E-Autos stoßen beim Fahren keine schädlichen Treibhausgase aus, doch ihre Batterien benötigen Lithium – ein Rohstoff, dessen Abbau die Umwelt stark belastet. Doch ist das ein legitimes Argument gegen E-Autos? Mitnichten, wie Volker Quaschning mit einem eindrucksvollen Vergleich zeigt.
Der Verkehrssektor verursacht rund 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland. Eine Verkehrswende ist deshalb dringend notwendig – und E-Autos bieten eine emissionsfreie Alternative zu Verbrennern. Doch nach wie vor hält sich das Gegenargument, dass E-Autos wegen ihrer Lithium-Ionen-Batterien klimaschädlich seien. Dass das ein Trugschluss ist, zeigt Energieexperte Volker Quaschning, der unter anderem als Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin tätig ist.
Volker Quaschning: Kein E-Auto wegen Lithium? Ein Trugschluss!
Sind „E-Autobatterien ein Umweltkiller“ und „Lithium ein Riesenproblem“? In einer Kolumne bei Klimareporter beschäftigt sich Quaschning mit der Frage, wie problematisch der Rohstoff Lithium für E-Autobatterien ist und ob die Nachteile es rechtfertigen würden, weiter Verbrenner statt E-Auto zu fahren. Die kurze Antwort: Nein, E-Autos sind definitiv umweltfreundlicher als mit Benzin oder Diesel betriebene Autos.
Die etwas ausführlichere Begründung: Die Herstellung einer großen E-Autobatterie benötigt laut Volker Quaschning zehn Kilogramm Lithium – „ein Eimerchen voll„, wie der renommierte Energieexperte betont.
Ein Eimerchen Lithium vs. 100 Badewannen Benzin
Er rechnet vor: Die Batterie halte locker über 200.000 Kilometer; eine Distanz, für die ein E-Auto mit dem Strom von fünf Solarmodulen auskommt. Im Vergleich dazu brauche ein Auto mit Verbrennungsmotor für diese Strecke etwa 10.000 bis 15.000 Liter Diesel oder Benzin – oder „rund einhundert Badewannen voll“.
Nicht nur die verbrauchte Menge Treibstoff ist tausendfach höher, auch die Umweltbelastungen: Benzin und Diesel werden aus Erdöl gewonnen, das gefördert und raffiniert wird und anschließend über Autoauspuffe die Luft verschmutzt. E-Autos stoßen dagegen keine Treibhausgase aus.
Lithium-Abbau kann und muss verbessert werden
In der Kolumne spricht Volker Quaschning auch die negativen Konsequenzen des Lithium-Abbaus an: Die Förderbedingungen sind in einigen Regionen verbesserungswürdig, doch daran arbeite die Industrie bereits. Zudem ist das Lithium aus Autobatterien recycelbar. In unserem E-Auto-Artikel gehen wir auch auf Ansätze für Lithium aus Deutschland und Lithiumalternativen ein: Ökobilanz von Elektroautos: Wie nachhaltig sind E-Autos wirklich?
Quasching stellt abschließend die Frage: „Ist es wirklich eine sinnvolle Diskussion, um ein Eimerchen Lithium zu sparen, einhundert Badewannen voll Erdöl zu verbrennen?“.
Utopia meint: Keineswegs. Nur weil in E-Autos derzeit Lithiumbatterien verbaut sind, macht das Verbrenner noch lange nicht zu einer sinnvollen Alternative, an der wir festhalten sollten. Elektromobilität ist kein Allheilmittel, aber ein elementarer Baustein der Verkehrswende. Neben klimafreundlicheren Autos braucht es vor allem weniger Autos und Individualverkehr und mehr und besseren ÖPNV.