Psychisch bedingte Schlafstörungen nehmen zu: Eine Generation ist besonders betroffen

Schlafstörungen
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Das Licht ist aus, man könnte endlich schlafen, aber die Gedanken kreisen: Schlafstörungen sind eine schwere Belastung. Nach Daten einer Krankenkasse hat die Gen Z besonders damit zu kämpfen. Was steckt dahinter?

Manche können schlecht einschlafen und brauchen Stunden, bis sie den Weg ins Reich der Träume finden – andere werden immer wieder wach. Dann kreisen die Gedanken, sie kommen nicht zur Ruhe und die Betroffenen können dann erst recht nicht schlafen: Eine wachsende Zahl von Menschen in Deutschland hat nach Daten einer Krankenkasse mit Schlafproblemen ohne organische Ursache zu kämpfen.

Die Zahl der ambulanten Diagnosen psychisch bedingter Schlafstörungen stieg von 2014 bis 2024 bundesweit um 73,5 Prozent – und zwischen 2023 und 2024 allein um rund 9,0 Prozent, wie die KKH Kaufmännische Krankenkasse unter Berufung auf Daten eigener Versicherter zu Schlafstörungen mitteilte. Demnach wuchs der Anteil der Patienten mit Schlafstörungen an allen Versicherten in Deutschland in dem Zeitraum von 1,0 auf 1,8 Prozent, insgesamt waren 2024 rund 29.500 KKH-Versicherte betroffen. Die KKH zählt nach eigenen Angaben mit rund 1,5 Millionen Versicherten zu den größeren bundesweiten Krankenkassen.

Konflikte und Überforderung

„Zu nicht organisch bedingten Schlafstörungen zählen Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie Albträume und Angsttraumstörungen, wie sie unter hohen psychischen Belastungen entstehen können“, sagte Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen. Bundesweit erhielten demnach zuletzt 17,9 von 1.000 KKH-Versicherten eine entsprechende Diagnose.

Die Ursachen für nächtliches Wachliegen: Das können laut Versicherung etwa Konflikte und Überforderung im Beruf und Privatleben oder traumatische, belastende Ereignisse wie der Verlust eines nahestehenden Menschen sein – oder der „Dauerkrisen-Modus in Deutschland und der Welt“

Schlafstörungen können Gesundheit schaden

Tatsächlich ergab eine Online-Befragung unter 500 gesetzlich und privat versicherten Menschen zwischen 18 und 70 Jahren, dass 57 Prozent der Befragten an mindestens drei Tagen in der Woche Schlafprobleme haben. Die meisten darunter – nämlich 62 Prozent – gaben an, dass ihre Gedanken oft um Probleme und Sorgen kreisen. Immerhin 53 Prozent fühlten sich nach schlechtem Schlaf tagsüber weniger leistungsfähig, 37 Prozent empfanden sich am nächsten Tag häufig als gereizt. Interessant: 28 Prozent der Befragten hatten den Eindruck, schlechter einzuschlafen, wenn sie vorher digitale Geräte wie das Smartphone benutzen. Nur 19 Prozent attestierten sich einen „alles in allem sehr gesunden Schlaf“.

„Unsere Umfrage zeigt, dass viele bereits eine Schlafstörung entwickelt haben“, sagte Könitz. Wer über mindestens drei Monate nachts grübelnd im Bett liege, nicht einschlafen oder durchschlafen könne, sei betroffen: „Auf Dauer können Schlafstörungen und regelmäßiger Schlafentzug der Gesundheit schaden“, warnte die Expertin. Denn sowohl die Infektanfälligkeit als auch das Risiko für Depressionen, Angststörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen stiegen. Schlafstörungen könnten aber auch die Folge von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen sein.

Gen Z besonders betroffen

Auch die Barmer hatte im Oktober 2024 einen Anstieg bei Schlafstörungen festgestellt: Demnach bekamen rund 7,3 Prozent der Barmer-Versicherten 2023 eine entsprechende Diagnose – 2013 waren es noch rund 5,5 Prozent. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung stieg die Zahl der Diagnosen damit um etwa ein Drittel von rund 4,5 Millionen auf rund 6,2 Millionen Betroffene.

Nach der Auswertung der KKH treffen Schlafprobleme zunehmend die sogenannte Generation Z, also die etwa 15- bis 30-Jährigen. Den mit gut 113 Prozent deutlichsten Anstieg zwischen 2014 und 2024 stellte die KKH bei den 25- bis 29-Jährigen fest. Dicht dahinter lagen die 20- bis 24-Jährigen mit einem Plus von 94,3 Prozent. Am besten schliefen demnach die Jüngeren im Alter von 15 bis 19 Jahren – und Senioren zwischen 70 und 74 Jahren. 

Smartphone vor dem Einschlafen: keine gute Idee

Neben Ängsten und dem Scrollen auf Smartphone oder Tablet vor dem Einschlafen führe auch Alkohol häufig zu Durchschlafstörungen und schlechterer Schlafqualität, warnte die KKH. Was ebenfalls den Schlaf rauben kann: ein zu voller oder zu leerer Magen, Koffein oder Nikotin sowie intensiver Sport oder körperliche Arbeit kurz vor dem Zubettgehen.

Positiv seien Entspannungstechniken wie Meditation. Könitz riet nächtlichen Grüblern, sich am besten zu einer festen Tageszeit bewusst mit den eigenen Ängsten und Sorgen zu beschäftigen und sie aufzuschreiben – und nicht mit ins Bett zu nehmen.

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