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Özdemir tadelt Söder und Aiwanger: „Rund um die Uhr Fleisch essen“

Cem Özdemir
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat in einem Interview die bayerischen Spitzenpolitiker Markus Söder und Hubert Aiwanger kritisiert. Deren Aussagen zu Fleischkonsum seien eine „Bevormundung“. Er selbst fordert: „Lasst die Leute doch einfach selbst entscheiden.“

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) möchte, dass sich die Menschen in Deutschland gesünder und klimafreundlicher ernähren. Teil seiner Ernährungsstrategie ist es unter anderem, pflanzenbasierte Ernährung stärker zu unterstützen, sodass insgesamt weniger Fleisch konsumiert wird. Utopia berichtete.

Den verbalen Widerstand des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und seinem Stellvertreter, dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), hat er nun in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) kritisiert: „Markus Söder oder sein Kumpel Hubert Aiwanger tun so, als müsse man als echter Deutscher rund um die Uhr Wurst und Fleisch essen.“

Diese „Bevormundung“ möge Özdemir nicht. Er rate den beiden bayerischen Politikern mehr Gelassenheit, denn „Vegetarier oder Leute, die einfach weniger Fleisch essen, sind genauso gute Bayern oder Schwaben wie alle anderen“.

Was haben Markus Söder und Hubert Aiwanger gesagt?

Sowohl Markus Söder als auch Hubert Aiwanger haben sich in der Vergangenheit mehrfach für Fleischkonsum ausgesprochen. Der bayerische Ministerpräsident findet ein Leben ohne Bratwurst „möglich, aber sinnlos“, wie er etwa im Oktober auf seinem Instagram-Profil postete:

Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hingegen forderte im Juni via X (ehemals Twitter): „Esst Fleisch!“ Der Tweet erfolgte als Reaktion auf die angeblichen Pläne der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), als Richtlinie für den Fleischkonsum nur noch 10 Gramm Fleisch pro Tag vorzuschlagen. Dabei bezeichnete er die Institution, die auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse Richtlinien für eine gesunde Ernährung herausgibt, als „Deutsche Gesellschaft für Mangelernährung“.

Spätere dementierte die DGE jedoch, dass es bereits konkrete Pläne gebe, 10 Gramm Fleisch pro Tag als neue Richtlinie einzuführen. „Wir haben über die erste Version mit der Fachwelt diskutiert. Mehr ist da noch nicht. Es gibt keine Empfehlungen“, sagte Bernhard Watzl, der Präsident der DGE, der Presseagentur Agra Europe.

Özdemir kritisiert den „Kulturkampf ums Fleisch“

Özdemir sagt im RND-Interview: „Es liegt kein Segen darin, einen Kulturkampf ums Fleisch zu beschwören.“ Er plädiert dafür, die Leute selbst entscheiden zu lassen. „Wer Currywurst essen will, soll das gerne machen. Wichtig ist doch, dass es auch gesunde Speisen gibt, die gut schmecken und so als Alternative angenommen werden“, erklärt der Bundeslandwirtschaftsminister seinen Standpunkt.

Er berichtet von einem Metzger, den er auf einem Fleischkongress kennengelernt habe. Seine Frau sei Vegetarierin gewesen. Er sagt: „Das ist mein Deutschland, offen und tolerant.“

Özdemir selbst ist laut eigener Aussage seit seinem 17. Lebensjahr Vegetarier. Auf die Frage, wie er es ändern möchte, dass gesunde Ernährung auch immer eine Frage des Geldes sei, antwortet er dem RND mit einer Anekdote aus der Berliner Stadtreinigung, die ihre Betriebskantine umgestellt habe.

Seitdem gebe es „stärker pflanzenbetonte Gerichte, mehr nachhaltige Produkte. Erstens wurde das Essen nicht teurer und zweitens waren die alle begeistert“. Laut Özdemir sei gesündere Ernährung nicht zwangsläufig mit höheren Kosten verbunden. Es mangele hingegen oft nur am Wissen, wie es anders laufen könne.

Weitere Quelle: RND

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