Im Winter grassieren zahlreiche Infekte. Manche Menschen erwischt es allerdings deutlich häufiger als andere. Wieso ist das so? Eine Forscherin erklärt, wie Genetik und Lebensstil das Risiko für Infekte beeinflussen.
Alexandra Nieters vom Centrum für Chronische Immundefizienz des Uniklinikums Freiburg untersucht Ursachen für Infektanfälligkeit in der Bevölkerung. Sie verwaltet dabei eine Datenbank, die regelmäßig mit Daten zu Atemwegs- und andere Infekten angereichert wird. Die Studie läuft seit 2011 und verfolgt etwa 700 Proband:innen, die unter anderem regelmäßig Blut- und Urinproben abgeben.
Auf Basis dieser Daten versuchen Forscher:innen zu ermitteln, wie Faktoren wie der Lebensstil beeinflussen, ob man sich leicht Infekte einfängt. Ergebnisse und Beobachtungen bespricht die Wissenschaftlerin mit Zeit Online.
Anfällig für Infekte: Welche Faktoren das Immunsystem beeinflussen
Nieters Forschung konzentriert sich auf gesunde Menschen, die anfälliger für bestimmte Infekte sind. Die untersuchten Krankheiten werden durch Viren übertragen, verlaufen nicht schwer und klingen von selbst wieder ab.
Solche Infektionen seien in den Wintermonaten normal, erklärt die Forscherin – gerade bei Eltern. Kinder werden ihr zufolge acht- bis elfmal im Jahr krank. Bei Jugendlichen und Erwachsenen komme dies etwas seltener vor. Ab sechs oder sieben Infekten pro Jahr sieht die Expertin Hinweise für Infektanfälligkeit.
Ob man sich oft oder selten erkältet, hängt ihr zufolge mit verschiedenen Faktoren zusammen: darunter Stress, Schlaflosigkeit und Übergewicht. Diese beeinflussen sich auch gegenseitig: „Wer von unseren Probanden schlecht schlief und zusätzlich adipös war, hatte ein achtfach erhöhtes Risiko, besonders viele Infekte zu erleiden“, so die Forscherin.
Dass Menschen, die schlecht schlafen, öfter krank sind, haben auch weitere Studien bestätigt, unter anderem eine chinesische Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Communications Biology. Nieters zufolge zeigten sich entsprechende Probleme zum Beispiel bei Menschen, die weniger als fünf bis sechs Stunden Schlaf pro Tag schlafen oder nicht durchschlafen können.
Auch haben inzwischen verschiedene Studien belegt, dass Stress das Immunsystem beeinflusst. „Je höher das Stresslevel, desto eher gehörten die Menschen in unserer Studie zur Gruppe mit den meisten Infekten“, erklärt Nieters. Den Effekt lösen unter anderem Entzündungsprozesse aus, die unbemerkt im Körper ablaufen. Studien an Mäusen deuten darauf hin, dass die Veränderungen im Körper nicht vollständig reversibel sind.
Spielt die Genetik eine große Rolle?
Neben dem Lebensstil spielt auch die Genetik eine gewisse Rolle. „Varianten in Genen können etwa beeinflussen, ob eine Person ein klein wenig mehr oder weniger Rezeptoren auf ihren Zellen hat, die Viren als Andockstelle nutzen“, erklärt Nieters. Durch mehr Andockstellen können mehr Viren in Zellen eindringen. Auch von Genen, die die Zusammensetzung von Schleim auf Schleimhäuten regulieren, gäbe es verschiedene Varianten.
Wie sehr Gene beeinflussen, ob man anfällig für Infekte ist, ist der Forscherin zufolge aber noch nicht genau erforscht. Letztlich bestimme das lebenslange Zusammenspiel von Genen und Umweltfaktoren das persönliche Risiko.
Ständig krank? Wie man vorbeugt
Neigt man zu Infekten, gibt es trotzdem gewisse Möglichkeiten, einer Erkrankung vorzubeugen. Nieters rät zum Beispiel dazu, sich möglichst wenig Keimen auszusetzen – also zur Erkältungssaison mit Freunden beispielsweise lieber zu spazieren gehen statt ein Café zu besuchen. In den Wintermonaten empfiehlt die Forscherin auch, Vitamin D einzunehmen. Es gäbe „starke Hinweise“ dafür, dass eine ausreichende Versorgung mit dem Vitamin das Risiko von Atemwegsinfekten senken kann. In Deutschland seien aber viele Menschen unterversorgt, gerade im Winter. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 20 Mikrogramm Vitamin D pro Tag.
Wer regelmäßig fermentierte Lebensmittel isst, fördert laut Expertin zudem die Bildung von T-Killerzellen – ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Auch Brokkoli und verschiedenen Kohlsorten empfiehlt sie, ebenso Grüntee, Tulsi-Tee, Pfefferminz- und Fencheltee. Bei Halskratzen oder ähnlichen Anzeichen für einen Infekt helfe Tee mit Honig – idealerweise Manuka. Denn das im Honig enthaltene Methylglyoxal wirke gegen Viren und Bakterien. Gurgeln mit Salzwasser könne teil Virenkonzentrationen verringern und so Symptome abmildern.
Insgesamt habe Nahrung großen Einfluss auf das Immunsystem, weil sie die Zusammensetzung der Mikroorganismen in unserem Verdauungstrakt bestimmt. Doch auch andere Lebensstil-Faktoren spielen eine große Rolle. „Wenn man also ausreichend schläft, sich nicht unnötig Stress macht, mit dem Rauchen aufhört und sich vielseitig ernährt, kann man die Wahrscheinlichkeit, bei jedem Infekt richtig krank zu werden, zumindest senken“, fasst die Expertin zusammen.
Verwendete Quellen: Zeit Online, Communications Biology, DGE
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