, um die eigene Konzentration zu steigern. Diese sollen die Signalübertragung im Gehirn positiv beeinflussen. Außerdem solle man viel Wasser trinken, weil die Effekte von Dehydrierung der Konzentration schaden. Schließlich könne man sich auf bestimmte Gerüche konditionieren – also sich ihm immer dann aussetzen, wenn man mit der Arbeit loslegen möchte. „Dann konzentrieren Sie sich bald automatisch, sobald Sie den Duft riechen“, verspricht der Autor.
Von einer Herangehensweise rät Kitz ab: „Machen Sie bloß kein Multitasking, egal, wie viel Druck Ihnen jemand macht.“ Denn wer versuche, zwei Dinge gleichzeitig zu machen oder zwischen Browserfenstern springe, brauche am Ende immer länger, mache Fehler und sei gestresster.
Pomodoro-Technik oder Musik hören: Was bringen etablierte Methoden?
Konzentration geht eng einher mit Produktivität – um diese zu steigern, gibt es zahlreiche Methoden. Die Pomodoro-Technik etwa rät, immer 25 Minuten lang zu arbeiten und dann Pause zu machen. Diese Abschnitte erscheinen Kitz zu kurz, „denn man muss ja erst mal reinkommen in eine Tätigkeit, ohne gleich wieder unterbrochen zu werden.“
Oft wird auch zu Musik geraten, um die Konzentration zu fördern. Ob dies wirklich hilft, ist dem Autor zufolge sehr individuell. Musik zu hören, die einem gefällt, schaffe im Körper eine Grundanspannung, das zentrale Nervensystem werde aktiviert. Dies könne bei manchen die Aufmerksamkeit steigern und die Konzentration erleichtern. Auch mit dem Knie zu wippen, zu kritzeln oder im Stehen zu arbeiten könne diese Grundanspannung auslösen. „Ich habe mich früher bei meinen Vorträgen geärgert über Leute, die beim Zuhören gekritzelt haben“, erinnert sich Kitz. „Heute weiß ich, dass sie im Zweifel besser zuhören als andere, die still dasitzen.“
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