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„Trophäenjagd“: Schweden will 20 Prozent seiner Braunbären töten

"Trophäenjagd": Schweden will 20 Prozent seiner Braunbären töten
Foto: Jussi Nukari/Lehtikuva/dpa

Braunbären waren in Schweden schon einmal fast ausgerottet. Die Population hat sich erholt, wird nun jedoch wieder gezielt dezimiert. Allein 2024 sollen während der Jagdsaison 20 Prozent der Tiere getötet werden. Naturschützer:innen kritisieren das Vorhaben scharf.

In Schweden hat am Mittwoch die jährliche Bärenjagd begonnen. Dabei dürfen bis zum 15. Oktober 486 Braunbären getötet werden, wie der Guardian berichtet. Dies entspricht circa 20 Prozent der Braunbärpopulation des Landes, wie aus Zahlen der schwedischen Umweltschutzbehörde Naturvårdsverket hervorgeht.

Wie viele Bären Jäger:innen in Schweden töten dürfen, bestimmen in erster Linie Behörden, indem sie eine entsprechende Anzahl an Lizenzen erteilen. Zusätzlich dürfen Braunbären geschossen werden, wenn die Tiere als Bedrohung für Nutztiere eingestuft werden.

Naturschützer:innen schätzen die Anzahl der 2024 erteilten Genehmigungen als zu hoch ein. „Das ist eine reine Trophäenjagd“, erklärt Magnus Orrebrant, Vorsitzender des schwedischen Raubtierverbands, gegenüber Guardian. „Beim Wildtiermanagement in Schweden geht es darum, Tiere zu töten, anstatt sie so gut wie möglich zu schützen.“

Jagd auf Braunbären in Schweden: Population geht stark zurück

Bereits in den 1920er Jahren wurden Braunbären in Schweden durch Jagd fast ausgerottet. Danach erholten sich die Bestände. Die Population sank laut Naturvårdsverket allerdings zwischen 2008 und 2023 wieder deutlich, von knapp 3.300 Braunbären auf fast 2.450 Tiere. 2023 wurden dem Guardian zufolge 722 Tiere getötet – so viele, wie nie zuvor. Dazu wurde im November 2022 ein Gesetz erlassen, das lokalen Jagdverbänden mehr Befugnisse im Umgang mit großen Raubtieren wie Braunbären einräumt.

Naturschützer:innen kritisieren, dass in Schweden gegen die EU-Habitatrichtlinie verstoßen werde. Denn Braunbären gehören zu „streng geschützten Arten“, und die Richtlinie untersagt die absichtliche Jagd oder Tötung solcher Tiere. Eine Aufhebung ist nur unter bestimmten Umständen möglich, etwa um die öffentliche Sicherheit oder die natürliche Flora und Fauna zu schützen.

Selbst Jäger:innen sind besorgt

Der schwedischen Umweltschutzbehörde zufolge benötige man mindestens 1.400 Tiere, um eine lebensfähige Braunbär-Population zu erhalten. Dieser Zahl nähert sich das Land mit jeder Jagd immer mehr an – werden 2024 alle Jagdlizenzen ausgeschöpft, würde die Zahl schon auf knapp 2.000 Tiere sinken. Auch die Bestände von Wölfen und Luchsen sind laut Guardian in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.  

Selbst Jäger:innen haben offenbar Bedenken ob der sinkenden Populationen. Der Guardian zitiert Anders Nilsson, einen Jäger in Norrland in Nordschweden: „Es gibt in der Jägerschaft einige, die sich Sorgen machen, dass zu viele Bären getötet werden“. Magnus Rydholm von schwedischen Verband für Jagd und Wildtiermanagement beschwichtigt dagegen, es würde nur die Richtlinie der schwedischen Regierung zur Wildtierpolitik befolgt.

Verwendete Quellen: Guardian, Naturvårdsverket

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