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Warum gibt es die Menopause? Beobachtungen verunsichern Forscher:innen

Menopause
Foto: CC0 / Unsplash - sk

Bisher dachten Forscher:innen, die Evolution hätte die Menopause hervorgebracht, weil die Weibchen bestimmter Tierarten sich auch Großmütter um den Nachwuchs kümmern. Beobachtungen an Affen stellen diese These nun in Frage.

Warum kommen Frauen in die Menopause und sterben nicht kurz nach Verlust der Zeugungsfähigkeit? Für die Wissenschaft ist dies ein Rätsel. Schließlich endet das Leben der allermeisten Weibchen anderer Spezies schon kurz nach deren letzten Zeugungsakt. Ausnahmen gibt es nur wenige. Lange waren neben dem Menschen nur wenige Zahnwal-Arten mit Menopause bekannt. Eine Studie der University of California, erschienen im Fachmagazin Science, zeigt nun, dass auch Schimpansinnen eine Menopause haben.

Forschende beweisen Menopause bei Schimpans:innen

Im Rahmen der kalifornischen Studie wurden 185 Schimpansinnen im Kibale-Nationalpark in Uganda über einen Zeitraum von 21 Jahren beobachtet. „Ähnlich wie bei Menschen verringerte sich die Fruchtbarkeit ab einem Alter von 30 Jahren, und ab einem Alter von 50 Jahren wurden keine Geburten mehr beobachtet“, schreiben die Forschenden.

Allerdings lebten 16 der Affen noch lange nach Beginn ihrer Zeugungsunfähigkeit. Die Schimpansin Marl wurde etwa 69 Jahre alt, ihre Artgenossin Mar 64. Sutherland, eine weitere Schimpansin, ist 61 und immer noch am Leben. Im Durchschnitt verbrachten die beobachten Tiere etwa ein Fünftel ihres Erwachsenenlebens zeugungsunfähig. Die Forschenden sehen darin „einen klaren Nachweis für die Menopause bei [Schimpansen]-Weibchen“.

Großmutter-Hypothese gerät ins Wanken

Rein evolutionsbiologisch ergibt es keinen Sinn für ein Individuum weiterzuleben, wenn es nicht mehr zum Erhalt seiner Spezies beitragen kann. Ein Weibchen, das nicht mehr zeugungsfähig ist, müsste also irgendeine andere Funktion erfüllen. Ansonsten hätte sich die Menopause im Laufe der Evolution nicht durchgesetzt. Eine mögliche Begründung liefert die Großmutter-Hypothese: Weibchen leben nach der Menopause weiter, um sich als Großmutter um die Enkel:innen zu kümmern, die ebenfalls deren Erbgut tragen, und so deren Überlebenschancen zu erhöhen.

Dass ältere Schimpansinnen als Großmütter ihrem Nachwuchs helfen, halten die Forschenden jedoch für „unwahrscheinlich“. In der Studie heißt es: „Ältere Weibchen leben für gewöhnlich getrennt von ihren Töchtern, da die Töchter ihre Geburtsgruppe mit dem Erreichen des Erwachsenenalters verlassen.“ Was stattdessen der Grund dafür ist, dass auch Schimpansinnen eine Menopause haben, ist noch nicht geklärt.

Außerdem können die Autor:innen der Studie nicht ausschließen, dass es sich um ein vereinzeltes oder nur temporäres Phänomen handelt. In anderen Schimpansen-Populationen sei noch keine Menopause beobachtet worden. Im Ngogo-Nationalpark hingegen seien die Lebensbedingungen für die Menschenaffen vorteilhaft, es gäbe wenige Fressfeinde und viel Nahrung, was dazu führen könnte, dass die Lebenserwartung der Tiere über das normale Maß steigt.

Verwendete Quelle: Science

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