Viele Verbraucher:innen lassen sich von den günstigen Preisen von Temu und Shein locken. Die Bundesregierung will nun stärker gegen solche Shopping-Portale vorgehen.
Die Bundesregierung will Shopping-Portale wie Temu und Shein schärfer kontrollieren. Dazu hat das Kabinett einen Aktionsplan E-Commerce verabschiedet. Mit den enthaltenen Maßnahmen soll bestehendes Recht im Onlinehandel auch gegenüber Anbietern aus Drittstaaten durchgesetzt werden.
Maßnahmen gegen Temu und Shein: Zollfreigrenze und Kontrollen
Der Aktionsplan sieht den Angaben nach verschiedene Maßnahmen vor – unter anderem eine engere Zusammenarbeit und mehr Befugnisse der nationalen und europäischen Marktüberwachungsbehörden und des Zolls. Diese sollen koordinierte Kontrollen durchführen. Außerdem unterstütze man die Aufhebung der 150-Euro-Zollfreigrenze, hieß es.
Online-Plattformen wie Temu und Shein nutzen hauptsächlich Luftfracht. Bei Bestellungen aus Nicht-EU-Ländern müssen für Pakete mit einem Warenwert unter 150 Euro bei der Einfuhr keine Gebühren bezahlt werden. Den Anbietern wird vorgeworfen, dass viele Sendungen falsch deklariert seien, um die Grenze einzuhalten. Diese weisen das zurück. Expert:innen beklagen, dass der Zoll mit der Kontrolle überlastet sei. Nach Schätzungen der EU-Kommission sind 2024 vier Milliarden Pakete über E-Commerce-Plattformen in die Union gelangt.
Mehr Verantwortung für Plattformen und Appell an EU-Kommission
Darüber hinaus sollen die Plattformen künftig stärker als bislang für die von ihnen vermittelten Waren verantwortlich sein. Die Bundesregierung fordert außerdem die Europäische Kommission auf, den Sanktionsrahmen im Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act) auszuschöpfen, sodass „Geldbußen eine abschreckende Wirkung entfalten können.“ Das Gesetz soll den Einfluss großer Online-Plattformen im Zaum halten.
Mit dem Plan setze man ein starkes Zeichen für fairen Wettbewerb und den Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor unsicheren und gefährlichen Produkten, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Niemand dürfe einen Vorteil dadurch erlangen, dass er geltendes Recht missachte. „Unsere hohen europäischen Standards müssen für alle gleichermaßen gelten.“ Eine erste Version des Plans hatte Habecks Ministerium im Sommer erarbeitet.
Handelsverband begrüßt Plan – und fordert Taten
Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßte den Aktionsplan weitgehend. „Unsere Botschaft ist angekommen, die ständigen Regelbrüche von Temu und Shein müssen ein Ende haben“, sagte HDE-Chef Alexander von Preen. Auf die Kampfansage müssten nun aber Taten folgen.
Offen bleibt demnach, wie die Gesetzgebung letztlich gegenüber Drittstaatenhändlern durchgesetzt werden kann und welche Konsequenzen ihnen drohen. Kritisch sieht der Verband, dass der Plan auch neue Regeln für deutsche Handelsunternehmen vorsieht.
Temu und Shein sind erfolgreich – aber umstritten
Onlinehändler wie Shein und Temu erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit, Temu soll einer Auswertung zufolge inzwischen mehr monatliche Nutzer:innen haben als Versandriese Amazon. Das liegt vor allem an den niedrigen Preisen. Die Portale sind jedoch umstritten. Handelsvertreter:innen, Politiker:innen und Verbraucherschützer:innen kritisieren unter anderem schlechte Produktqualität, Intransparenz und unfaire Arbeitsbedingungen, mangelnde Kontrollen und unfaire Wettbewerbsbedingungen. Die Portale weisen die Vorwürfe zurück.
Außerdem handelt es sich bei beiden Plattformen um Ultra-Fast-Fashion-Händler: Sie verkaufen extrem günstige Mode, die sie in Rekordgeschwindigkeit produzieren und vermarkten – vor allem in den sozialen Medien. Aus diese Weise fördern die Shops Überkonsum und verschwenden so Ressourcen. Ihnen wird auch immer wieder vorgeworfen, Kund:innen durch bestimmte Tricks (Dark Patterns) zu manipulieren. Dieses Problem scheint laut einer Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) aber auch andere Onlinehändler und Social-Media-Plattformen zu betreffen.
War dieser Artikel interessant?