Solarpanels zwischen Bahnschienen? Was nach Zukunftsvision klingt, ist in der Schweiz schon Realität. Gerade startete ein Pilotprojekt mit den ersten 100 Metern Photovoltaik im Gleis. Gibt es das bald auch in Deutschland?
In der Schweiz wurde im April die weltweit erste Solaranlage auf einem Bahngleis installiert. Im Kanton Neuenburg an der französischen Grenze werden nun drei Jahre lang auf einem 100 Meter langen Bahnlinienabschnitt 48 Solarmodule unter realen Bedingungen getestet. Das Start-up Sun-Ways, das die Anlage entwickelte, sieht darin großes Potenzial für ungenutzte Flächen entlang des Schienennetzes.
Solarpanels auf Bahngleisen: Lohnt sich das?
Die Solarpaneele, die zwischen den Schienen auf einer Bahnstrecke bei Buttes angebracht sind, haben eine Gesamtleistung von 18 Kilowatt und sollen Strom ins lokale Netz einspeisen. Um die Solarmodule zwischen den Bahnschienen zu installieren, entwickelte Sun-Ways gemeinsam mit seinem Partner Scheuchzer SA eine eigene Bahnmaschine. Diese kann bis zu 1.000 Quadratmeter Solarmodule pro Tag verlegen.
Die Solarmodule sind abnehmbar, sodass sie etwa bei Wartungsarbeiten problemlos entfernt werden können. Das Pilotprojekt soll umgerechnet rund 622.000 Euro kosten.
Derzeit wird der von den Solarmodulen erzeugte Strom ins Netz eingespeist, Sun-Ways plant aber, den erzeugten Strom direkt in die Fahrstromversorgung der Züge einzuspeisen. Da Züge überwiegend tagsüber fahren – also dann, wenn die Solarmodule Strom produzieren –, könnte die Technologie potenziell eine effiziente Lösung für den Bahnbetrieb werden.
Sun-Ways will Solarstrom in die Züge speisen
“Langfristig streben wir nicht nur die Energieproduktion zwischen den Schienen an, sondern auch deren Rückspeisung in den Fahrstrom der Züge, um nahezu 100 Prozent Eigenverbrauch zu erreichen”, sagte Joseph Scuderi, Gründer und Direktor von Sun-Ways, dem SRF.
Das Unternehmen schätzt, dass auf den 5.000 Kilometern des Schweizer Schienennetzes theoretisch bis zu 2,5 Millionen Solarpaneele installiert werden könnten. Ob sich das Konzept in der gesamten Schweiz und darüber hinaus durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Letztendlich wird das auch von Ertrag und Kosten abhängen. Es ist jedoch ein eindrucksvolles Beispiel, wie man bestehende Infrastruktur für die Energiewende nutzen kann, ohne dass zusätzliche Flächen benötigt werden.
Verwendete Quellen: SRF, PV Magazine, Sun-Ways
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