Schwarzenegger reißt „Terminator“-Witze und zitiert Einstein im Vatikan: Doch seine wichtigste Botschaft ist eine andere

Arnold Schwarzenegger Vatikan
Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa

Arnold Schwarzenegger hat bei seinem Vatikan-Besuch einen flammenden Appell für den Klimaschutz gehalten. Als Gouverneur Kaliforniens habe er gelernt, auch konservative Stimmen für Umweltgesetze zu gewinnen. Wie ihm das gelang, verriet er auf einer Pressekonferenz – „Terminator“-Wortspiele und Einstein-Zitat inklusive.

Mit einem leidenschaftlichen Appell an die Weltgemeinschaft und einer Prise Humor hat Hollywoodstar Arnold Schwarzenegger am Dienstag im Vatikan ein Umdenken in der Klimapolitik gefordert. „Gott hat uns in die Welt geschickt, damit wir sie besser hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben“, sagte der gebürtige Österreicher vor Journalist:innen. Anlass für seinen Besuch ist eine internationale Klimakonferenz, die von Mittwoch bis Freitag im Vatikan stattfinden soll. Bei der Tagung soll der 78 Jahre alte Schwarzenegger auch Papst Leo XIV. begegnen.

Die Konferenz „Hoffnung wecken für Klimagerechtigkeit“ findet anlässlich des zehnten Jahrestags der Veröffentlichung der Umweltenzyklika „Laudato si“ des im April verstorbenen Papst Franziskus in Castel Gandolfo statt. Mehr als 400 internationale Vertreter:innen aus Kirche, Klimawissenschaften und Zivilgesellschaft werden dazu erwartet.

Schwarzenegger mit „Terminator“-Wortspiel für den Klimaschutz

Der Hollywood-Star, der spätestens mit seiner Rolle als Killerroboter T-800 in den „Terminator“-Filmen zu weltweitem Ruhm gelangte, zeigte sich hocherfreut über die Einladung in den Vatikan. Es sei ein bedeutsamer Moment, dass die katholische Kirche sich an dieser Umweltbewegung beteilige, so Schwarzenegger.

„Ich habe immer gesagt: Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn alle zusammenarbeiten. Kein einzelner Mensch kann allein alle Verschmutzung ‚beseitigen‘.“ (Anm. d. Red.: Schwarzenegger sprach auf der Veranstaltung Englisch und nutze dabei in Anspielung an seine berühmteste Filmrolle das Wort „terminate“ für „beseitigen“, was für Gelächter im Raum sorgte.) Dabei rief er die katholische Kirche mit ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern, ihren 200.000 Kirchen und 400.000 Priestern auf, sich für den Umweltschutz einzusetzen.

„Stellen Sie sich einmal vor, welche Kommunikationskraft eine so große Gemeinschaft entfalten kann, wenn sich so viele Menschen engagieren. Jede und jeder dieser 1,4 Milliarden Katholiken kann zu einem Kämpfer für den Umweltschutz werden und dazu beitragen, Umweltverschmutzung ‚zu beseitigen‘.“ (Anm. d. Red.: Erneut nutze er hier das englische Wort „terminate“ in Anlehnung an seine „Terminator“-Rolle.)

Erfolgsgeschichte Kalifornien

Schwarzenegger erinnerte daran, dass er als Gouverneur von Kalifornien von 2003 bis 2011 ebenfalls mit Widerständen zu kämpfen hatte, um Umweltgesetze zu erlassen. „Es hieß immer, man könne nur entweder die Wirtschaft oder die Umwelt schützen.“ Aber er habe das Gegenteil bewiesen, so der einstige Politiker. Schwarzenegger gehört zwar immer noch Donald Trumps republikanischer Partei an, hat sich im vergangenen Wahlkampf aber für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ausgesprochen.

Als Gouverneur habe er Liberale und Konservative an einen Tisch gebracht und „sehr strenge Umweltgesetze“ geschaffen, so Schwarzenegger. Die Treibhausgasemissionen seien seitdem um 25 Prozent gefallen. „Wir haben eine Million Solardächer installiert, den Anteil erneuerbarer Energien von 19 auf 70 Prozent gesteigert. Wir haben Cap and Trade (Anm. d. Red.: Emissionshandel), die Green Building Initiative und viele weitere Gesetze eingeführt.“

Die Zahlen, die der einstige „Mister Universe“ und „Mister Olympia“ nennt, sind grob korrekt, beziehen sich allerdings nicht allein auf seine Amtszeit. Sie umfassen auch die nachfolgenden Jahre bis heute. Laut California Air Resource Board (CARB) sind die Treibhausgasemissionen Kaliforniens von 2003 bis 2022 um etwa 22 Prozent gesunken, während die Pro-Kopf-Emissionen sogar um knapp 30 Prozent zurückgingen.

Der Anteil „sauberer Energien“ an der Stromerzeugung wuchs indes beträchtlich – auf 67 Prozent im Jahr 2023. Allerdings wird in den Daten des Staates Kalifornien auch Atomkraft (12 Prozent) zu „sauberer Energie“ gezählt. Auch große Wasserkraftanlagen mit einer Kapazität von über 30 Megawatt trugen 12 Prozent zur Stromversorgung Kaliforniens bei. Diese gelten aufgrund möglicher negativer Umweltauswirkungen nicht als „erneuerbare Energie“. Da sie emissionsfrei Strom erzeugen, werden sie dennoch – wie Kernkraft – als „saubere Energie“ eingestuft. Der Anteil „erneuerbarer Energien“ liegt laut Kalifornien selbst übrigens nur bei 43 Prozent, was allerdings eine Verdopplung gegenüber 2013 bedeutet.

