Schon Charles Darwin erkannte: Erdwürmer bewegen jede Menge Erde. Auch andere Tiere graben Löcher, tragen Hügel zusammen und verändern Flüsse. Ihr Einfluss kommt dem großer Überschwemmungen gleich, wie eine neue Studie feststellt.
Mit Baggern, Bulldozern und Planierraupen verändern Menschen die Landschaft – aber sie sind nicht die einzigen. Auch Tiere agieren als Architekten und Landschaftsplaner. Biber schaffen ganze Feuchtgebiete, Termiten erbauten meterhohe Hügel, Lachse formen Flussbette um. Wie sehr sie die Erdoberfläche gemeinschaftlich umgestalten, haben sich Forschende der Queen Mary University of London nun erstmals für eine Studie angeschaut.
„Diese Forschung zeigt, dass die Rolle der Tiere bei der Gestaltung der Landschaften der Erde viel bedeutender ist als bisher angenommen„, sagte Hauptautorin Gemma Harvey. Die meisten Studien, die bisher erstellt worden seien, betrachteten nur einzelne Tierarten. Für die Analyse trug das Forschungsteam systematisch Informationen über Süßwasser- und Landökosysteme zusammen.
Wie Tiere die Erde umgestalten: von Skorpionen bis Flusspferden
„Süßwasserkrebse verändern die Ufererosion und den Sedimenttransport“, nennen die Forschenden ein Beispiel, „Ameisenhügellandschaften beeinflussen die Bodenerosion und den Abfluss“.
Würden Biber in bestimmten Gegenden wieder angesiedelt oder daraus entfernt, habe das starke Auswirkungen darauf, wie Flusslandschaften aussehen. Auch grabende Skorpione und zahlreiche Fische wirkten auf die Landschaft ein, genauso wie Flusspferde, deren Spuren den Beginn von Entwässerungsnetzwerken darstellen könnten.
Es dürfte weitere Naturingenieure geben
Die Studie, die in den Proceedings der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass Wildtiere zusammengenommen unglaublich viel Energie zur Gestaltung der Erdoberfläche aufwenden. Diese Energie entspreche „Hunderttausenden von extremen Überschwemmungen„.
Das Team hat Effekte von mehr als 500 Wildtier- und 5 Nutztier-Arten zusammengetragen, darunter Insekten, Säugetiere, Fische, Vögel und Reptilien. Die Forschenden merken aber an, dass gerade Tiere in den Tropen und Subtropen durch mangelnde Forschung unterrepräsentiert seien – es also global gesehen viel mehr Tiere gebe, welche die Landschaften umgestalten.
Forschende: Effekte von Nutztieren sogar noch größer
Nutztiere, also Rinder, Yaks, Ziegen, Schafe und Pferde, dürften die geomorphologischen Prozesse sogar noch viel stärker beeinflussen, schreiben die Forschenden, weil es weltweit derart viele davon gebe und es sich um große Säugetiere handele. Ihr Beitrag wird in der Studie auf das 450-Fache von Wildtieren geschätzt.
Abschließend schreiben die Autor:innen, dass zahlreiche tierische Akteure wahrscheinlich übersehen werden – weil sie zu klein sind, etwa Insekten, oder weil sie unter Wasser oder unter der Erde leben. Bei anderen seien die Auswirkungen vielleicht nicht so offensichtlich.
Die Berechnungen stellten deswegen „ein Minimum und wahrscheinlich eine erhebliche Unterschätzung“ dar. Auch Küsten- und Meeresgebiete wurden nicht betrachtet.
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