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Spanien wehrt sich gegen Massentourismus: Was sich ändern soll – auch für Urlauber:innen

Spanien wehrt sich gegen Massentourismus: Was sich ändern soll - auch für Urlauber:innen
Foto: Clara Margais/dpa

In Spanien kocht gerade ein alter Konflikt hoch: Bewohner:innen gehen gegen Massentourismus auf die Straße und fordern die Regierung zum Handeln auf. Woher die Unzufriedenheit rührt und was sich für Urlauber:innen in Spanien gerade ändert.

Die spanische Bevölkerung wehrt sich zunehmend gegen Massentourismus. Seit Monaten finden immer wieder Proteste statt, bei denen Anwohner:innen auf Probleme hinweisen, und Verbesserungen von Politik und Tourismusbranche fordern.

So auch vergangenes Wochenende, als rund 2.800 Demonstrant:innen durch Barcelona marschierten und Tourist:innen mit Wasserpistolen bespritzten. Dabei riefen sie Sprüche wie „Tourists go home“, also auf Deutsch „Tourist:innen geht nach Hause“.  Videos davon kursieren aktuell auch in den sozialen Medien.

Tourist:innen „verbrauchen Energie, Wasser und verschmutzen die Umwelt“

Der Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle für Spanien. 2023 haben Besucher:innen 109 Milliarden Euro in Spanien ausgegeben, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Die Branche war demnach für 71 Prozent des Wirtschaftswachstums des Landes im selben Jahr verantwortlich. Dies ging mit einem neuen Rekord an Tourist:innen einher. 85 Millionen Menschen haben das Land 2023 besucht – so viele wie nie zuvor.

Doch mit den wirtschaftlichen Vorteilen gehen auch zahlreiche Nachteile einher, die die Bevölkerung aktuell auf die Straße treiben. Die Demonstrant:innen beklagen etwa Umweltverschmutzung, gestiegene Preise und vor allem, dass Einheimischen wenig bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehe – weil viele Wohnungen (oft illegal) saisonal als Ferienunterkünfte vermietet werden. Das letzte Problem dürfte aber nur zum Teil auf Urlauber:innen zurückzuführen sein. Deutschlandfunk verweist auf Daten der spanischen Zentralbank, wonach im ganzen Land rund 600.000 Wohnungen fehlen – weil der soziale Wohnungsbau lange vernachlässigt wurde.

Auf Teneriffa sind bereits Menschen in den Hungerstreik getreten, um gegen Massentourismus zu protestieren. Eine Aktivistin erklärt ihre Beweggründe gegenüber Deutschlandfunk wie folgt: „Die Touristen kommen im Schnitt für fünf Tage, dann reisen sie wieder ab. Was uns Kanariern bleibt, ist, was sie hinterlassen. Sie verbrauchen Energie und Wasser und verschmutzen die Umwelt.“

Massentourismus in Spanien: Was Protestierende fordern

Die Aktivist:innen fordern allerdings weitere Regelungen. Welche das sind, unterscheidet sich je nach Region. Die Plattform Assembly of Neighbourhoods for Tourism Degrowth, die den Protest in Barcelona organisierte, fordert in einem Manifest, Tourismus stärker zu besteuern, die Zahl der Kreuzfahrtterminals zu verringern und eine Grenze für touristische Kurzzeitunterkünfte einzuführen, wie Reuters berichtet.

Auf den Kanarischen Inseln gab es schon im April Demonstrationen. Die Protestierenden forderten unter anderem eine Umweltsteuer für Tourist:innen und strengere Kontrollen von Vermietungsvorschriften. Außerdem protestierten sie gegen den Bau von zwei neuen Hotels auf Teneriffa, wie Medien übereinstimmend berichteten. Auch in Málaga und weiteren spanischen Städten fanden Demonstrationen gegen Massentourismus statt. Die nächste Großdemonstration ist für den 21. Juli in Palma de Mallorca geplant.

Übergreifend sprechen sich Spanier:innen aber vor allem für mehr Kontrolle des Tourismussektors aus. Zudem müssten Urlauber:innen Verhaltensregeln am Ferienort respektieren und gegebenenfalls für den Erhalt der Urlaubsregion zahlen.

Bald keine Touri-Mietwohnungen in Barcelona

Mit den Protesten haben Spanier:innen vor allem Aufmerksamkeit für ein Problem generiert, dass viele beliebte Urlaubsländer betrifft: Zu viele Besucher:innen bringen zwar Geld ein, aber auch Umweltverschmutzung und viele weitere Probleme für die lokale Bevölkerung mit sich. Doch auch politisch gab es bereits Erfolge: So erklärte der Bürgermeister von Barcelona im Juni, dass die Stadt die Vermietung von Wohnungen an Tourist:innen bis 2028 verbieten wird.

Auch kleine Änderungen für Reisende wurden bereits angekündigt: Wie das Portal Teneriffa News berichtet, müssen Tourist:innen seit dem 12. Juli knapp 30 Euro Eintritt für die beliebte Masca-Schlucht auf der Insel zahlen – und Besucherzahlen werden auf 275 Personen pro Tag begrenzt. Bewohner:innen der Insel können das Ausflugsziel weiterhin kostenlos besuchen, das gesammelte Geld soll in Umweltpflege investiert werden. Auch mit Bußgeldern wegen Umweltverschmutzung, zu der unter anderem das Parken in Naturschutzgebieten zählt, sollen Tourist:innen in Zukunft vermehrt belangt werden, wie das Portal ebenfalls berichtet.

Verwendete Quellen: Reuters, Deutschlandfunk, Reuters, Teneriffa-News, Teneriffa-News

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