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Studie: Angepasste Spritsteuer fördert die menschliche Gesundheit

Studie: Angepasste Spritsteuer fördert die menschliche Gesundheit
Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Jakob Rosen

Die Steuer auf Sprit müsste höher sein – das hätte positive Folgen für die menschliche Gesundheit und würde Kosten sparen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Forschende verlangen daher, die Wirtschaftlichkeit von Verkehrspolitik neu zu bewerten.

Um Steuersätze für Benzin und Co. zu berechnen, sollte man neben wirtschaftlichen Faktoren auch die menschliche Gesundheit berücksichtigen. Darauf deutet eine neue Studie hin, an der auch Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) beteiligt waren. Sie wurde im Fachblatt Economica veröffentlicht und hat berechnet, wie hoch entsprechende Steuern in den USA und im Vereinigten Königreich (UK) idealerweise sein sollten.

In Deutschland fällt auf Sprit die sogenannte Energiesteuer an, früher hieß sie Mineralölsteuer oder Kraftstoffsteuer. Ende 2022 lag sie bei 65,45 Cent pro Liter für Benzin und 47,04 Cent pro Liter für Diesel. Die Forscher:innen sprechen in ihrer Studie von „fuel tax“, also „Kraftstoffsteuer“. Diese liegt in den USA laut Studie durchschnittlich bei 0,50 Dollar pro Gallone; in UK umgerechnet bei 3,82 Dollar pro Gallone.

Berücksichtigt man verschiedene Faktoren, die Zusatzkosten verursachen, müssten die Steuersätze stark steigen. Allein die zusätzlichen Kosten für das Gesundheitssystem durch zu wenig Bewegung würden die Steuersätze idealerweise um mehrere Dollar erhöhen, resümieren die Forschenden.

Kraftstoffsteuer heben für mehr Bewegung

Die Forscher:innen haben ideale Preise anhand von verschiedenen Kostenfaktoren ermittelt, darunter CO2-Ausstoß, Unfälle, und eben Gesundheitsrisiken durch mangelnde Bewegung. Unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte schlagen sie einen Steuersatz von 12,92 Dollar (USA) und 6,31 Dollar (UK) vor.

Vernachlässigt man die mangelnde Bewegung, wären die empfohlenen Kosten immer noch deutlich höher als aktuell – nämlich 8,99 Dollar beziehungsweise 4,56 Dollar pro Gallone. Die Forschenden bezeichnen diese Summen als „zweitbeste optimale Kraftstoffsteuer“. Bewegungs-Zusatzkosten machen also 3,93 Dollar beziehungsweise 1,75 Dollar aus. Das entspricht einer Erhöhung um 44 Prozent (USA) beziehungsweise 38 Prozent (UK) von dem zweitbesten auf den optimalen Steuersatz.

Das PIK schlägt in einer Pressemitteilung vor, zusätzliche Steuereinnahmen zu nutzen, um klimafreundliche Verkehrsmittel zu fördern, betroffene Haushalte zu entlasten, oder um den Verkehrssektor nachhaltiger zu gestalten.

„Wirtschaftlichkeit von Verkehrspolitik muss neu bewertet werden“

Laut Pressemitteilung schafften es die Forschenden erstmals, die Kosten für die öffentliche Gesundheit in die wirtschaftliche Bewertung von Verkehrspolitik einzubeziehen. Inge van den Bijgaart von der Universität Utrecht, eine Mitautorin der Studie, zeigte sich überrascht, dass diese Verbindung in der Verkehrsökonomik bisher nicht hergestellt wurde.

„Die Wechselwirkungen zwischen Gesundheits- und Verkehrspolitik sind größer, als wir erwartet haben“, so die Wissenschaftlerin. Sie mahnt auch: Wird nichts für mehr Fitness in der Bevölkerung unternommen, müssten die Gesellschaften die Kosten durch höhere Krankenversicherungsprämien oder höhere Steuern zur Finanzierung des Gesundheitssystems tragen.

Linus Mattauch vom PIK, ein weiterer Mitautor der Studie, ergänzte: „Die erheblichen gesundheitlichen Vorteile davon, zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren legen nahe, dass die Wirtschaftlichkeit von Verkehrspolitik neu bewertet werden muss.“

Gehen senkt Risiko für für 6 der 10 häufigsten Todesursachen

Das PIK weist in seiner Pressemitteilung darauf hin, dass körperliche Inaktivität das Risiko für sechs der 10 häufigsten Todesursachen weltweit wesentlich beeinflusst – in UK, USA, aber auch in Deutschland. Schon 2,5 Stunden Gehen pro Woche könnten das Risiko von Diabetes, Herzkrankheiten, Demenz und Depressionen senken.

Allerdings betont das Institut auch, dass Steuern auf Mineralöl die Entscheidung, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu fahren, nur gering beeinflussen würden. Doch die Vorteile angepasster Steuersätze könnten „alle gesellschaftlichen Kosten der Autonutzung, einschließlich Umweltverschmutzung und Verkehrsstaus, berücksichtigen“.

Verwendete Quellen: Economica, Pressemitteilung PIK

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