Im Jahr 2006 unterzeichnete der damalige Gouverneur Schwarzenegger außerdem die Million Solar Roofs Initiative, mit dem Ziel, bis 2019 eine Million Solarpanelsysteme auf den Dächern und Wohnhäusern, gewerblichen Gebäuden, Farmen und Regierungsgebäuden zu installieren. Tatsächlich wurde das Vorhaben fristgerecht im Jahr 2019 erfolgreich vollendet.

„Und wissen Sie, was mit der Wirtschaft passiert ist?“, fragt Schwarzenegger die versammelten Journalist:innen. „Kalifornien hat nicht nur die strengsten Umweltgesetze, wir sind auch wirtschaftlich Nummer eins.“ Kalifornien ist mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 4,1 Billionen US-Dollar der wirtschaftlich stärkste US-Bundesstaat. Wäre Kalifornien ein eigenes Land, so wäre es noch vor Japan die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt – hinter der USA, China und fast gleichauf mit Deutschland.

Schwarzenegger zitiert Einstein

Die Erfahrung Schwarzeneggers als Gouverneur zeige ihm zufolge, dass nicht nur die Staatsoberhäupter ganzer Nationen, sondern auch einzelne Bundesstaaten, Städte und Gemeinden viel bewirken können. Zwar schätze er es, dass die Vereinten Nationen (UN) mit der jährlichen Klimakonferenz COP immer wieder eine Plattform des Dialoges schaffen. Aber „nur die nationalen Regierungschefs sind nicht genug, sie haben das Problem nicht allein gelöst“, moniert der Schauspieler.

„Denken Sie an Einsteins Zitat: ‚Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten‘„, warnt Schwarzenegger. „Es wird keine anderen Ergebnisse geben. Wir müssen lernen, Regionalregierungen und auch Bürgermeister:innen großer Städte miteinzubeziehen, denn diese könnten konkret handeln.“

Nicht von „Klimawandel“ reden, sondern von Menschenleben

Schwarzenegger hat noch einen weiteren Ratschlag, für alle, die den Klimaschutz voranbringen wollen. Schließlich habe er als Gouverneur von Kalifornien auch gelernt, „wie man richtig kommuniziert“.

„Wir haben deshalb aufgehört, über ‚Klimawandel‘ zu sprechen, und stattdessen über Verschmutzung. Denn Verschmutzung tötet jedes Jahr sieben Millionen Menschen.“ Schwarzenegger bezieht sich hierbei wohl auf die weltweite Luftverschmutzung, die laut WHO jährlich zu 6,7 Millionen Menschen vorzeitigen Todesfällen führt.

„Darüber sollten wir sprechen – nicht über steigenden Meeresspiegel, abschmelzende Gletscher oder Eisbären, die nicht mehr von einer Eisscholle zur nächsten springen können. Das erzeugt keine Anteilnahme und bringt die Menschen nicht zum Handeln. Menschen ändern sich, wenn sie sehen, dass kleine Kinder an Asthma leiden und sterben. Das ist es, was wir ihnen mit der Verschmutzung antun. Wir töten Kinder, wir töten Menschen.“ Mit dieser Botschaft habe der ehemalige Politiker auch Personen auf seine Seite gezogen, die dem Klimaschutz skeptisch gegenüber standen.

Die zentrale Botschaft des „Terminator“-Stars

Arnold Schwarzeneggers Engagement für den Klimaschutz zeichnet sich durch unnachgiebigen Optimismus und den Aufruf zum Handeln aus. So wirkte er auch bei der Pressekonferenz im Vatikan wie ein Motivationscoach. „Ich sage: Sucht keine Ausreden!“, so der gebürtige Steirer.

Schwarzenegger betont die „People Power“, die Macht der Menschen. Ob die Bewegung für das Frauenwahlrecht oder die Bürgerrechtsbewegung in den USA, die indische Unabhängigkeitsbewegung oder die Anti-Apartheids-Bewegung in Südafrika. Überall sei es diese „People Power“ gewesen, die den Wandel vollzogen hätten, keine Regierungen. Deshalb solle man sich auch nicht von der aktuellen US-Regierung unter Donald Trump kleinkriegen lassen, der den Klimawandel als „Betrug“ bezeichnet.

Ob im Bodybuilding, im Filmgeschäft oder als Gouverneur Kaliforniens. Schwarzenegger sei in allen Lebenslagen stets einer Regel gefolgt: „Höre nie auf die Neinsager!“ Sein Engagement für den Umweltschutz vergleicht er mit seinem einstigen Einsatz für die Bodybuilding-Bewegung. „Vor 50 Jahren sprach ich darüber, wie wir trainieren und mehr Fitnessstudios bauen müssen. Damals wurde ich ausgelacht.“ Heute seien Fitnessstudios allerdings überall präsent – von Hotels, über Militärbasen bis hin zu Universitäten. „Überall wird trainiert. Wir haben das geschafft. Und genauso wird es auch mit der Bekämpfung der Verschmutzung sein. Wir werden das gemeinsam schaffen.“

Folgendes Video zeigt die Pressekonferenz im Vatikan, auf der Arnold Schwarzenegger gesprochen hat. Ab 35:57 kommt er zu Wort:

Mit Material der dpa

Weitere Quellen: CARB, Bureau of Economic Analysis (BEA), WHO

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