Die Stechmückenart Anopheles hycranus wurde erstmals in Deutschland – an der Oder – entdeckt. Forscher:innen sehen bei dem nördlichsten Fund weltweit einen Zusammenhang mit der Klimakrise.
Eine bislang nicht in Deutschland vorkommende Stechmückenart haben Expert:innen im Osten Brandenburgs nachgewiesen. Der Fund deutet Forscher:innen zufolge auf eine Ausbreitung nach Norden als Folge der Klimaerwärmung hin.
An zwei Orten in Überschwemmungsgebieten der Oder haben Wissenschaftler:innen insgesamt 62 Exemplare der Art Anopheles hycranus entdeckt, wie der Biologe Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dort wurde der genetische Nachweis erbracht. Gefunden hatte eine Arbeitsgruppe um die Mückenforscherin Doreen Werner am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg die Exemplare. Zuvor hatte der RBB darüber berichtet.
Klimakrise als Ursache vermutet
Diese Funde seien die nördlichsten weltweit und die bislang einzigen in Deutschland, sagte Kampen. Das Vorkommen dieser wärmeliebenden Art hänge wahrscheinlich mit den Klimaveränderungen zusammen. „Es zeigt auf jeden Fall, dass sie sich hier wohlfühlen und das Klima für diese Mücken besser wird.“
Anopheles hycranus ist in südlichen Regionen von der Iberischen Halbinsel im Westen bis nach Vorderasien im Osten heimisch. Nachweise gab es in den letzten Jahren aber bereits in Österreich, Ungarn, Tschechien und Polen. „Man kann davon ausgehen, dass der Mensch die Mücke verschleppt hat“, sagte Kampen.
Ist die Anopheles hycranus für den Menschen gefährlich?
Kampen hält die Anopheles hycranus als Überträger von Krankheitserregern derzeit für nicht relevant und nicht besonders gefährlich. „Ihre Anwesenheit spielt für den normalen Menschen keine Rolle.“
Diese Mückenart könne zwar theoretisch Malariaerreger auf den Menschen übertragen wie andere Anopheles-Arten, die bereits in Deutschland nachgewiesen wurden. Doch dazu müsste sich eine Mücke erst an einem Menschen infizieren, der etwa aus dem Tropen-Urlaub zurückgekommen sei und Malariaerreger in sich trage.
Zudem gilt die Art Anopheles hycranus als potenzieller Überträger von Viren und Fadenwürmern (Dirofilarien). Die in Deutschland schon länger vorkommende Asiatische Tigermücke etwa sei als Überträger von Krankheitserregern deutlich gefährlicher, sagte der Wissenschaftler Kampen.
Anopheles-Fund fand bereits 2024 statt
Die Exemplare der Stechmückenart wurden ihm zufolge von August bis September 2024 entdeckt. 59 Mücken seien bei Quappendorf und 3 in der Nähe des rund 25 Kilometer entfernten Zeschdorf im Oderbruch (Landkreis Märkisch-Oderland) gesammelt worden. Ein Team um die Biologin Werner hatte dort Fallen aufgestellt. Kampen sagte: „Wenn man dieses Jahr noch mal an gleicher Stelle Fallen aufstellen würde, bin ich sicher, dass man erneut Exemplare dieser Spezies fangen könnte.“
Der Nachweis soll auch in der Zeitschrift „Parasites & Vectors“ online veröffentlicht werden.
Utopia meint
Der erstmalige Nachweis von Anopheles hyrcanus in Deutschland ist ein weiteres Signal für die Folgen der Klimakrise. Diese und weitere Insekten, wie die Asiatische Tigermücke und die Asiatische Hornisse, die sich in letzter Zeit in Deutschland ausgebreitet haben, zeigen, wie schnell sich unsere Ökosysteme durch steigende Temperaturen verändern können.
Auch wenn die Stechmückenart aktuell als wenig gefährlich gilt, macht der Fund deutlich: Wir müssen invasive Arten und potenzielle Krankheitsüberträger sorgfältig beobachten. Nur durch konsequentes Monitoring und Klimaschutz lassen sich mögliche gesundheitliche und ökologische Folgen solcher Entwicklungen in Schach halten.